Bilder von den Rändern der Gedankenlosigkeit
Miroslaw Balka in der Galerie Nordenhake
Wenige Zentimeter vom Schaufenster entfernt steht da ein Stein, aufgespießt auf eine einen Meter hohe Stahlstange, und wird von einem 25 Zentimeter breiten, quadratischen Sockel getragen, als habe sich die Skulpturtradition seit Alberto Giacometti oben zum Baustoff und unten zum Ausstellungsdesign bereinigt. Was die Galerie in einer Verlautbarung als Aufforderung zum Steinwurf interpretiert, könnte man ebenso als Kapitulation vor der Banalität des Materials verstehen. Kein Kapitell, keine Büste, keine Konstruktion und keine anthropomorphe Form – ein dummer Stein, mit unerleuchteten Nachbarn, denn zu seiner Seite ragt ein Balkongeländer vom Haus der Familie Balka auf, in den Betonsockel gesteckt wie in ein Scharnier; der Besucher soll an ihm drehen, bis der Stahl sich kreischend am Zementgemisch reibt. Dieser Mühlstein der ästhetischen Perspektivverweigerung wird von einem Brunnen mit billigem Branntwein begleitet, der wie die anderen Arbeiten die bloße eigene Bemaßung als Titel mit sich herumträgt.
(Gerrit Gohlke hier)