Dies Rom ist eine wunderliche Figurenwelt.
Dies Rom ist eine wunderliche Figurenwelt. Die ganze Entwicklungsgeschichte der Erde ist hier in Figuren zu finden, von den Museen des Vatikans und des Kapitols und den Kirchen herab bis auf die Springbrunnen des Bernini und die Marionettentheater. Wenn all diese Figuren lebendig würden, so könnten sie das römische Volk austreiben, und es sollte eine lustige Gesellschaft sein, die dann Rom bewohnte, vom Apollo im Belvedere bis zum kleinen Pagliazzo auf der Montanara und dem armen Erasmus, dem die Eingeweide aus dem Leibe gewunden werden. Aber das ist keineswegs ein burlesker Spaß für die Phantasie, sondern es ist für den Denkenden. Denn alle diese Figuren und Figürchen, Göttergestalten, Menschengestalten und Tierbilder sind ebensoviel geschichtliche Formen des Menschen und selbst alle aus seinem innersten Wesen durch große Prozesse von Entwicklungskämpfen vieler Zeitalter herausgeschaffen.
(Ferdinand Gregorovius, Wanderjahre in Italien – Römische Figuren)
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