(Der Kunsthistoriker Hans Dickel über Trends im öffentlichen Raum, Zitty 25/2009)
Ist Berlin für Kunst im öffentlichen Raum eine besondere Stadt?
Die Stadt hat viel öffentlichen Raum, viel Kunst und eben auch viel Kunst im öffentlichen Raum. Für Touristen ist sie so etwas wie ein historischer Themenpark, daran können Künstler ganz gut andocken.
Sind wir nicht längst übersättigt von dieser Kunst?
Nein, denn die Ansätze haben sich geändert. Für die 60er Jahre hat man scherzhaft von einer „Invasion aus den Ateliers“ gesprochen. Für Kunst im öffentlichen Raum stand öffentliches Geld zur Verfügung, das haben die Künstler auch ausgeschöpft.
Kann die Kunst der Kommerzialisierung des Stadtraumes etwas entgegensetzen oder ist sie dazu verdammt, Teil des Spektakels zu sein?
Die Kunst war schon immer Teil des Spektakels und in der Geschichte wurde sie auch deswegen in Auftrag gegeben. Heute kann gute Kunst im öffentlichen Raum das Tempo drosseln, eine Art „Haltestelle“ bieten für eigenständiges Sehen und Denken.
Eine der hässlichsten Skulpturen Berlins. Wie wird man so etwas los? (Zitty, Kito Nedo)
Volksbegehren gegen die Deutsche Bahn halte ich für aussichtslos. (Dickel)
Hat Kunst im öffentlichen Raum kein Verfallsdatum? Sollte man bei manchen Werken nicht eine Deinstallation bedenken?
Nein, ich finde es im Gegenteil wichtig, dass Kunstwerke im öffentlichen Raum vertraglich gesichert sind. Viel zu oft muss man die Kommune drängen, ihrer Verpflichtung zum Erhalt nachzukommen. Denken sie etwa an die „Orte des Erinnerns“ von Renata Stih und Frieder Schnock im Bayrischen Viertel, ein international bekanntes Denkmal, das an die Repressionen und Deportation der Schöneberger Juden in der Nazizeit erinnert. Seine vielen Bild- und Texttafeln wurden in den letzten Jahren beschädigt oder verfielen, ohne dass sich die zuständigen Behörden darum gekümmert hätten.
Also ist grundsätzlich alles erhaltenswert?
Ja, fast alles, bis auf eine Sache: die bunten Berliner „Buddy-Bären“. Die gehören tatsächlich kollektiv entsorgt.