Fränkische ARTventures (XI)

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E.T.A. Hoffmann in Bamberg

Wie an einigen fränkischen Orte beginnt auch in Bamberg das 19. Jahrhundert mit schlechten Nachrichten: 1802 wird die Stadt gegen ihren Willen zur bayerischen Provinz, im folgenden Jahr wird der Stift säkularisiert und im Zuge dessen auch die 1647 gegründete Universität zur Philosophisch-Theologischen Hochschule degradiert. Nur wenig später, im Jahr 1808, zieht der Dichter E.T.A. Hoffmann nach Bamberg, um am dortigen Theater sein Geld zu verdienen – was jedoch nur leidlich gelingt, bereits 1810 verlässt er die Stadt wieder gen Dresden.
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15. Mai 2015

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E.T.A. Hoffmann mit Kater Murr auf den Schultern (Reinhard Klesse)

Hoffmann war nach dem Tod seines Katers außer sich vor Trauer und erteilte einen ungewöhnlichen Auftrag, der in der gesamten Berliner Gesellschaft für Gesprächsstoff sorgte. Nur einen Tag nach dem Tod des Katers Murr ließ der Dichter seinen besten Freunden eine lithographierte Traueranzeige zustellen: »In der Nacht vom 29. bis zum 30. November d.J. entschlief, um zu einem beßern Dasein zu erwachen, mein theurer geliebter Zögling der Kater Murr im vierten Jahre seines hoffnungsvollen Lebens. Wer den verewigten Jüngling kannte, wer ihn wandeln sah auf der Bahn der Tugend und des Rechts, mißt meinen Schmerz und ehrt ihn durch Schweigen. Berlin d. 1. Decbr. 1821 – Hoffmann«

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E.T.A. Hoffmann, porträtiert von Michael Mathias Prechtl

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Klein Zaches, genannt Zinnober

Eines Tages stößt sie am Wegesrand auf das arme zerlumpte Bauernweib Liese, die im Korb ihr zweieinhalbjähriges missgestaltetes Söhnlein, den „Wechselbalg“ Zaches mit sich schleppt. Auf seinen „Spinnenbeinen“ kann er nicht stehen, nicht gehen; statt zu reden knurrt und miaut er wie eine Katze. Dabei frisst er „wie der stärkste Knabe von wenigstens acht Jahren“. Aus Mitleid kämmt ihm Rosabelverde heimlich das struppige Haar und verleiht „dem bösen Alräunchen“ damit die Gabe, dass er allseits für einen hübschen und verständigen Menschen gehalten und alle Leistungen, die in seiner Gegenwart ein anderer vollbringt, ihm zugerechnet werden.

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Apfelweibla

Da stand er und schaute den großen schönen bronzenen Türklopfer an; aber als er auf den letzten, die Luft mit mächtigem Klange durchbebenden Schlag, der Turmuhr an der Kreuzkirche den Türklopfer ergreifen wollte, da verzog sich das metallene Gesicht im ekelhaften Spiel blauglühender Lichtblicke zum grinsenden Lächeln. Ach! es war ja das Äpfelweib vom Schwarzen Tor! Die spitzigen Zähne klapperten in dem schlaffen Maule zusammen, und in dem Klappern schnarrte es: ‚Du Narre – Narre – Narre – warte, warte! warum warst du hinausgerannt! Narre!‘ – Entsetzt taumelte der Student Anselmus zurück, er wollte den Türpfosten ergreifen, aber seine Hand erfaßte die Klingelschnur und zog sie an, da läutete es stärker und stärker in gellenden Mißtönen, und durch das ganze öde Haus rief und spottete der Wiederhall: ‚Bald den Fall ins Krystall!‘ – Den Studenten Anselmus ergriff ein Grausen, das im krampfhaften Fieberfrost durch alle Glieder bebte.

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