Höhepunkte des Tages:
Unser klimatisiertes Zimmer im Hotel und das Abendbrot mit Abendrot auf unserem Balkon.
Maschendrahtzaun?! – Offensichtlich hat man zu spät festgestellt, dass die Lücken in der Fassade für Kinder gefährlich groß sind … Maschendrahtprovisorium für die Dauer?
Heute sind wir beide stadtmüde. Drückende Hitze liegt über der Stadt. Es ist jetzt schon der dritte Tag ohne ein Wölkchen am Himmel. Zuerst wollten wir in dieses neue Ausstellungsgebäude MUCEM, aber die öffnen erst um 11 Uhr. Da hätten wir fast eine Stunde in praller Sonne warten müssen. Dann hatten wir die Idee, das Chateau d’If zu besuchen, aber auch da wartete schon eine riesige Touristenhorde auf das Boot, um sich zur Festung übersetzen zu lassen. Dort war Edmond Dantes unschuldig eingekerkert. Nach 14 Jahren Kerkerhaft konnte er entfliehen und kehrte als Rachegraf zurück, weiß Alexandre Dumas zu berichten. Das indische Rhinozerus, das am 24. Januar 1516 auf der Insel mit viel Pomp gezeigt wurde, hatte nicht so viel Glück. Auf der Weiterfahrt nach Rom kam das Schiff mit dem Rhino in ein Unwetter und versank. Von Dürer gibt es einen Holzschnitt dieses Panzernashorns, selbst hat er es nie gesehen.
Wir jedenfalls fühlen uns heute so schwer und träge wie ein, äh zwei Rhinos.
Natürlich sind Rhinos auch im Marseiller Funny Zoo.
Im Moment sitzen wir auf einer schattigen Bank im Park am Palais du Pharo. Dort waren wir gleich am ersten Tag und bewunderten Venets Bögen.
Marseille ist eine Steinwüste. Parks und Grünflächen gibt es kaum. Gestern waren wir im Parc Longchamp. Ein weiterer Ort mit einigen Bäumen. Dort findet im Museum der schönen Künste die Ausstellung Le Grand Atelier Du Midi statt; Impressionisten satt. Vor allem van Goghs „La Meridienne“ passte zu unserer heutigen Stimmung. Eben lese ich eine Rezension zu Genazinos „Das Licht brennt ein Loch in den Tag“. Wieso kenne ich das Buch nicht? Der Titel ist Wetterbericht.
Ausstellung im Museum der schönen Künste, Palais Longchamp (from van Gogh to Bonnard)
Essen in Frankreich ist eine einzige Enttäuschung. Vielleicht gibt die gehobene französische Küche her, was man ihr nachsagt, aber mit der Küche in den Straßen-, Hafen- und Strandlokalen von Marseille haben wir keine gute Erfahrungen gemacht.
Wie köstlich ist doch die einfache Mittelmeerküche in Portugal, Spanien, Italien oder auch Griechenland! Alles was wir hier In Marseille gegessen habe, war gewürzarm und kräuterfrei. Die Unsitte des „Bitte warten sie! Sie werden plaziert“ ist eine zusätzliche Zumutung.
Heute haben wir im Strandrestaurant „Le Bistro Plage“ gegessen, im Blick das Chateau d’If. Das Ambiente stimmte, mein Essen war eine Katastrophe: ein farbloser Käse-Linguine-Haufen. Folterküche aus der Zeit von Dantes Inhaftierung? Der Graf wird uns rächen.
Morgen fahren wir in der Frühe mit dem Zug nach Nizza. Vielleicht finden wir dort ein Restaurant, das den Ruf der Provence rettet.
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