Eine Fassade von Gonzalo Borondo
Archive for Juni, 2016
Der heilige Sebastian in Tegel
Mittwoch, Juni 29th, 2016Kunstspaziergänge – München und Umgebung (12)
Montag, Juni 27th, 2016Und was ist mit den Denkmälern, den Mahnmalen für historische Ereignisse, Qualen der Menschen oder gar ihre tödlichen Abenteuer? So wenige dieser Monumente kenne ich, und das, obwohl sie über ganz Europa verteilt sind! Solche Mühe ist erforderlich, bis der Künstler, ein Mann mit mir unbekanntem, doch sicherlich berühmten Name, dessen Form dem dienstbaren Lehme, dem Urstoff der Welt, wie viele sagen, oder wesentlich härteren Materialien abringt, bis die endgültige Gestalt aus Granit oder gegossener Bronze einen wunderschönen Platz ziert. Ist es denn wahr, was man in den interessanteren der Vereinigungen von Müßiggängern erzählt, eine gewisse Person aus der Zunft der Steinmetze habe ein lebendes menschliches Geschöpf mit todbringendem Blei übergossen und so eine Hohlform erhalten, welche bis zur letzten Pore dem Vorbild ähnele? Sicher gehört die Anekdote ins Reich der Legende, trotzdem lohnt sich der Gedanke, wie in künstlerischen Werken, hiesigen ebenso wie ausländischen, eine derartige Ähnlichkeit erzielt werden konnte.
(meint der Apothekergehilfe Hinko Hinkovic in Bora Cosics (Brigitte Döbert) Roman „Die Tutoren„)
SCULPTURE AS PLACE
Sonntag, Juni 26th, 2016Carl Andre im Hamburger Bahnhof
I don’t want to make works that hit you over the head or smash you in the eye. I like works that you can be in the room with and ignore when you want to ignore them.
(Carl Andre, 1974)
Für Carl Andre hat man sogar die Gartenskulptur von Dieter Roth weggeräumt.
My work doesn’t mean anything, it’s just the presentation of materials in the clearest form I can make it.
(Carl Andre, 2013)
Doch auch mit einigen Überraschungen wartet die über 300 Werke umfassende Ausstellung auf. Sein gerade in Europa bislang kaum beachtetes dichterisches Werk in Nähe zur Konkreten Poesie kommt ebenso zum Zug wie die fast vergessenen Assemblagen aus Fundstücken namens Dada Forgeries, die Ende der 1950er Jahre entstanden. Höchst süffisant zerlegte Andre darin den massiven Einfluss von Marcel Duchamp auf die Moderne.
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Chronographia
Samstag, Juni 25th, 2016Gülsün Karamustafa im Hamburger Bahnhof
Gülsün Karamustafa (geb. 1946) gilt als eine der bedeutendsten Künstlerinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Türkei, wo ihr Werk jüngere Künstlergenerationen seit den 1990er Jahren bis heute maßgeblich beeinflusst hat.
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Kunstspaziergänge – München und Umgebung (11)
Freitag, Juni 24th, 2016Manifesto
Donnerstag, Juni 23rd, 2016„Manifesto“ ist ein Kunstprojekt des Videokünstlers Julian Rosefeldt in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk. Cate Blanchett verkörpert dabei in zwölf Episoden höchst unterschiedliche Frauen, die Künstler-Manifeste in verschiedenen Lebenssituationen darbieten.
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Im Museum Hamburger Bahnhof in Berlin wird jetzt Rosefeldts grandiose Filminstallation „Manifesto“ (2014/15) gezeigt, die mit den aufwendigen Kostümen und verschiedensten Bühnenbildern – von Tanzpalästen und Friedhöfen bis zu postapokalyptischen Monumentalbauten reicht die Auswahl der Kulissen – wie die Quersumme aller rosefeldtschen Kinoliebe wirkt.
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Kunstspaziergänge – München und Umgebung (10)
Mittwoch, Juni 22nd, 2016Sorolla in der Kunsthalle München
Mit seinem unverwechselbaren Stil, der sich durch kompositorische Kraft, eine sichere, lockere Pinselschrift und eine außergewöhnliche Farbigkeit auszeichnet, trug er zur Entwicklung eines Naturalismus bei, der den Glanz und die Lichthaltigkeit des Impressionismus mit der zeichnerischen Sicherheit, der kompositorischen Festigkeit und der malerischen Eleganz der alten Meister, etwa der von Diego Velasquez, vereint.
(Blanca Pons-Sorolla im Katalog zur Ausstellung)
Zu versuchen, etwas zu begreifen, ist unermesslich anstrengender als verwirrt zu bleiben. Bloß geben wir das häufig nicht zu. Sind wir in einem Museum, loben wir erst mal alles, was nicht Wand ist, und manchmal auch die Wand.
(Saša Stanišic in „Mo und ich für die Dauer der Reise“ in „Fallensteller“, Luchterhand 2016)
In der Sorolla-Ausstellung sind wir zum Glück nicht auf uns allein gestellt. Bis zum Schluss haben wir es nicht glauben wollen, aber Frau Thiel war wirklich nur für uns da (Vielen Dank noch einmal an die großzügigen Spender). Ihre Führung und ihre Begeisterung für die Malerei Sorollas ist ansteckend. Natürlich haben wir den Katalog gekauft, um die vielen Hinweise zu Sorollas Maltechnik (Sorollismo) in Ruhe nachvollziehen zu können.
Ich habe es befürchtet, eine Kunstreise heckt die nächste. In Madrid gibt es das „Museo Sorolla“ und in New York „The Hispanic Sciety of America“ mit Sorolla satt.
Kein Museum in Deutschland besitzt einen Sorolla, dabei bewies Hugo von Tschudi durchaus Gespür, als er schon 1896 und dann noch 1902 jeweils ein Sorolla-Gemälde für die Nationalgalerie in Berlin erwarb. Diese Werke wurden aber schon 1929 von Ludwig Justi wieder verkauft, um Mittel für den Ankauf eines van Gogh zu erhalten. Hätte man damals diesen Verkauf nicht zugelassen, würden heute in jedem deutschen Wartezimmer Sorollas statt van Goghs hängen. Unsere persönliche Fachfrau weist uns auf eine Besonderheit in der Malweise von Sorolla hin. Kurz bevor er ein Werk vollendete, ging Sorolla ein, zwei Schritte zurück, überlegte kurz, sättigte den Pinsel noch einmal, für dieses Bild zum letzten Mal mit leuchtender Farbe und fügte dann blitzschnell noch vier, fünf Punkte oder einige kurze Striche hinzu.
Ach, und dann sind da noch die Ohren des Fischers am „Ende eines Arbeitstages“, die schönsten, in kräftigem Rot leuchtenden Ohren der Kunstgeschichte.
Auch das „Ende eines Arbeitstages. Jávea“ sehen wir wohl durch eine touristische Brille, wenn im Hintergrund der beiden Fischer, die ihre Jolle an Land ziehen, die Steilküste im Abendlicht glüht und das Meer nur so im Auge prickelt vor saftigen Blau- und Gelbtönen.
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Kunstspaziergänge in München und Umgebung (9)
Dienstag, Juni 21st, 2016Kunstspaziergänge in München und Umgebung (8)
Dienstag, Juni 21st, 2016
Cy Twombly im Hamburger Bahnhof
Im Museum Brandhorst entdecken wir Cy Twombly neu. Allein diese Ausstellung wäre die Münchenreise wert gewesen. Der Lepanto-Raum ist umwerfend. Gabi und ich können jetzt das Glücksmoment einer Französin nachvollziehen, die eines der wandfüllenden Werke von Cy Twombly küssen musste. Die Entfernung des Lippenstifts kostete 4500 Euro.
Der Autor des „Don Quijote“, Miguel de Cervantes, der auf einem der genuesischen Schiffe Dienst tat, beschreibt die Schlacht von Lepanto in seiner Dramatik und mythenbildenden Kraft: „Kaum ist einer dort gefallen, so nimmt ein anderer seinen Platz ein, und stürzt auch dieser ins Meer, das auf ihn als der Tod lauert mit all der Rüstung, so folgt ihm ein anderer, ohne nur dem Sterbenden Zeit zum Sterben zu lassen.“ Cervantes selbst, dem eine Kugel die linke Hand zerschmettert hatte, nannte sich seitdem stolz „el manco de Lepanto“, den „Krüppel von Lepanto“.
(aus: Cy Twombly – Lepanto.
Ein Beitrag zur Eröffnung des Museums Brandhorst
von Carla Schulz-Hoffmann)