Natürlich war ganz Berlin baff, als an der Bismarckstraße in den Jahren 1959 bis 1961 Fritz Bornemanns Neubau der Deutschen Oper in die Höhe wuchs. Nichts da von repräsentativen Schmetter-Portalen. Kein Säulenluxus. Die jahrhundertelang geübte architektonische Erhabenheit machte sich aus dem Staube. Das neue Haus schien sich gleichsam mit dem Rücken gegen die „Große Oper“ zu stellen. Das war Berlins Opernpublikum nicht gewohnt. Natürlich wollte es liebend gern demokratisch sein, aber irgendwie sollte das Haus schließlich auch zu den Abendkleidern passen, die man seit langem daheim in den Schränken verwahrte und die auf ihren großen Auftritt warteten.
Faustgroße Kieselsteine, dicht an dicht in Beton gebettet. Eine Stirnwand von eher abweisendem Charakter. Und dann noch das Schlimmste: dieser überdimensionale schwarze, stählerne „Schaschlik-Spieß“, den Hans Uhlmann geformt und 20 Meter hoch vor dem Haus hatte aufrichten dürfen. Er wurde lauthals verflucht. Aber so war es fast jeder künstlerischen Außerordentlichkeit seit jeher gegangen. Wie die Neue Musik schließlich Zeit braucht, sich an sie zu gewöhnen, so auch Architektur und bildende Kunst.
(Quelle Berliner Morgenpost)
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