Im Neuen Museum
Dioskuren – Der geschenkte Tag
Die beiden ungleichen Zwillinge Kastor und Polydeukes – Söhne der schönen Königstochter Leda – wurden in einer Nacht von unterschiedlichen Vätern gezeugt, Kastor von Ledas Gemahl, dem spartanischen König Tyndareos, Polydeukes hingegen vom Gott Zeus, der Leda in Gestalt eines Schwanes erschienen war. Während Kastor als Sohn zweier Menschen sterblich ist, verleiht Polydeukes´ göttlicher Vater ihm Unsterblichkeit. Die als Dioskuren bezeichneten Zwillinge bestehen gemeinsam Heldentaten auf der Suche nach dem Goldenen Vlies und beim Kampf des Herakles gegen die Amazonen. Als der sterbliche Kastor getötet wird, bittet Polydeukes seinen Vater Zeus, ihm die Unsterblichkeit zu nehmen, damit er mit seinem Bruder gemeinsam in den Hades gehen kann. Zeus, gerührt von der über den Tod hinausgehenden Liebe der Zwillinge, stellt Polydeukes vor die Wahl, ewig jung zu bleiben, oder gemeinsam mit seinem Bruder einen Tag im Hades und einen auf dem Olymp zu verbringen, dabei aber zu altern und letztendlich auch zu sterben. Polydeukes wählt die Sterblichkeit und fortan wechseln beide täglich zwischen Tod und Leben.
„Der geschenkte Tag“, das raumfüllende malerische Werk des deutsch-britischen Künstlers Michael Müller greift das Kernstück des Mythos, die das Sterben überwindende Verbundenheit der Zwillinge auf. Der Künstler hält die immer wiederkehrenden 24 Stunden der die Welt durchwandelnden Brüder in bildgewaltiger Form fest: vom hellen Tag auf dem Olymp steigen beide in die Düsternis des Hades hinab. Das Besondere an diesem Kunstwerk ist, dass der Künstler jeden Abschnitt in der entsprechenden Tages- bzw. Nachtstunde gemalt und damit die sich immer wiederholende Reise selbst intensiv durchlebt hat.
Vorarbeiten in der König Galerie: Fragmente der Zeit














