Archive for Juli, 2023
Plastinarium
Montag, Juli 31st, 2023Die verlorene Villa
Sonntag, Juli 30th, 2023Für die Ästhetik des anspruchsvollen Einfamilienhauses galt das Witzwort, das Hans Pelzig zugeschrieben wird: So einfach wie möglich, egal was es kostet.
Mies van der Rohe war der Architekt, der eine Klientel wohlhabender, aufgeschlossener Bauherren mit der Botschaft der Moderne vertraut machte.
Mies van der Rohes Serie stattlich moderner Wohnhäuser setzte 1925-27 mit dem (kriegszerstörten) Haus Wolf in Guben ein.
Auf einem Hang oberhalb der Neiße ergoss es sich in einem Katarakt von Kuben, Quadern und Terrassen zu Tal (Buchtipp).
(Text aus: Wolfgang Pehnt, Deutsche Architektur seit 1900)
Tag der offenen Tür in der UdK
Sonntag, Juli 23rd, 2023Isa Genzken 75/75
Freitag, Juli 21st, 2023Ein Kunstspaziergang in Dahlem
Samstag, Juli 15th, 2023Station 1: Brücke-Museum
Malgorzata Mirga-Tas
Sivdem Amenge. Ich nähte für uns.
Station 2:
Im Kunsthaus Dahlem waren wir nicht, aber im Skulpturengarten der Bernhard-Heiliger-Stiftung kann man im Schatten die Seele baumeln lassen.
Station 3:
Pause auf dem Waldfriedhof Dahlem
Station 4:
Damien Hirst in der Galerie Bastian
(mehr zum neuen Standort der Galerie Bastian)
»Unicorn – The Dream is Dead« (2005)
Station 5:
Tolia Astakhishvili mit ihren raumgreifenden Installationen im Haus am Waldsee
Nicole Eisenman. What Happened
Donnerstag, Juli 13th, 2023Am letzten Tag unserer kleinen Bayern-Rundreise haben wir es noch geschafft, das Museum Brandhorst in München zu besuchen.
„Nicole Eisenman. What Happened“ versammelt rund 100 Arbeiten der Künstlerin von 1992 bis heute und blickt damit erstmals auf die gesamte Bandbreite des drei Dekaden umfassenden malerischen und bildhauerischen Werks.
Böse Mädchen malen überall hin (FAZ)
Zur Erinnerung:
Eisenmans Brunnen bei den Skulturprojekten Münster 2017
Eichendorffs Taugenichts in Wangen (Allgäu)
Dienstag, Juli 11th, 2023Das Rad an meines Vaters Mühle braußte und rauschte schon wieder recht lustig, der Schnee1 tröpfelte emsig vom Dache, die Sperlinge zwitscherten und tummelten sich dazwischen; ich saß auf der Thürschwelle und wischte mir den Schlaf aus den Augen, mir war so recht wohl in dem warmen Sonnenscheine. Da trat der Vater aus dem Hau- se; er hatte schon seit Tagesanbruch in der Mühle rumort und die Schlafmütze2 schief auf dem Kopfe, der sagte zu mir: »Du Taugenichts! da sonnst Du Dich schon wieder und dehnst und reckst Dir die Knochen müde, und läßt mich alle Arbeit allein thun.mal hinaus in die Welt und erwirb Dir selber Dein Brodt.« – »Nun,« sagte ich, »wenn ich ein Taugenichts bin, so ist’s gut, so will ich in die Welt gehen und mein Glück machen.«
(Eichendorff, Aus dem Leben eines Taugenichts)
Ausflug nach Kirchmöser
Sonntag, Juli 9th, 2023Sommerausstellung in Kirchmöser
Von Charlottenburg fährt die RE1 in ca. 45 Minuten bis zum Bahnhof Kirchmöser. Von dort fährt ein Bus bis zum Ausstellungsgelände oder man läuft die wenigen Kilometer.
Bis Charlottenburg geht alles gut, eine Stunde Fahrzeit mit der S-Bahn. Pünklich. Für die RE1 von Charlottenburg ist zuerst nur eine Minute Verspätung angesagt, dann 15 Minuten. Schließlich kommt sie 20 Minuten zu spät. Es ist aber schön, dass sie überhaupt kommt. Die nächste Bahn, eine Stunde später, wird wegen einer kurzfristigen Krankmeldung des Lokführers ausfallen.
Der Bus vom Bahnhof Kirchmöser Richtung Ausstellungsgelände ist natürlich weg. Wir laufen die drei Kilometer. Noch ist es nicht so heiß. In der Ausstellung wandern wir auch einige Meilen umher. Das Gebäude mit seinem morbiden Charme ist interessant, Christan Petzold hat hier übrigens „Barbara“ gedreht. Ungefähr 60 Räume werden von Berliner Galerien bespielt.
Es ist ein Paradies für Künstler:innen, die Historie des ruinösen Hauses animiert zu Gedanken über zerstörte und wieder eingerenkte Körper. Über Tod und Nacktheit, Geheimnisse und den Geruch nach Medizin.
Aus einem Raum leuchtet es rot wie aus einem Bordell. Sex gibt es dort aber nicht, stattdessen lockt Björn Melhus mit den drei monumentalen Neonbuchstaben „EIS“ – das aber auch schon alle ist. Die Kühltruhe im Raum glänzt leer und wie ein technisches Überbleibsel aus einer besseren Zeit.
(Tagesspiegel)
Gleich in der Nähe vom Fußballplatz Kirchmöser finden wir den Gardasee. Ein italienisches Restaurant (Ristorante Lago di Garda) direkt am Plauer See nennt sich so.
Die Regionalbahn von Kirchmöser (kommt aus Magdeburg) bis zum S-Bahnhof Charlottenburg kommt pünktlich, ist aber gut gefüllt mit halbnackten schwitzenden Menschen, die bedrohlich nahe kommen. Der medizinische Geruch im Ausstellungsgebäude war mir lieber.
Der Zug war überfüllt. Sie saßen eingeklemmt zwischen halbwüchsigen Jungen und Mädchen. Mannetje betrachtete sie ironisch. „Findest du eigentlich auch, dass das Intelligenzniveau der heutigen Jugend so viel niedriger ist als zu der Zeit, als wir jung waren?“
(Voskuil, Das Büro 5)
Unsere S-Bahn in Westkreuz fährt uns vor der Nase weg. Wir müssen 20 Minuten auf die nächste warten. Alles würde viel mehr Spaß machen, wenn man sich wieder auf S- und Regionalbahnen verlassen könnte.
Inmitten von so viel Fehlfunktionen [wäre] Funktionieren interessant.
(Donald Barthelme, Report)
In Nonnenhorn
Freitag, Juli 7th, 2023Heute fahren wir bis Nonnenhorn und laufen den Genießerweg. Besonderheit: der große alte Nonnenhorner Torkel.
Bedeutungen von Torkel:
[1] Weinbau, bayrisch-österreichisch: Mostpresse, Weinpresse
[2] Architektur, Weinbau: das die Presse umgebende Gebäude
[3] Gastronomie: Weinstube, Weinschenke
[4] übertragen: Taumel, Schwindel: einen Torkel haben
[5] übertragen: ungeschickter, unbeholfener Mensch, Tolpatsch: so ein Torkel!
Wir haben heute den Begriff Torkel in allen seinen Bedeutungen erkundet. Auf dem Genießerweg über die Nonnenhorner Anbaugebiete konnten wir den großen alten Nonnenhorner Torkel [1] von 1591 bewundern und sogar etwas zu seiner Bedienung erfahren: „Beim Pressen wird der Esel gezogen und die Spindel gedreht, bis sich der Schragen hebt.“ Diese alte Weinpresse stand in einem vorn offenen Torkel [2]. Zum Mittagessen besuchten wir den Torkel „Gasthof zur Kapelle“ [3]. Ich trank trotzdem Bier. Der Kellner war ein ausgewachsener Torkel [5] und ich hatte (sicher wegen der Hitze) beim Aufstehen und angesichts der Rechnung einen Torkel [4].
(aus meinem Urlaubstagebuch, 19. Juni 2023)
Die Holzskulpturen in Nonnenhorn sind von Clemens Heinl.