Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der KUNSTWERKE Berlin wird von April bis Mai 2021 eine Re-Installation von „Deutschland wird deutscher“ sowohl im Hofdurchgang der KUNSTWERKE als auch auf Werbeflächen im Berliner Stadtraum zu sehen sein.
Es gibt ein paar Arbeiten zu Deutschland, aber es ist jetzt nicht so, dass ich das im Programm habe oder mich ständig mit Nationalismus und so weiter befasse. Ein wichtiges Thema war sicherlich die Wiedervereinigung. Damals wurde ich von Rudi Fuchs zu dem Ausstellungsprojekt Kulturregion Stuttgart eingeladen. Achtzehn Städte im Umraum von Stuttgart waren beteiligt. Ich wurde gebeten, eine Arbeit für den öffentlichen Raum zu machen, und entschied mich für ein Plakat. Das Bild, das Deutschland wird deutscher zugrunde liegt, ist von 1974 und damit aus einer Zeit, in der ich eine andere Schnittstelle zur Öffentlichkeit gesucht habe, die der performativen Parade auf der Kirmes oder dem Jahrmarkt. Ich bin dann 1992 in meinem Archiv auf ein Porträtfoto von mir gestoßen, das Klaus Mettig bei einer Messerwurfnummer gemacht hatte. Über meinem Gesicht liegt ein merkwürdiger Schleier, ein Familienstück von Harald Szeemann. Aus der ZEIT hatte ich mir die Headline „Deutschland wird deutscher“ gemerkt. Und wie das dann so ist, habe ich diese beiden Ebenen zusammengebracht. Das hat für viel Skandal gesorgt. Ich hätte nie gedacht, dass dieses Bild schon bei der Pressekonferenz in Esslingen zensiert werden würde.
(Katharina Sieverding in einem Interview, KUNSTFORUM International Bd. 236, 2015)
Anders als früher, sagt Sieverding, haben die Behörden diesmal an manchen Standorten verfügt, dass die Plakate gekennzeichnet werden, sie hat das KW-Logo und die Webseite der Institution hinzugefügt. Erste Erkenntnis: Kunst, die nicht für jeden gleich als solche zu erkennen ist, darf allein und ungeschützt nicht mehr auf die Straße.
(Wie gehen wir mit der Provokation von damals um?)