Form aus Licht und Schatten
Heinz Hajek-Halke in der Kunstbibliothek
Ich war Kunstdünger für meine Zeit, auf dem vieles weiter wachsen konnte und auch wuchs. Das genügt mir. Mehr war aus meiner Begabung nicht herauszuholen. Es kann nicht jeder ein Rembrandt oder Goethe sein. Zu einer so zurückhaltenden Selbsteinschätzung sind heute nicht mehr viele fähig – und Heinz Hajek-Halke (1898-1983) hätte sich bei derlei Bildern vom Säen und Ernten durchaus als derjenige bezeichnen dürfen, der bei der Urbarmachung der modernen Fotografie entscheidend mitgewirkt hat. Mit der sogenannten „Combi-Photographie“ (mehrere Negative ergaben im Sandwich-Verfahren einen Abzug) erfand der Berliner ein Verfahren, das sich an den neuen Montage-Möglichkeiten des Films orientierte – und Fotos so innovativ mit Grafik und Text verband, wie die Magazine der Weimarer Republik es sehen wollten.
(mehr hier von C. Böker)
»Die üble Nachrede« von 1932, eine seiner bekanntesten Doppelbelichtungen, entstand aus der Sandwich-Kombination einer Straßenszene – aus einem Haus heraus hatte Hajek-Halke in steiler Perspektive von oben herab einen sich auflösenden Begräbniszug fotografiert – mit einem weiblichen Torso. Gewinnt schon das Straßenfoto durch kühne Verknappung an Prägnanz, so wird erst durch den Akt, der sich schemenhaft über den Asphalt legt, daraus eine Bilderzählung, die im Zusammenhang mit dem Titel eine ganze Assoziationskaskade auslösen kann.
(mehr im Museumsjournal)