Luc Tuymans, Carpet (2023, Wolle, 800 x 1.000 cm, Privatsammlung)
Die Bodenarbeit wurde von Luc Tuymans in Auseinandersetzung mit der Geschichte des Akademiegebaudes am Pariser Platz produziert. Zu ihr gehört auch die Vertreibung der Künstlersozietät aus dem von Max Liebermann geführten Ausstellungshaus während des Nationalsozialismus. Der Teppich nimmt Bezug auf die berühmte Oberlichtkonstruktion aus der Zeit der Königlichen Akademie und die Maße des alten Grundrisses. Das Vibrierende der roten bis grau-violetten Farbtöne stimmt unruhig und lässt Ungutes ahnen. Das Motiv, das zunächst wie ein vergrößerter Blumenstrauß wirkt, geht auf Tracing zurück, ein kleines Ölbild aus dem Jahr 1994. Dieses wiederum zeigt eine Stickerei und stammt von einem Stuhl, auf dem jemand ermordet wurde. Luc Tuymans hat die Farben der Stickerei in ein rostiges Rot geändert, was an Blutflecken denken lässt. Das Dekorative wird auf diese Weise mit Gewalttätigem in Verbindung gebracht. „Dekorative Elemente können sich in Ornamente verwandeln, und das Ornament umschließt die Welt – das steht dann für eine kreisförmige Vorstellung, dass alles letztendlich zu derselben Quelle zurückkehrt.“
(aus dem Begleitheft zur Ausstellung)