Und was ist mit den Denkmälern, den Mahnmalen für historische Ereignisse, Qualen der Menschen oder gar ihre tödlichen Abenteuer? So wenige dieser Monumente kenne ich, und das, obwohl sie über ganz Europa verteilt sind! Solche Mühe ist erforderlich, bis der Künstler, ein Mann mit mir unbekanntem, doch sicherlich berühmten Name, dessen Form dem dienstbaren Lehme, dem Urstoff der Welt, wie viele sagen, oder wesentlich härteren Materialien abringt, bis die endgültige Gestalt aus Granit oder gegossener Bronze einen wunderschönen Platz ziert. Ist es denn wahr, was man in den interessanteren der Vereinigungen von Müßiggängern erzählt, eine gewisse Person aus der Zunft der Steinmetze habe ein lebendes menschliches Geschöpf mit todbringendem Blei übergossen und so eine Hohlform erhalten, welche bis zur letzten Pore dem Vorbild ähnele? Sicher gehört die Anekdote ins Reich der Legende, trotzdem lohnt sich der Gedanke, wie in künstlerischen Werken, hiesigen ebenso wie ausländischen, eine derartige Ähnlichkeit erzielt werden konnte.
(meint der Apothekergehilfe Hinko Hinkovic in Bora Cosics (Brigitte Döbert) Roman „Die Tutoren„)
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Kunstspaziergänge – München und Umgebung (12)
Montag, Juni 27th, 2016Kunstspaziergänge – München und Umgebung (10)
Mittwoch, Juni 22nd, 2016Sorolla in der Kunsthalle München
Mit seinem unverwechselbaren Stil, der sich durch kompositorische Kraft, eine sichere, lockere Pinselschrift und eine außergewöhnliche Farbigkeit auszeichnet, trug er zur Entwicklung eines Naturalismus bei, der den Glanz und die Lichthaltigkeit des Impressionismus mit der zeichnerischen Sicherheit, der kompositorischen Festigkeit und der malerischen Eleganz der alten Meister, etwa der von Diego Velasquez, vereint.
(Blanca Pons-Sorolla im Katalog zur Ausstellung)
Zu versuchen, etwas zu begreifen, ist unermesslich anstrengender als verwirrt zu bleiben. Bloß geben wir das häufig nicht zu. Sind wir in einem Museum, loben wir erst mal alles, was nicht Wand ist, und manchmal auch die Wand.
(Saša Stanišic in „Mo und ich für die Dauer der Reise“ in „Fallensteller“, Luchterhand 2016)
In der Sorolla-Ausstellung sind wir zum Glück nicht auf uns allein gestellt. Bis zum Schluss haben wir es nicht glauben wollen, aber Frau Thiel war wirklich nur für uns da (Vielen Dank noch einmal an die großzügigen Spender). Ihre Führung und ihre Begeisterung für die Malerei Sorollas ist ansteckend. Natürlich haben wir den Katalog gekauft, um die vielen Hinweise zu Sorollas Maltechnik (Sorollismo) in Ruhe nachvollziehen zu können.
Ich habe es befürchtet, eine Kunstreise heckt die nächste. In Madrid gibt es das „Museo Sorolla“ und in New York „The Hispanic Sciety of America“ mit Sorolla satt.
Kein Museum in Deutschland besitzt einen Sorolla, dabei bewies Hugo von Tschudi durchaus Gespür, als er schon 1896 und dann noch 1902 jeweils ein Sorolla-Gemälde für die Nationalgalerie in Berlin erwarb. Diese Werke wurden aber schon 1929 von Ludwig Justi wieder verkauft, um Mittel für den Ankauf eines van Gogh zu erhalten. Hätte man damals diesen Verkauf nicht zugelassen, würden heute in jedem deutschen Wartezimmer Sorollas statt van Goghs hängen. Unsere persönliche Fachfrau weist uns auf eine Besonderheit in der Malweise von Sorolla hin. Kurz bevor er ein Werk vollendete, ging Sorolla ein, zwei Schritte zurück, überlegte kurz, sättigte den Pinsel noch einmal, für dieses Bild zum letzten Mal mit leuchtender Farbe und fügte dann blitzschnell noch vier, fünf Punkte oder einige kurze Striche hinzu.
Ach, und dann sind da noch die Ohren des Fischers am „Ende eines Arbeitstages“, die schönsten, in kräftigem Rot leuchtenden Ohren der Kunstgeschichte.
Auch das „Ende eines Arbeitstages. Jávea“ sehen wir wohl durch eine touristische Brille, wenn im Hintergrund der beiden Fischer, die ihre Jolle an Land ziehen, die Steilküste im Abendlicht glüht und das Meer nur so im Auge prickelt vor saftigen Blau- und Gelbtönen.
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Kunstspaziergänge in München und Umgebung (9)
Dienstag, Juni 21st, 2016Kunstspaziergänge in München und Umgebung (8)
Dienstag, Juni 21st, 2016
Cy Twombly im Hamburger Bahnhof
Im Museum Brandhorst entdecken wir Cy Twombly neu. Allein diese Ausstellung wäre die Münchenreise wert gewesen. Der Lepanto-Raum ist umwerfend. Gabi und ich können jetzt das Glücksmoment einer Französin nachvollziehen, die eines der wandfüllenden Werke von Cy Twombly küssen musste. Die Entfernung des Lippenstifts kostete 4500 Euro.
Der Autor des „Don Quijote“, Miguel de Cervantes, der auf einem der genuesischen Schiffe Dienst tat, beschreibt die Schlacht von Lepanto in seiner Dramatik und mythenbildenden Kraft: „Kaum ist einer dort gefallen, so nimmt ein anderer seinen Platz ein, und stürzt auch dieser ins Meer, das auf ihn als der Tod lauert mit all der Rüstung, so folgt ihm ein anderer, ohne nur dem Sterbenden Zeit zum Sterben zu lassen.“ Cervantes selbst, dem eine Kugel die linke Hand zerschmettert hatte, nannte sich seitdem stolz „el manco de Lepanto“, den „Krüppel von Lepanto“.
(aus: Cy Twombly – Lepanto.
Ein Beitrag zur Eröffnung des Museums Brandhorst
von Carla Schulz-Hoffmann)
Kunstspaziergänge in München und Umgebung (7)
Freitag, Juni 17th, 2016Kunstspaziergänge in München und Umgebung (6)
Donnerstag, Juni 16th, 2016Kunstspaziergänge in München und Umgebung (5)
Mittwoch, Juni 15th, 2016Der Neptunbrunnen von Joseph Wackerle
Nachdem 1914 der Neue Botanische Garten vor den damaligen Toren Münchens in Nymphenburg angelegt worden war, wurde der Alte Botanische Garten 1937 nach einer Skizze von Paul Ludwig Troost sowie Plänen des Architekten Oswald Bieber und des Bildhauers Joseph Wackerle zu einem Park umgestaltet; dabei entstand der Neptunbrunnen in der Mitte der Anlage und ein Kaffeehaus in historisierendem Stil, das heutige Park Café. Außerdem wurde ein kleines Ausstellungsgebäude, der Kunstpavillon, errichtet. Es wurde im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört, später von Münchner Künstlern in Selbsthilfe wieder aufgebaut.
Die Reliefs am Kunstpavillon
Kunstspaziergänge in München und Umgebung (4)
Donnerstag, September 17th, 2015Kunstspaziergänge in München und Umgebung (3)
Mittwoch, September 16th, 2015Kunstspaziergänge in München und Umgebung (2)
Dienstag, September 15th, 2015Im Kallmann-Museum sehen wir eine Ausstellung zu den
Randzonen des Städtischen in der Kunst.
Da schlägt das Herz eines Randberliners aufgeregt. Und tatsächlich – auch Berliner Ränder sind zu sehen, z. B. der Teltowkanal von Hans Goetsch.