Keines [der] Schilder zeigt ein Längenmaß an, stattdessen immer die Wegzeit, mit der zu rechnen sei, wollte einer von A nach B, also von da nach dort. Was aber, fragt sich Sobek, wenn er Mountainbike führe oder Flügelschuhe trüge oder einen Klotz hinter sich herziehen müsste. Und einmal angenommen, er beamte sich hin und her … Immer bräuchte er anderslang, an ein Ziel zu gelangen, hätte er überhaupt eines. Außerdem fragt er sich, ob es sich bei den Zeitangaben um die höchste je gemessene Geschwindigkeit handelt, in der ein Fußgänger die Wegstrecke bewältigt hat, eine Art örtlichen Weltrekord, oder das Durchschnittstempo eines gewöhnlichen Menschen, von Zeitnehmern sorgsam gestoppt oder bloß über den Daumen gepeilt. Es machte, so denkt er sich, wohl einen Unterschied, ob einer die Strecke im Eilschritt oder im Schnelllauf nähme, etwa aus sportlichen Gründen oder um einer Gefahr zu entgehen, oder ob er kröche, weil verletzt oder müde oder schwach auf den Beinen, aus Lust an der Langsamkeit oder zu einem anderen Zweck, etwa etwas zu suchen, Maronen oder Schwämme. Oder ein Kriegsrelikt. Oder einen verlorenen Freund. Ja, den verlorenen Freund!
(Anna Baar, NIL)