Der Bahnhof Saint-Charles liegt im Norden der Stadt, von da ist es nicht weit bis an das Herz von Marseille: an den Hafen. An einem Triumphbogen vorbei – der Triumphbogen der französischen Städte ist das Schillerdenkmal der deutschen – durch belaubte Straßen … Das Gewimmel ist nicht gar so bunt, wie man es sich vorgestellt haben mag. Noch im Jahre 1901 konnte ein französischer Reiseschriftsteller, André Hallays, von dem »turbulenten Nichtstun« in Marseille sprechen – das ist anders geworden. Die Stadt hat wahrscheinlich viel von ihrer Buntheit der Menschen, aber nichts von ihrer malerischen Großartigkeit der Anlage verloren. In den Straßen klingelt die Elektrische, gehen und kommen die Leute, verkaufen kleine Buden Zuckerzeug und Zeitungen; wenn man morgens durch einen Spalt der Fensterläden hinuntersieht, unterscheidet sich das Ganze nicht gar so sehr von Görlitz.
(Kurt Tucholski alias Peter Panter in der Vossischen Zeitung, 22.11.1924))
Marseille ist Frankreichs älteste Stadt:
Bereits um 600 v. Chr. zeigten sich die griechischen Phokäer aus Kleinasien begeistert von dem durch hohe Berge geschützten natürlichen Hafenbecken. Als Massalia ging der Ort in die Annalen ein. Von hier aus trieben die neuen Siedler einen schwungvollen Handel mit den Mittelmeer-Anrainern. Im Jahre 49 v. Chr. übernahmen die Römer unter Julius Cäsar das Kommando über Stadt und Hafen. Und in späteren Jahrhunderten tummelten sich hier Ostgoten, die von den Normannen abgelöst wurden.
Eine Zeitlang eine Grafschaft im Königreich Burgund, fiel die Stadt zusammen mit der ganzen Provence 1481 an die französische Krone. „Welche Zeugen aus dem Altertum wohl noch in der Erde ruhen“, sagt Mélina. Mit seiner glorreichen Vergangenheit hielt die Stadt sich jedoch nicht lange auf. Im 19. Jahrhundert wurde Marseille nach dem Pariser Vorbild des Barons Georges Haussmann mit einem Netz breiter Boulevards neu gestaltet. Protzbauten mit klassizistischen Elementen entstanden. Mit dem Triumphbogen an der Porte d’Aix setzte das Kaiserreich sich ein Denkmal für die Ewigkeit.
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