Warum stehe ich auf dem Moritzplatz? Ach ja, wir haben uns hier verabredet, heute zu dritt, im Niemandsland, am Nicht-Ort, am Rande des großen Kreisverkehrs. Ein einsames blaues U steht auf der runden Wiese in seiner Mitte. Der Moritzplatz hat noch immer mehr Lücken als Bebauung. Schwer vorstellbar, daß er vor dem Krieg einmal der belebteste Platz in Kreuzberg war.
Ich stehe in der Sonne und schaue auf die ehemalige Bechstein-Fabrik. Klaviere werden in dem Waschbetonpalast keine mehr gebaut. Mir gefallen die getönten Fensterbänder, bald soll dort umgebaut werden und ein Kreativkaufhaus einziehen.
(David Wagner in „Welche Farbe hat Berlin“, Verbrecher Verlag)