Ein Pan in der Kurfürstenstraße

PAN

Im Hof der Galerie Giti Nourbakhsch steht ein Pan von Sean Landers.

Als 490 v.u.Z. das persische Heer unweit Athens gelandet war, flehten die Athener die Götter um Beistand an. Die nachhaltigste Hilfe sollen sie der Sage nach von Pan erhalten haben, der unter den persischen Kriegern eine Panik auslöste. Zum Dank dafür weihten sie dieser Gottheit eine Grotte am Fuße der Akropolis und ehrten sie alljährlich mit Fackelläufen. Die Römer setzten ihren Feld- und Waldgott Faun mit dem Pan gleich. Seine Gemahlin war Fauna, die Göttin der Tiere.
Der neckische Hirtengott löste aber auch unter den Herden einen Schrecken aus, besonders in der brütenden Mittagshitze. Diese liefen in panischer Furcht davon. Der bocksfüßige Pan oder Faun stellte in Hain und Flur auch gern den Nymphen nach, die er verfolgte und zu erhaschen versuchte, ein beliebter Vorwurf der antiken wie der modernen Kunst. Vielleicht liefen die Nymphen aber nur davon, um die Faune aufzureizen. Woher käme sonst der Begriff Nymphomanie, worunter man gemeinhin Mannstollheit versteht?
Einige Griechen brachten den Namen des Gottes Pan mit dem Wort „pan“ in Verbindung, das All bedeutete. Sie wollten in ihm die Gottheit der allumfassenden Natur sehen. Jedoch ist der Gleichklang der beiden Worte nur zufällig.
Das griechische Wort „Pan“ in der Bedeutung „All“ wurde in der Neuzeit zur Bildung zahlreicher Begriffe verwendet. Panslawismus hießen zum Beispiel die Bestrebungen zur Vereinigung aller slawischen Völker. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam das Schlagwort „Panamerika“ für eine Zusammenfassung aller amerikanischen Staaten auf. 1923 erschien unter dem Titel „Paneuropa“ eine Schrift des Grafen Coudenhove-Kalergi. In ihr wurde der Zusammenschluß aller europäischen Staaten zu einem Alleuropa propagiert. Die Anhänger dieser Idee gründeten eine Paneuropäische Union mit Filialen in vielen Ländern.
Nach einer witzigen Klatschlegende, die freilich mit der Odyssee nicht übereinstimmt, soll Penelope während der Abwesenheit ihrem Gatten Odysseus ein Kind geboren haben, das den Namen Pan erhielt, weil „alle“ Freier an seiner Zeugung beteiligt waren.
(aus:
Helmut Wolle
Götter, Mumien und Hetären
Kulturgeschichtliche Miniaturen
Volk und Wissen, Berlin 1983)

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