Es war ein schrittweiser Prozess, der kulturell und persönlich motiviert war und die Künstlerin von der objektorientierten Praxis zur Arbeit mit leichten und vergänglichen Materialien führte. Im Jahr 1972 begann Miyamoto mit Baumwollfäden zu experimentieren, die sie mit Nägeln an der Wand befestigte. Ihre ortsspezifischen Interventionen hatten eine zweidimensionale Qualität. Im ersten, noch einfachen Versuch verliefen die Fäden parallel zueinander – sie folgten den Mörtellinien der Ziegelwand im Atelier der Künstlerin.
Als Miyamoto das Atelier an der Lower East Side, in dem die erste Fadenkonstruktion entstanden war, aufgeben musste, vertiefte ihr sich verändernder Lebensstil den Bruch mit der objektzentrierten Kunst. Dieses Ereignis hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass sie sich von der Malerei ab- und unbeständigen Materialien wie Faden und Nägeln zuwandte.
Die Wandgewebe wurden ständig komplexer und vermochten so auch, visuell stärker zu überzeugen. Zugleich eroberten sie die dritte Dimension, denn sie verliefen nun zwischen Nägeln an der Wand und im Boden. Dichte Bündel paralleler Linien erzeugten schwer bestimmbare Figuren, die ein Volumen irgendwo zwischen den Raumgrenzen besetzten.
(Luca Cerizza in: Daimler Art Collection – Conceptual Tendencies 1960s to Today II)
Lange wurde Kazuko Miyamoto übersehen – jetzt wird die US-japanische Künstlerin endlich als wichtige Minimalistin und Feminismus-Vorreiterin wiederentdeckt.































