Matthias Grünewald

Matthias Grünewald im Kupferstichkabinett
Das Berliner Kupferstichkabinett besitzt mehr als die Hälfe aller Grünewald-Zeichnungen. Dank großzügiger Leihgaben aus Europa und den USA ist es jetzt erstmals gelungen, beinahe alle erhaltenen grafischen Arbeiten des Renaissancekünstlers an einem Ort zusammenzubringen. Insgesamt akzeptiert die Forschung heute 36 grafische Werke as eigenhändig, 35 sind in der Ausstellung versammelt.
(steht z.B. hier)

Grünewald

Als „mhaler adder wasserkunstmacher“, als Maler oder Wasserbauingenieur wird Matthias Grünewald in der offiziellen Mitteilung über seinen Tod 1528 in Halle bezeichnet. Tatsächlich hat er über weite Strecken seines Lebens beide Funktionen bekleidet: Als Hofkünstler der Mainzer Erzbischöfe war er zugleich für die Erneuerung der Brunnenwinde auf der Burg Klopp und den Einbau eines Kamins im Aschaffenburger Schloss zuständig, und an seinem letzten Wirkungsort Halle wurde er mit der Sanierung des maroden Wasserturms an der Gerbersaale betraut.

Die Kunstgeschichte hat die Berufstätigkeit Grünewalds lange Zeit als Nebensache behandelt und sich lieber auf die lichten Farbenspiele seiner Kreuzigungen, Verkündigungs- und Auferstehungsbilder konzentriert. Dass das ein Versäumnis war, hat schon der verdienstvolle Aufsatz von Hanns Hubach im Katalog der Karlsruher Grünewald-Schau im letzten Jahr gezeigt. In der Ausstellung von Grünewalds zeichnerischem Gesamtwerk, die das Berliner Kupferstichkabinett seit vergangener Woche präsentiert, kann man nun noch deutlicher sehen, wie sehr dieser Jahrhundertkünstler auch ein Mann des technischen Blicks, wie stark das überwältigende Pathos seiner Malerei von seinem handwerklichen Können geprägt ist.
(A. Kilb in der FAZ)

Johannes unter dem Kreuz
Johannes unter dem Kreuz, vor 1528

Im Gegensatz zur Proportion als einem Regelsystem beharrt Grünewald auf der Beobachtung, die ihn wie auf eine Entdeckungsreise über die dargestellte Figur schickt. Deutlich wird dies zum Beispiel in der Partie des Mundes, der selbst fast im Profil zu sehen ist, während die dahinter sichtbare Wange eine stärkere Drehung des Gesichtes zum Betrachter angibt.
(G. Seelig im Handbuch zur Sammlung des Kupferstichkabinetts)

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