Urlaubserinnerungen (2) – Lenin in Sassnitz

Lenin in Sassnitz

Eigentlich sollte die Abfahrt ohne Aufsehen erfolgen, aber auf dem Zürcher Bahnhof ging es dann munter zu, wie der deutsche Militärattaché beobachtete. Etwa hundert Russen hatten sich versammelt, die einen „schimpften wie die Rohrspatzen, sie brüllten, die Reisenden seien alle deutsche Spitzel und Provokateure oder ‚man wird euch alle aufhängen, ihr Judenhetzer'“. Ein junger Russe tat sich besonders hervor und rief immer wieder „Provokateure, Lumpen, Schweine“. Als der Zug ausfuhr, sangen jedoch die Parteifreunde Lenins auf dem Bahnsteig die „Internationale“.

Über Berlin führte der Weg dann nach Sassnitz auf Rügen, wo die Fähre nach Trelleborg, der schwedischen Hafenstadt, ablegte. Zwei Tage dauerte die Reise bis zur Ostsee-Insel.

Später hieß es, der wohl berühmteste Zug der Weltgeschichte sei plombiert gewesen, was Winston Churchill spotten ließ, Lenin wäre „wie ein Pest-Bazillus“ transportiert worden. Doch das stimmt nicht. Wohl waren drei Türen des Waggons plombiert, aber die vierte nutzten Platten und die beiden begleitenden deutschen Offiziere, um Milch für die Kinder entgegenzunehmen oder Zeitungen zu kaufen. Ein Kreidestrich auf dem Boden markierte die Trennung zwischen den „exterritorialen“ Abteilen der Russen und denen der Deutschen.
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