Am Morgen haben wir uns so richtig Zeit gelassen. Sonne ist erst für den Nachmittag versprochen. Das ist ein gutes Zeichen für unseren Ausflug, denn trotz unseres über den Winter erschütterten Glaubens an das heliozentrische Weltsystem hat sich das Zentralgestirn heute laut Wetterbericht entschlossen hervorzukommen. Es will uns auf unserem Ausflug nach Erfurt frühlingsgerecht leuchten. Heute ist der meteorologische Frühlingsanfang, den habe ich am Vormittag noch phänomenologisch unterstützt, indem ich ein Vogelhäuschen an der Pergola angebracht habe.
Am Bahnhof Südkreuz wird bekannt gegeben, dass unser Zug nach Leipzig von einem anderen Bahnsteig fährt. Leider vergisst man anzusagen, dass auch die Wagenreihung eine total andere ist. Wir müssen uns durch mehrere Waggons quetschen und plötzlich, unsere Plätze sind schon in Sichtweite, will die Schaffnerin in der größten Drängelei die Fahrkarten sehen. Sie will uns nicht durchlassen, dabei bin ich frisch rasiert. Ich hoffe, ich muss mich an diesem Wochenende nicht oft so aufregen, sonst versagt mein Rasierwasser.
Die Züge sind immer gut gefüllt. Die Leute verreisen viel. Warum nehmen sie nicht ihr schönes Auto?
Es ist jetzt 12.47 Uhr. Noch 15 Minuten bis Leipzig. Noch keine Sonne zu sehen. Wann beginnt der Nachmittag?
Eine Frau hinter mir kauft einen Kaffee und wundert sich über den Preis: „2,80€ – das sind ja sechs Mark!“
Der Zugwechsel hat geklappt, aber auch der Zug von Leipzig nach Wiesbaden über Erfurt ist rappelvoll. Gut, dass wir Plätze reserviert haben.
13.45 Uhr und es ist immer noch nicht nachmittags. Auf den Feldern sind Schneereste. Unser Zug nähert sich Erfurt. Die Landschaft wird immer heller … immer mehr Schnee. Das war so nicht abgemacht. Sonne sollte die Landschaft erleuchten.
„Im März 1913 fährt Kafka tatsächlich zu Felice Bauer nach Berlin, sie versuchen zusammen spazieren zu gehen, doch es klappt nicht.“ (aus: Florian Illies 1913 – Der Sommer des Jahrhunderts).
Im März 2013 fährt MT mit GB nach Erfurt, sie versuchen schon am Anfangstag die Stadt zu erkunden, und es klappt. Allerdings haben sie sich am Freitag nur einen Überblick verschafft, es bleibt für das Wochenende noch viel zu tun.
In einem Gasthaus am Wenigemarkt essen wir die ersten hausgemachten Thüringer Klöße. Die schmecken aber auch gut.
Im Kunsthaus Erfurt stellen YEA aus. Yeah, YEA – Young Erfurt Artists.
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Das wird wohl noch eine Weile dauern!
Michael, wenn erst mal BER und S-21 fertig sein werden, dann brechen goldene Zeiten aus. Vor Freude über diese einzigartigen Verbesserungen werden Millionen in ihre Autos steigen und im Dauertaumel die Autobahnen füllen. Aber wann wird das sein? Eberhard