Wir sehen uns im Spiegeldach von Norman Foster
Höhepunkte des Tages:
Der Anblick des Hafens ist gewaltig, ein großes stadtumrandetes Becken.
Der Anblick von Venets Bögen war überraschend.
Weichbilder sind der Ausnahmezustand der Stadt, das Terrain, auf dem ununterbrochen die große Entscheidungsschlacht zwischen Stadt und Land tobt. Sie ist nirgends erbitterter zwischen Marseille und der provençalischen Landschaft.
(W. Benjamin, Städtebilder)
Bei der Anfahrt mit dem Zug gestern abend durften wir dieser Schlacht en passant zuschauen. Der Marseiller Hauptbahnhof war bei unserer Ankunft unbelebt wie ein Provinzbahnhof. Ein Klavierspieler ließ vor einem McDonalds in der Bahnhofshalle avantgardistische Weisen erklingen. Als wir später auf der Suche nach einer Spätverkaufsstelle (Alkohol und sonstige überlebenswichtige Lebensmittel) noch einmal vorbeikamen, ließ er zwei Kinder vierhändig üben. McDonalds war leer gespielt.
Blick die Bahnhofstreppe hinunter
Und noch etwas tut Lalla gern: Sie setzt sich auf die große Freitreppe vor dem Bahnhof und schaut den Reisenden zu, die die Stufen hinauf- oder hinabgehen … Lalla bleibt gern in der Nähe des Bahnhofs. Dort hat man den Eindruck, als sei die große Stadt noch nicht ganz fertig, als gäbe es noch jenes große Loch, durch das weiterhin Leute ankommen und weggehen.
(Jean-Marie G. LeClezio, Erste Eindrücke)
Unser Hotelzimmer ist eine Überraschung. Wer erwartet in Frankreich für nur 72 € die Nacht ein gut ausgestattetes Apartment mit Meer-, Stadt- und Triumphbogenblick, Balkon inklusive?
Wie immer am ersten Tag in einer unbekannten Stadt, haben wir uns vom Zufall durch die Stadt treiben lassen; vormittags drei Stunden und nachmittags 4 Stunden. Jetzt müssen wir die Füße kühlen, aber wir haben Venets Bögen gesehen.
Das mit dem Mittagessen hat nicht ganz so geklappt. Der Kellner erklärte mit Händen und Füßen die Speisekarte. Wir waren dann überzeugt, dass wir ein saftiges, mit reichlich Knoblauch gewürztes Steak bekommen würden. Es gab dann Leber.
Wir hätten vielleicht doch dem Schneckenmann am Hafen seine Beute abnehmen sollen (oder ein paar Worte mehr französisch lernen). Er hatte eine große Aktentasche mit Schnecken auf dem Hafenpflaster gelegt, darin Hunderte von Schnecken, die nach und nach heraus gekrochen kamen. Auf Käufer brauchte er nicht lange warten, der erste kaufte gleich alle auf. Die Schnecken kamen in eine Plastetüte.
Tags: Marseille