Neue Prächtigkeit

Neue Prächtigkeit

Das gab es also auch im alten West-Berlin. Wie im falschen Film müssen sich die Studenten der TU beim Betreten ihrer Lichthof-Galerie fühlen. Die jungen Leute, momentan mit dem Hochschulstreik befasst, schauen hoch zu Bildern, die aus einer anderen Welt zu kommen scheinen und ostentativ unzeitgemäß sind: allesamt bizarr figürlich, dabei maltechnisch so perfekt, dass man nicht weiß, welcher Quelle sie entsprungen sein könnten, den Alten Meistern oder dem Sozialistischen Realismus.

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Vier Maler mischten ab 1973 den sogenannten guten Geschmack auf. Johannes Grützke und Matthias Koeppel, Manfred Bluth und Karlheinz Ziegler traten auf, selbstredend mit Manifest, das sie verlasen und als Flugblatt unter die Zuhörer warfen. „Die Schule der Neuen Prächtigkeit schwimmt als rettendes Floß auf dem Meer der allumfassenden Kläglichkeit“, hieß es. Dann folgte eine Aufzählung der Kläglichkeiten: armselige Stadtplanung, mehrheitsgläubige Demokratie, verkrachte Tischlerei, stotternde Literatur und „karierte“ Malerei. „Rettet Euch aus der Kläglichkeit: Werdet Schüler der Neuen Prächtigkeit!“, lautete der Appell.
(mehr von Ingeborg Ruthe: hier)

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