Jonas Fahrenberger in der Galerie NagelDraxler
Normalzustand
Auch er war einmal jünger gewesen und eigentlich hatte er sich das ja alles anders vorgestellt – nun sitzt er im Speisewagen und hofft darauf, dass jemand ein Gespräch anfängt. Von „mittelgroße deutsche Stadt A“ nach „mittelgroße deutsche Stadt B“ zurück nach „A“ und oder umgekehrt. Und das regelmäßig. Zahlreiche Bekanntschaften, diverse Stammkneipen, ein Gespür für die besten (bodenständigen) Restaurants sowie ein gesundes Nischenwissen waren Helfer und Anker in diesem Chaos.
Für Ablenkung sorgt sein Handy, die 32 Tage Urlaub und die baldige – wenn auch letztes Jahr in die Hose gegangene – Firmenfeier. Er war aufgeregt gewesen, denn solche Events durchbrachen seine Routine – natürlich schlug er über die Stränge.
Doch nun stand er erneut kurz vor einer Beförderung, ein Kollege sollte in Rente gehen und wer sonst könnte ihn ersetzen? Ändern würde sich wenig, aber einen neuen Titel würde er bekommen, mehr Verantwortung und ein bisschen mehr Geld. Dazu eine neue Chance sich zu beweisen und vielleicht auch endlich ein wenig von „diesem Glück“. Auf seiner Hinreise hatte er am Bahnhof gleich drei Lottoscheine gekauft, welche nun etwas lädiert, jedoch vielversprechend vor ihm lagen. Wann nochmal ist diese Ziehung?
An den Fenstern rauschen die schemenhaften Garagen, Häuser und Straßenzüge vorbei. Immerhin ist es jetzt wieder länger hell und bald ist er zuhause.