Temporäre Kunsthalle

Squatting

In der Temporären Kunsthalle Berlin:
squatting. erinnern, vergessen, besetzen

keinesfalls exakt vor exakt

Sven Johne
Großmeister der Täuschung
z.B. Joachim Boilstedt

Boilstedt

Joachim Boilstedt (GMDT/II/2005)
Die letzten Jahre vor dem Eintritt in den Vorruhestand waren wohl eher unbefriedigend: Joachim Boilstedt pflegte seit 1991 halbtags die städtischen Parkanlagen in Saalfeld. Im Frühjahr 2002 beschloss der damals 63-Jährige deshalb, Kosmonaut zu werden. Boilstedt baute sich daraufhin im heimischen Garten ein Raumschiff aus Blech und Sperrholz und startete. 63 Tage blieb er in seiner »Mission Future« getauften Rakete. Boilstedt hatte an alles gedacht; sein Raumschiff verfügte über eine ausgeklügelte Versorgungstechnik: ein Stromkabel versorgte Mini-Fernseher und Kühlbox, über ein Fallrohr konnte er seine Notdurft verrichten, und durch ein kleines Bullauge verpflegte ihn seine Ehefrau. »Am liebsten isst er Griesbrei oder Milchreis«, teilte sie der Lokalpresse mit. Boilstedt selbst berichtete durch sein Guckloch vorbeikommenden Schaulustigen von seiner Fahrt durch das All. Zwar ginge es sehr beengt zu im Raumschiff, jedoch würde ihm hier wenigstens die Schwerelosigkeit keine Sorgen bereiten. Alles bliebe wohl geordnet an seinem Platz. Einer Schulklasse hielt der einstige NVA-Panzerfahrlehrer einen Vortrag über den Aufbau des Sonnensystems und die Möglichkeiten, den Mars zu besiedeln. Einer zufällig vorbeikommenden Besuchergruppe aus Fulda empfahl sich Boilstedt als profunder Kenner sowjetischer Raumfahrttechnologie.

One Response to “Temporäre Kunsthalle”

  1. […] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Daniel Meister erwähnt. Daniel Meister sagte: Temporäre Kunsthalle http://mitue.de/?p=1120 […]

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