Gärtner von Karl-Heinz Schamal
„Urban Farming“, Landwirtschaft in der Stadt, heißt der Trend, der gerade ausgerufen wird. Präsidentengattin Michelle Obama gab dem Ganzen ein prominentes Gesicht, als sie einen Gemüsegarten hinter dem Weißen Haus anlegte. Doch der Trend ist trotz neuer Namen gar nicht so neu. Vielmehr ist Urban Farming ein Phänomen, das in Krisenzeiten in den großen Städten immer wieder anzutreffen ist. In den 40er-Jahren etwa bauten Millionen Amerikaner Gemüse in ihren eigenen Hinterhöfen und Vorgärten an und konnten so die Nahrungsmittel-Engpässe der Kriegsjahre überbrücken. In der Nachkriegszeit beackerten die Berliner den Tiergarten. In Kuba bepflanzen die Menschen Brachflächen in Havanna, um sich mit dem Notwendigsten versorgen zu können. Der eigene Anbau in der Stadt ist in vielen Ländern lebenserhaltend, ein Begleitphänomen von ökonomischen Krisen und Armut. In Europa hingegen ist er heute oft politischer Protest: gegen eine globalisierte Landwirtschaft mit Gentechnik, Pestiziden und langen Transportwegen.
Doch es gibt auch die Aktionsgärtner, die nachts losziehen, Sämereien auf Verkehrsinseln verteilen und so gegen das Grau in der Großstadt demonstrieren. In London macht es der Brite Richard Reynolds seit fünf Jahren vor. Er pflanzt Sonnenblumen vor dem Parlament und Lavendel vor Polizeistationen. In Berlin wachsen auf einmal Kürbisse am Landwehrkanal und Zucchini im Mauerpark.
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Hier noch zwei Farming-Bilder aus Königs Wusterhausen und die The Guerrilla Gardening Homepage