Königsbrücke mit Kolonnaden, um 1790
Die Königskolonnaden wurden 1777-80 als architektonische Einheit mit der über den Festungsgraben führenden Königsbrücke errichtet. Die nach Plänen des Architekten Carl von Gontard erbauten beiden 52 Meter langen Hallen wurden aus gelbem Seehausener Sandstein errichtet. Der reiche plastische Schmuck stammt von Wilhelm Christian Meyer und Johann Wilhelm Schultze. Die eingeschossigen Wandelhallen dienten als Fußgängerpassage und beherbergten eine Reihe von Läden. Der Abriss der Königsbrücke um 1875 führte zur Zerstörung dieses klassizistischen Ensembles aus Brücke und Kolonnaden, so dass die Kolonnaden nur noch als Torso übrig blieben, der nach der Errichtung der Halle des Bahnhofs Alexanderplatz und die Bebauung mit mehrstöckigen Häusern kaum noch sichtbar war. Bereits seit 1882 gab es daher immer wieder Überlegungen, die Königskolonnaden an einen anderen Standort zu versetzen. Nach jahrelangen Diskussionen mussten die Kolonnaden der Errichtung des Warenhauses Wertheim und der damit einhergehenden Verbreiterung der Königstraße weichen und wurden 1910-11 in den damals neu angelegten Heinrich-von-Kleist-Park nach Schöneberg versetzt. Am neuen Standort an der Potsdamer Straße wurden sie auf das geplante Kammergericht ausgerichtet. Die Königskolonnaden gehören heute zu den bedeutendsten Berliner Bauwerken aus der Übergangszeit vom Rokoko zum Klassizismus.
(hier)
Wilhelm Christian Meyer, Merkur (1777-80)
Merkur, Hermes (Mythologie), griechisch Hermes, ein Sohn des Zeus und der Maja, die ihn in einer Höhle des Berges Kyllene gebar. Kaum zur Welt gekommen, entschlüpfte er der Wiege, ging nach Pierien und stahl dem Apollon die Rinderheerden. Um nicht entdeckt zu werden, legte er die Sandalen verkehrt an, oder trieb die Rinder rückwärts und ging selbst so. Unterwegs fand er die Schale einer Schildkröte, spannte die zusammengedrehten Därme von geschlachteten Rindern darauf und wurde so der Erfinder der Lyra. Apollon, die List des Götterknaben entdeckend, beklagte sich bei Maja; diese aber zeigte nach der Wiege, wo Merkur wieder in den Windeln schlief. Hierauf klagte Apollon bei Zeus, versöhnte sich jedoch, als ihm Merkur die Lyra abtrat, und ließ ihm dafür die Rinder. Auch die Syrinx erfand Merkur, indem er sich aus dem Rohr Pfeifen schnitt, und die Heerden weidete. In dieser Eigenschaft ist Merkur Hirtengott, Naturgottheit.
(So und mehr steht es im Damen Conversations Lexikon von 1834)