Willi und Kurt Mühlenhaupt

Der lange Jahre in der Blücherstraße ansässige Händler, Kneipier, Drucker und Malerpoet Kurt Mühlenhaupt (1921 – 2006) beschäftigte sich 1977 mit der Emailletechnik. Es entstanden 4 auf Edelstahlstelen montierte Emaillebilder für die Grabstätte Mühlenhaupt. Die Grabstätte auf dem Gottesacker der Brüdergemeinde wurde anlässlich des Todes des Malers und Allesmachers Willi Mühlenhaupt (1907 – 1986, Bruder von Kurt) erworben. Die Stelen wurden irgendwann geklaut.
1988 schuf Kurt Mühlenhaupt die Betonstelen. Die waren bis jetzt zu schwer zum Stehlen.

Grabstätte Mühlenhaupt

Mein Bruder [Willi] war sechzehn Jahre älter als ich, und doch war ich für ihn der Vater, und er war für mich das große Kind. Manchmal hatte ich es schwer mit ihm. Es kam schon mal vor, daß ich ihn aus irgendeiner Kneipe mit der Schubkarre nach Hause bringen mußte. Aber er war kein Trinker. Er ließ sich nur allzugern verladen. Seine Possen, die er trieb, geschahen stets unüberlegt und ungewollt. Er war wirklich ein wahrhaftiger Naiver. Da mein Bruder unentwegt asthmatische Anfälle bekam, hatte er ständig Angst, zu ersticken. Er pumpte und pumpte mit seinem Ball, wuselte nachts umher und schlief am Tage beim Laufen, im Sitzen und beim Essen, wahrscheinlich vom hohen Zucker. Aber es war immer nur ein kurzes Nicken. Ich gab ihm Farbe und Papier, damit er seine Krankheiten vergessen sollte. Von nun ab malte er unentwegt. Alle um ihn herum nahmen ihm die Bilder ab. Er malte immer schneller. Was er gebraucht hätte, waren Käufer, die richtig ein paar Mark dafür zahlen. Es waren Hampelmänner, Hampelfrauen, Hampelpferde, die auf den Bildern strampelten. Auch Dinosaurier hampelten, lange bevor sie in Mode kamen. Ein anderes Mal faszinierten ihn die Märchen. Er bastelte Esel streck dich und Knüppel aus dem Sack. Es verstand sich von selbst, daß er Pfennige, Groschen und Markstücke in seinen Bildern verarbeitete, die schon aus diesem Grund einen gewissen Wert hatten. Am liebsten malte er Hans im Glück, bei dem man nie das Gefühl los wurde, daß er sich selbst darstellte.
(aus: Katalog Kurt Mühlenhaupt zum 80. Geburtstag, 2001)

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