Am 13. September 1806 wird Hölderlin unter Gewaltanwendung von Bad Homburg vor der Höhe nach Tübingen, ins Autenriethsche Klinikum abtransportiert. Der letzte Eintrag, am 21. Oktober 1806, ins Rezeptbuch der Autenriethschen Klinik, bevor Hölderlin (im Frühjahr 1807) in private Pflege entlassen wird, verzeichnet ein einziges Wort: Spazierengehen.
(Thomas Schestag in: Promenaden in: KOPFlandschaften LandschaftsGÄNGE – Kulturgeschichte und Poetik des Spaziergangs, Böhlau 2007)
Der Spaziergang
(Hölderlin)Ihr Wälder schön an der Seite,
Am grünen Abhang gemahlt,
Wo ich umher mich leite,
Durch süße Ruhe bezahlt
Für jeden Stachel im Herzen,
Wenn dunkel mir ist der Sinn,
Den Kunst und Sinnen hat Schmerzen
Gekostet von Anbeginn.
Ihr lieblichen Bilder im Thale,
Zum Beispiel Gärten und Baum,
Und dann der Steg der schmale,
Der Bach zu sehen kaum,
Wie schön aus heiterer Ferne
Glänzt einem das herrliche Bild
Der Lanschaft, die ich gerne
Besuch‘ in Witterung mild.
Die Gottheit freundlich geleitet
Uns erstlich mit Blau,
Hernach mit Wolken bereitet,
Gebildet wölbig und grau,
Mit sengenden Blitzen und Rollen
Des Donners, mit Reiz des Gefilds,
Mit Schönheit, die gequollen
Vom Quell ursprünglichen Bilds.
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