Posts Tagged ‘Marseille’

Marseille XI (Jetzt ist es aber genug!)

Sonntag, September 15th, 2013

Marseille 217
Spiegelbild

Jetzt habe ich es geschafft. Alle Fotos unserer Marseille-Reise sind in dieser Flickr-Gruppe.

Marseille X (Walter Benjamin)

Samstag, August 24th, 2013

Marseille 099 Männlein

Walter Benjamins Beziehung zu Marseille ist die Geschichte von Extremlagen, von Ausnahmezuständen, die sein Leben und wahrscheinlich auch seinen Denken beschleunigt und – als hätte in Marseille eine Zeitbombe getickt – verfrüht seinem tragischen Ende entgegengetrieben haben.
(mehr hier)

Marseille 097

Marseille 090 Wäsche

Marseille IX (Funny Zoo)

Freitag, August 23rd, 2013

Ganz Marseille ist ein lustiger Zoo.

Marseille 080 Rhino

Marseille 029

Marseille 084 Wisent

Marseille 082 Stier

Marseille 086 Giraffe

Marseille VIII (Schöner Empfang)

Donnerstag, August 22nd, 2013

Marseille 061 Bahnhofstreppe

Die Bahnhofstreppe zum Bahnhof St. Charles in Marseille wurde 1848 erbaut und verbindet den Boulevard d’Athènes mit dem Bahnhofsvorplatz.

Marseille 058 Bahnhofstreppe

Marseille 060 Bahnhofstreppe

Noch bevor meine erste Woche in Marseille zu Ende ging, hatte es sich offenbar in der gesamten nicht besetzten Zone herumgesprochen, dass ein Amerikaner aus New York gekommen war, wie ein Engel vom Himmel gefallen sei, Taschen voller Geld und Pässe habe, so dass er jedes beliebige Visum im Handumdrehen besorgen konnte.
Wer war dieser mysteriöse Mister Fry aus New York, der am 14. August 1940 die große Bahnhofstreppe in Marseille zum Boulevard d’Athènes hinabstieg und im Hotel „Splendide“ nach einem Zimmer fragte?
(hier geht es weiter mit Der Amerikaner Varian Fry in Marseille 1940-41)

Marseille 064 Bahnhofstreppe

Genau drei Stunden braucht der doppelstöckige Hochgeschwindigkeitszug für die 769 Kilometer von Paris, stündlich wandeln neue Ankömmlinge über 104 Stufen die monumentale, von pseudoantiken Skulpturen gesäumte Bahnhofstreppe hinunter, genießen dabei den Traumblick auf Marseille. Links die trutzige Kathedrale Notre-Dame-de-la-Garde, hoch oben in den Felsen.
(hier mehr)

Marseille 062 Bahnhofstreppe

Marseille VII (Triumphbogen)

Mittwoch, August 21st, 2013

Marseille 044 Triumphbogen

Der Bahnhof Saint-Charles liegt im Norden der Stadt, von da ist es nicht weit bis an das Herz von Marseille: an den Hafen. An einem Triumphbogen vorbei – der Triumphbogen der französischen Städte ist das Schillerdenkmal der deutschen – durch belaubte Straßen … Das Gewimmel ist nicht gar so bunt, wie man es sich vorgestellt haben mag. Noch im Jahre 1901 konnte ein französischer Reiseschriftsteller, André Hallays, von dem »turbulenten Nichtstun« in Marseille sprechen – das ist anders geworden. Die Stadt hat wahrscheinlich viel von ihrer Buntheit der Menschen, aber nichts von ihrer malerischen Großartigkeit der Anlage verloren. In den Straßen klingelt die Elektrische, gehen und kommen die Leute, verkaufen kleine Buden Zuckerzeug und Zeitungen; wenn man morgens durch einen Spalt der Fensterläden hinuntersieht, unterscheidet sich das Ganze nicht gar so sehr von Görlitz.
(Kurt Tucholski alias Peter Panter in der Vossischen Zeitung, 22.11.1924))

Marseille 030 Triumph

Marseille 040 Triumphbogen

Marseille 039 Triumphbogen

Marseille ist Frankreichs älteste Stadt:
Bereits um 600 v. Chr. zeigten sich die griechischen Phokäer aus Kleinasien begeistert von dem durch hohe Berge geschützten natürlichen Hafenbecken. Als Massalia ging der Ort in die Annalen ein. Von hier aus trieben die neuen Siedler einen schwungvollen Handel mit den Mittelmeer-Anrainern. Im Jahre 49 v. Chr. übernahmen die Römer unter Julius Cäsar das Kommando über Stadt und Hafen. Und in späteren Jahrhunderten tummelten sich hier Ostgoten, die von den Normannen abgelöst wurden.
Eine Zeitlang eine Grafschaft im Königreich Burgund, fiel die Stadt zusammen mit der ganzen Provence 1481 an die französische Krone. „Welche Zeugen aus dem Altertum wohl noch in der Erde ruhen“, sagt Mélina. Mit seiner glorreichen Vergangenheit hielt die Stadt sich jedoch nicht lange auf. Im 19. Jahrhundert wurde Marseille nach dem Pariser Vorbild des Barons Georges Haussmann mit einem Netz breiter Boulevards neu gestaltet. Protzbauten mit klassizistischen Elementen entstanden. Mit dem Triumphbogen an der Porte d’Aix setzte das Kaiserreich sich ein Denkmal für die Ewigkeit.
(mehr hier)

Marseille 043 Triumphbogen

Marseille VI (Ungeordnete Impressionen)

Montag, August 19th, 2013

Abreise 08

Höhepunkte des Tages:
35 Minuten warten auf unser Gepäck in Schönefeld.
Wir erreichen erlebnisprall Königs Wusterhausen.

Abreise 07

Abreise 02

Es soll ja Menschen geben, die nicht gern unterwegs sind. Manchen ist ihr Wohnort genug, andere scheuen die Unvorhersehbarkeiten einer Reise. Man erzählt von einem französischen Grafen, der eine umfangreiche Bibliothek sein eigen nannte und sich auf seinem Schloss in der französischen Provinz nicht langweilte bis er Dickens las. Ihn überkam eine große Lust, London zu besuchen. Er kam bis Paris. Dort besann er sich eines Besseren: Was kann eine Reise mehr an Wissen bringen als ein guter Roman? Mit der Literatur kann man ohne Beschwerlichkeiten durch Raum und Zeit strolchen. Man kann sogar entspannt Leuten begegnen, um die man sonst aus verschiedensten Gründen einen weiten Bogen machen würde. Und bequem lässt es sich im Ohrenlesesessel reisen – keine Angst vor Verspätungen und verpassten Anschlüssen, kein unbequemes Bett in einem schmutzigen Hotel und keine Irrwege auf der Suche nach der Seele der fremden Stadt.

Abreise 06

Abreise 01

Wir reisen gern, noch reicht es uns nicht, nur die Reiseliteratur zu studieren und die Literaten des Landes zu lesen.
Wir wissen aber inzwischen schon, dass man sich in Zeiten des Pauschaltourismus nicht alles antun muss, was lautstark angepriesen wird. Eine Bootsfahrt vom Festland auf eine kahle Insel bleibt in jedem Land eine Bootsfahrt auf eine kahle Insel. Wenn man das einmal gemacht hat, braucht man sich nicht anzustellen, um dann auf dem Boot an schwitzenden Touristen festzukleben. Das gilt auch für Ile d’If, zumal die Leiden des Edmond Dante sowieso nur imaginär sind.
Es lässt sich – einen wahren Dichter vorausgesetzt – beschreiben, was die Augen sehen, schwieriger ist es, die Gerüche und Geräusche einer Stadt wiederzugeben.

Abreise 05

Geräusche. – Oben in den menschenleeren Straßewn des Hafenviertels sitzen sie so dicht und so locker wie in heißen Beeten die Schmetterlinge. Jeder Schritt schreckt ein Lied, einen Streit, Klatschen triefenden Leinenzeugs, Brettergerassel, Säuglingsgejammer, Klirren von Eimern auf. Nurmuss man sich allein hierher verloren haben, um ihnen mit dem Kescher nachzufolgen, wenn sie taumelnd in die Stille entflattern. Denn noch haben in diesen verlassenen Winkeln alle Laute und Dinge ihr eigenes Schweigen, wie es um Mittag auf Höhen ein Schweigen der Hähne, ein Schweigen der Axt, ein Schweigen der Grillen gibt. Aber die Jagd ist gefährlich, und zuletzt bricht der Häscher zusammen, wenn ihn wie eine riesenhafte Hornisse von hinten ein Schleifstein mit dem zischenden Stachel durchbohrt.
(Walter Benjamin, Marseille)

Abreise 09

Abreise 04

Wir sind viel zu früh auf dem Flughafen Nice, aber: Sicher ist sicher, denn nichts ist easy bei EasyJet (siehe Abenteuer in Marseille, 1. Tag). Die Zeit, ein richtiges Restaurant zu suchen, haben wir uns heute nicht genommen.

Abreise 10

Morgen gehen wir wieder arbeiten. In 5 Wochen haben wir richtigen Urlaub, nicht nur so ein beidseitig verlängertes Wochenende. Zur Vorbereitung wird Pessoa gelesen. Wo geht es hin?

If our lives are dominated by a search for happiness, the perhaps few activities reveal as much about the dynamics of this quest – in all its ardour and paradoxes – tha our travels. They express, however inarticulately, an understanding of what life might be about, outside the contraints of work and the struggle for survival.
(Alain de Botton, The Art of Travel)

Abreise 03 Hinweis

Marseille V (Abendbrot mit Abendrot)

Sonntag, August 18th, 2013

Tag V Abendbrot

Höhepunkte des Tages:
Unser klimatisiertes Zimmer im Hotel und das Abendbrot mit Abendrot auf unserem Balkon.

Tag V MUCEM 1

Tag V MUCEM 4

Tag V MUCEM 2
Maschendrahtzaun?! – Offensichtlich hat man zu spät festgestellt, dass die Lücken in der Fassade für Kinder gefährlich groß sind … Maschendrahtprovisorium für die Dauer?

Heute sind wir beide stadtmüde. Drückende Hitze liegt über der Stadt. Es ist jetzt schon der dritte Tag ohne ein Wölkchen am Himmel. Zuerst wollten wir in dieses neue Ausstellungsgebäude MUCEM, aber die öffnen erst um 11 Uhr. Da hätten wir fast eine Stunde in praller Sonne warten müssen. Dann hatten wir die Idee, das Chateau d’If zu besuchen, aber auch da wartete schon eine riesige Touristenhorde auf das Boot, um sich zur Festung übersetzen zu lassen. Dort war Edmond Dantes unschuldig eingekerkert. Nach 14 Jahren Kerkerhaft konnte er entfliehen und kehrte als Rachegraf zurück, weiß Alexandre Dumas zu berichten. Das indische Rhinozerus, das am 24. Januar 1516 auf der Insel mit viel Pomp gezeigt wurde, hatte nicht so viel Glück. Auf der Weiterfahrt nach Rom kam das Schiff mit dem Rhino in ein Unwetter und versank. Von Dürer gibt es einen Holzschnitt dieses Panzernashorns, selbst hat er es nie gesehen.
Wir jedenfalls fühlen uns heute so schwer und träge wie ein, äh zwei Rhinos.

Natürlich sind Rhinos auch im Marseiller Funny Zoo.

Tag V Chateau 1

Tag V Chateau 2

Im Moment sitzen wir auf einer schattigen Bank im Park am Palais du Pharo. Dort waren wir gleich am ersten Tag und bewunderten Venets Bögen.
Marseille ist eine Steinwüste. Parks und Grünflächen gibt es kaum. Gestern waren wir im Parc Longchamp. Ein weiterer Ort mit einigen Bäumen. Dort findet im Museum der schönen Künste die Ausstellung Le Grand Atelier Du Midi statt; Impressionisten satt. Vor allem van Goghs „La Meridienne“ passte zu unserer heutigen Stimmung. Eben lese ich eine Rezension zu Genazinos „Das Licht brennt ein Loch in den Tag“. Wieso kenne ich das Buch nicht? Der Titel ist Wetterbericht.

Tag V Mittagspause
Ausstellung im Museum der schönen Künste, Palais Longchamp (from van Gogh to Bonnard)

Essen in Frankreich ist eine einzige Enttäuschung. Vielleicht gibt die gehobene französische Küche her, was man ihr nachsagt, aber mit der Küche in den Straßen-, Hafen- und Strandlokalen von Marseille haben wir keine gute Erfahrungen gemacht.
Wie köstlich ist doch die einfache Mittelmeerküche in Portugal, Spanien, Italien oder auch Griechenland! Alles was wir hier In Marseille gegessen habe, war gewürzarm und kräuterfrei. Die Unsitte des „Bitte warten sie! Sie werden plaziert“ ist eine zusätzliche Zumutung.
Heute haben wir im Strandrestaurant „Le Bistro Plage“ gegessen, im Blick das Chateau d’If. Das Ambiente stimmte, mein Essen war eine Katastrophe: ein farbloser Käse-Linguine-Haufen. Folterküche aus der Zeit von Dantes Inhaftierung? Der Graf wird uns rächen.

Tag V Funny 1

Tag V Funny 2

Tag V Funny 3

Morgen fahren wir in der Frühe mit dem Zug nach Nizza. Vielleicht finden wir dort ein Restaurant, das den Ruf der Provence rettet.

Tag V Nice
Am Strand von Nizza

Marseille IV (Die Wohnmaschine)

Samstag, August 17th, 2013

Tag IV Daumen
Phallischer Daumen von Cesar 

Höhepunkte des Tages:
Das kalte Bier im Irish Pub und die Wohnmaschine von Le Corbusier.

Tag IV O'Brady's
Rettung! Wenn das O’Brady’s jetzt noch offen hätte …

Tag IV Asshole's Garage
Offen! Sogar auf’s Klo konnte man gehen.

Das sind die schönsten Erlebnisse. Wir wollen ins Museum für zeitgenössische Kunst irgendwo ziemlich weit vom Stadtzentrum entfernt. Unterwegs etwas essen und trinken natürlich. Nach ein paar Kilometern merken wir, dass wir in die falsche Richtung gegangen sind, wirklich 180 Grad in die falsche Richtung, also dieselbe gesichtslose Straße zurück. Dann sind wir richtig, aber die Gegend hat sich nicht gebessert. Das ist so eine Art Gewerbegebiet durch das wir laufen. Kein Mensch zu sehen, es ist Sonntag, es sind 31 Grad im Schatten und überall ist Sonne. Kein Restaurant weit und breit. Die Chance ist klein, dass das Irish Pub dort vorn in dem einzigem älteren Haus geöffnet hat. Es ist 2 pm, da halten anständige Pub-Kunden ihren Mittagsschlaf. Einmal auf die Klinke drücken kann aber nicht schaden. Die Tür öffnet sich, ein kühler Gastraum, die einzige Celtic FC Fankneipe in Frankreich, endlich ein Wirt, der uns versteht und zwei Sandwiches in den Ofen schiebt und vor allem ein wunderbar kühles Bier ausschenkt. Ansonsten sind keine Gäste anwesend. Gabi trinkt Guinness, ich nehme ein Lager. Wir fühlen uns wie Gott in Irland.

Tag IV Endlich
Zum Museum. Gleich sind wir da!

Tag IV mac
Jetzt nur noch über die Keramikbrücke von Shen Yuan.

Danach finden wir dann gelöst locker, leicht beschwipst das Museum (Daumen hoch) und auf dem Heimweg nehmen wir dann sogar die Wohnmaschine von Le Corbusier wahr, die wir auf dem Hinweg ganz übersehen hatten. Die Unité d’Habitation von Marseille wurde 1947 gebaut.

Alle Maße der Unité d’Habitation von Marseille waren nach dem von Le Corbusier entwickelten Maßsystem Modulor bestimmt worden, das auf dem Goldenen Schnitt basiert und natürliche beim Menschen auftretende Maßrelationen berücksichtigt.

Tag IV Le C 3
Begrüßung an der Wohnmaschine

Das gesamte Gebäude ist 137 Meter lang und 24,50 Meter breit. … Die Unite d’Habition umfasst 18 Geschosse. Das letzte bildet eine Dachterrasse in 56 Metern Höhe. … Eine der wichtigsten Besonderheiten des Gebäudes ist, dass es auf Stützen steht, das heißt der gesamte Skelettbau wird von großen Betonpfählen getragen, zwischen denen der Boden frei steht. … Die Säulen versperren den Boden nicht und bieter einen freien Blick auf das gesamte Gelände, denn, wie es Le Corbusier ausdrückte: „der Blick des Fußgängers kann unter dem Haus frei schweifen“.
(Andre Wogenscky aus: Die Wohneinheit Le Corbusier)

Tag IV Le C 1

Tag IV Le C 2

Am Abend gehen wir zum Hafen und essen im Restaurant Bouillabaisse. Marseille und diese Fischsuppe soll ja irgendwie zusammen gehören, aber eigentlich hätten wir gewarnt sein müssen durch die Lektüre diverser Reiseberichte und Web-Infos.
Es war eine ungewürzte wässrige Angelegenheit, die wir da im Restaurant Nr. 13 im Hafen serviert bekamen. Wenn sie doch wenigstens Meerwasser genommen hätten.

Tag IV Fischsuppe
Sieht ganz gut aus, schmeckt aber nicht so.

Marseille III (Zur Notre Dame de la Garde)

Freitag, August 16th, 2013

Tag3 Notre Dame 1
Etwas über die Brüstung gebeugt sieht man von unserem Balkon (mit dem Teleobjektiv) Notre Dame de la Garde über uns wachen

Höhepunkte des Tages:
Der Blick von Notre Dame de la Garde über Stadt und Meer.

Tag3 Notre Dame 2

Insgesamt habe ich die Reise ganz gut vorbereitet, aber was hilft das, wenn man alle Notizen und Stadtpläne zu Hause vergisst.

Wir sind Fußgänger. Eine Stadt erkunden wir per Fuß, Schritt für Schritt. Vor jeder Reise erkundigen wir uns, wie der öffentliche Nahverkehr funktioniert, wie man mit welchem Verkehrsmittel wohin kommt und zu welchem Tarif. Genutzt haben wir dieses Wissen nur selten. Alles in einer Entfernung von weniger als 5 km ist locker zu Fuß zu erreichen, da lohnt es sich doch nicht, die nächste Busstation zu suchen oder den Metroeingang, es könnte ja auch einer von Kippenberger (Metro-Net) sein. Und in diese albernen gummibereiften Touristenbeförderungs- und -bespaßungsbahnen steigen wir nicht ein.

Tag 3 4

Tag3 5
Das ist Pierre Puget.

So auch heute. Von unserem Balkon sehen wir Notre Dame de la Garde, damit kennen wir die Richtung und los geht’s. Man kommte bei dieser Vorgehensweise durch Stadtteile, die man sonst bei nach Befragung eines Baedecker nie betreten hätte. Das ist oft spannend und wir sind stolz, wenn das Ziel trotz vieler Umwege erreicht wird. Der Ausblick über die Stadt von Notre Dame de la Garde ist grandios.

Grand Hotel
Es wäre surrealistisch anzunehmen, dass das unser Hotel gewesen wäre.

Am Abend sind wir froh, wenn wir kreuzlahm das Hotel finden.

Marseille II (Erste Eindrücke)

Donnerstag, August 15th, 2013

Ombriere
Wir sehen uns im Spiegeldach von Norman Foster

Höhepunkte des Tages:
Der Anblick des Hafens ist gewaltig, ein großes stadtumrandetes Becken.
Der Anblick von Venets Bögen war überraschend.

Tag2 Bahnhof1
An der Bahnhofstreppe

Weichbilder sind der Ausnahmezustand der Stadt, das Terrain, auf dem ununterbrochen die große Entscheidungsschlacht zwischen Stadt und Land tobt. Sie ist nirgends erbitterter zwischen Marseille und der provençalischen Landschaft.
(W. Benjamin, Städtebilder)

Bei der Anfahrt mit dem Zug gestern abend durften wir dieser Schlacht en passant zuschauen. Der Marseiller Hauptbahnhof war bei unserer Ankunft unbelebt wie ein Provinzbahnhof. Ein Klavierspieler ließ vor einem McDonalds in der Bahnhofshalle avantgardistische Weisen erklingen. Als wir später auf der Suche nach einer Spätverkaufsstelle (Alkohol und sonstige überlebenswichtige Lebensmittel) noch einmal vorbeikamen, ließ er zwei Kinder vierhändig üben. McDonalds war leer gespielt.

Tag2 Bahnhof
Blick die Bahnhofstreppe hinunter

Und noch etwas tut Lalla gern: Sie setzt sich auf die große Freitreppe vor dem Bahnhof und schaut den Reisenden zu, die die Stufen hinauf- oder hinabgehen … Lalla bleibt gern in der Nähe des Bahnhofs. Dort hat man den Eindruck, als sei die große Stadt noch nicht ganz fertig, als gäbe es noch jenes große Loch, durch das weiterhin Leute ankommen und weggehen.
(Jean-Marie G. LeClezio, Erste Eindrücke)

Tag2 Weichbild

Unser Hotelzimmer ist eine Überraschung. Wer erwartet in Frankreich für nur 72 € die Nacht ein gut ausgestattetes Apartment mit Meer-, Stadt- und Triumphbogenblick, Balkon inklusive?

Tag2 Triumph
Arc de Triomphe

Wie immer am ersten Tag in einer unbekannten Stadt, haben wir uns vom Zufall durch die Stadt treiben lassen; vormittags drei Stunden und nachmittags 4 Stunden. Jetzt müssen wir die Füße kühlen, aber wir haben Venets Bögen gesehen.

Tag2 Venet 1

Tag2 Venet 2
Bernhard Venet

Das mit dem Mittagessen hat nicht ganz so geklappt. Der Kellner erklärte mit Händen und Füßen die Speisekarte. Wir waren dann überzeugt, dass wir ein saftiges, mit reichlich Knoblauch gewürztes Steak bekommen würden. Es gab dann Leber.

Wir hätten vielleicht doch dem Schneckenmann am Hafen seine Beute abnehmen sollen (oder ein paar Worte mehr französisch lernen). Er hatte eine große Aktentasche mit Schnecken auf dem Hafenpflaster gelegt, darin Hunderte von Schnecken, die nach und nach heraus gekrochen kamen. Auf Käufer brauchte er nicht lange warten, der erste kaufte gleich alle auf. Die Schnecken kamen in eine Plastetüte.

Tag 2 Schneckenmann