Im Fridericianum zieht es wie bei uns im Keller. Vor einer Woche sprengte ein Gewitterguss das Fallrohr und eine Fontäne ergoss sich direkt ins geöffnete Kellerfenster. Das Wasser ist abgepumpt, der textile Bodenbelag ausgewrungen und weggeschmissen. Die Feuchtigkeit wird mit Ventilatoren bekämpft.
Im Fridericianum sind die großen Eingangsräume leer, die Ventilatoren hat man versteckt. Eine Überschwemmung durch ein Hochwasser der Fulda kann ausgeschlossen werden. Wir waren den ganzen Tag in der Karlsaue unterwegs. Dort war es trocken.
Eigentlich sollte unser Documenta-Rundgang im Fridericianum beginnen, aber die Warteschlange kunstbeflissener Wochenendausflügler schreckte uns ab. Erst am Abend konnten wir ohne Anstehen hinein, zu müde, um noch aufnahmefähig zu sein. Die Ryan Ganders Zugluft haben wir trotzdem bemerkt. Den von Ceal Floyer zurechtgestutzten Songfetzen durften wir als Ohrwurm mit ins Hotel nehmen.
Die Documenta stellt ihr Programm vor. Die erste Performance der Weltkunstschau: Ceal Floyer beißt in einer fünfminütigen Performance ihre Fingernägel ab. (hier)
Ryan Gander heißt der Windmacher, ein britischer Künstler, der im Hinterhof des Museums große Gebläse installieren ließ. Er träumt von einer Kunst, die nicht zu sehen, nicht zu greifen ist und die doch machtvoll an ihm saugt. Die ihn erfasst und behutsam mit sich trägt. Es ist die Art von Kunst, von der auch diese Documenta träumt: Sie hofft auf eine stille Kraft, die uns verwandeln möge. (hier)