Ferdinand Beneke in Brüssel

Es ist schon fast ein Jahr her, dass Gabi und ich in Brüssel waren. Bei der Lektüre in Ferdinand Benekes Tagebüchern wurde ich durch folgende köstliche Beschreibung vom 20. August 1801 des Warandeparks an unseren Aufenthalt erinnert.

BRU 028

Nachdem ich mich sattsahm in dem Plan von B[rüssel] orientirt hatte, begann ich ganz allein meine tour de phantasie – Instinktmäßig wanderte ich recta via in den Park, u. verlohr mich in seinen labyrinthischen SchattenGängen. Es ist etwas eignes, mitten in einer großen geräuschvollen Stadt eine solche schöne Wildniß hinzuzaubern, deren Umfang groß genug ist, um in ihrer Mitte Plätze zu finden, wo man sich in die Einöde eines großen Waldes versetzt glaubt, nichts sieht, als Bäume, u. Gebüsche, nichts hört, als den Gesang der Vögel – Wahrlich, die Idée ist schön. Wer sie zuerst hatte, war kein gemeiner Mensch – Hier durchschneiden lange breite Gänge mit Fontänen, Statuen, u. Prospekten das Gebüsch. Dort verliert sich der WaldPfad in tiefe Gründe, wo man sich vollends von der Welt weit abgesondert glaubt. Plötzlich führt ein lichter Gang an – eine Reihe von Pallästen, an die gewühlvolle Gasse – Vier große prächtige Häuser Reihen umgeben den Park. Sie heißen izt rue de bellevue, I. de la liberté, r. d. l’egalité, r. d. la loi – Ich kann diese neuen Nahmen micht leiden. Einmahl profanirt man dadurch schon an sich die Sache, die man heben will, u. es ist wohl nichts lächerlicher, als, wenn es z. B. heißt, in der EheGasse ist ein Bordell, in der Demokratie Gasse kann man vor Bettlern nicht durchkommen, in der GesetzGasse wird viel gestohlen, u. in der Tugend Gasse hat man Jemanden todtgeschlagen.

BRU 024

BRU 026

Ich umging die alte imposante Kathedrale, die berühmte Gudula Kirche. Gotische Verzierungen bedecken die seltsam gestalteten Türme, u. man kann diesem großen Dom nicht leicht ohne lebhafte Erinnerung an die Vorzeit vorbeigehen.

BRU 044 St-Michel< BRU 043 St-Michel

Tags:

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.