Stil und Rhythmus einer Stadt in CHB
Ein Mann steht am Morgen und am späten Nachmittag stundenlang vor dem U- und S-Bahnhof Friedrichstraße, um die Passanten fotografisch festzuhalten, die seinen Sinn auf irgendeine Weise ansprechen. Er ist mit einer professionellen Ausrüstung unterwegs, Stativ, Lampen und mehrere Kameras. Er wartet geduldig den richtigen Moment ab, wie Henri Cartier-Bresson und bereits viele andere vor ihm. Németh konstruiert ungewollt Geschichten. Anhand von Lebenssituationen vermutet man Lebenswege und Schicksale auf seinen Bildern. Bei der Betrachtung seiner Fotografien wird die menschliche Vielfalt und Tiefe bewusst – und die Oberflächlichkeit, zu der wir beim Passieren einer Straße notgedrungen gezwungen sind, wird offensichtlich. Dániel Németh ist privat nicht der Mensch der vielen Worte. Er erzählt keine Stories über seine Bekannten oder Arbeitskollegen. Wir wissen auch nach dem zweimonatigen Studienaufenthalt in Berlin nur das über ihn, was er für uns fotografiert hat. Er sublimiert höchstwahrscheinlich seine ganze Empathie für seine Artgenossen in diese von ihm ausgesuchten Momente, die er mit großer Bravour festhält und uns in dieser Ausstellung freilegt.