Archive for Oktober, 2010

Parkplatzkünstler

Donnerstag, Oktober 21st, 2010

Autofahrer sind Künstler, wenn sie denn mal ihr Auto stehen lassen. Hier drei Werke von einem Berliner Parkplatz.

Random Streetart 2

Random Streetart 3

Random Streetart 1

Über den Zufall in der Kunst (Anja Frank, Jens Wiese)

… heute bin ich an einem Ort gewesen, wo die Aschenmänner den Müll hinbringen. Donnerwetter, war das schön … unter anderem kaputte Straßenlaternen, verrostet und verbogen … diese Sammlung ausgedienter Eimer, Körbe, Kessel, Soldatenkochgeschirre, Ölkannen, Draht, Ofenrohre!
(Vincent van Gogh)

Bild

Die Kapelle am Wegesrand

Mittwoch, Oktober 20th, 2010

Die Kapelle

Ein paar Ecken weiter hat eine andere Fachbesucherin der Modestadt (man erkennt sie gleich an ihren etwas zu schicken, zu neuen Klamotten – und natürlich ihren Blicken) was Schönes entdeckt. Das wird sich sicher gut machen in ihrem Blog: Straßenmode im ganz wörtlichen Sinn präsentiert sich ihr in der Ackerstraße. Künstler aus dem Schokoladen-Haus haben für die alte Oststraßenlaterne einen Lampenschirm gebastelt. Er ist aus lilafarbenem Stoff mit Mustern drauf. Unten hängen Bommeln dran.

Aus der Straßenlaterne ist eine überdimensionale Nachttischlampe geworden. Wie ein Menetekel dräut sie über Mitte, denn dem Schokoladen und dem benachbarten Club der polnischen Versager, der einst von der Torstraße hierher umgezogen war, drohen im August die Räumung. Dann werden in der Ackerstraße zwar nachts die Bürgersteige noch nicht hochgeklappt, denn es bietet hier auch das Muschi Obermaier seine nächtlichen Dienste an. Neuerdings wirbt die Absturzdisse mit dem Slogan „Die Kapelle am Wegesrand“ für sich.

Schokoladen

Sonne geht unter

Noch ist Mitte nicht verloren.
(aus: Am Wegesrand des Chics in der taz)

Der Kirschdieb

Montag, Oktober 18th, 2010

Kirschdieb
Fassadenbild in Weissensee von Skip Pahler, 1986

Der Kirschdieb

An einem frühen Morgen, lange vor Hahnenschrei
Wurde ich geweckt durch ein Pfeifen und ging zum Fenster
Auf meinem Kirschbaum – Dämmerung füllte den Garten –
Saß ein junger Mann mit geflickter Hose
Und pflückte lustig meine Kirschen. Mich sehend
Nickte er mir zu, mit beiden Händen
Holte er die Kirschen von den Zweigen in seine Taschen.
Noch eine ganze Zeitlang, als ich wieder in meiner Bettstatt lag
Hörte ich sein lustiges kleines Lied pfeifen.

(Bertolt Brecht, 1938)

Ich auch

Der kleine Geometer

Sonntag, Oktober 17th, 2010

Der kleine Geometer

… wies Duchamp … an, ein Geometriebuch auf dem Balkon ihrer Wohnung an Bindfäden aufzuhängen, damit der Wind „das Buch durchblättern, sich seine eigenen Probleme aussuchen, die Seiten umwenden und herausreißen“ konnte.

Reitender Leser

Duchamp erzählte … später: „Es amüsierte mich, die Idee von glücklich und unglücklich in die ready-mades einzubringen, und dann der Regen, der Wind, die flatternden Seiten, es war eine amüsante Idee“

Lesender Engel

Einem Interviewer sagte Duchamp in späteren Jahren, es habe ihm Spaß gemacht, „die Ernsthaftigkeit eines Buches voller Prinzipien“ herabzusetzen, und einem anderen deutete er an, dem Wetter ausgesetzt habe „das Traktat endlich ein bisschen was vom Ernst des Lebens begriffen.“
(Texte aus: Roberto Bolano, 2666, Carl Hanser Verlag München 2009

Gefesselter Leser

Hofkünstler und Weltmann

Samstag, Oktober 16th, 2010

Christian Daniel Rauch
Friedrich Drake, Christian Daniel Rauch

Krankheit und Tod von Christian Daniel Rauch

An berühmten Persönlichkeiten interessieren die Nachwelt vorrangig bleibende Leistungen und bemerkenswerte Vorkommnisse aus dem Leben. Hingegen werden Krankheiten und vor allem die zum Tod führenden meistens ausgeblendet – ausgenommen solche, um die es Spekulationen, Legenden oder von der Normalität weit abweichende, neugierig machende Vorgänge gibt. Medizinhistoriker schließen aus gut dokumentierten Krankheitsverläufen auf den Stand der zeitgenössischen, praktisch angewandten Medizin. Ebenso lassen sich mitunter aus Krankheitsverläufen nicht zu unterschätzende Einflüsse auf Entscheidungen und Verhalten einer Persönlichkeit ableiten.

AvH
Christian Daniel Rauch, Alexander von Humboldt

So schrieb Humboldt 1836 an Rauch: »Sie, verehrter Freund, sind seit meines Bruders Tod mir die erfreulichste, anmutigste Erscheinung in dieser mir verödeten Welt.«
Hofkünstler und Weltmann

Im dritten Kreis

Freitag, Oktober 15th, 2010

Cerberus
Cerberus, Ewerdt Hilgemann, 2000

Cerberus, das erbarmungslose, grausige Scheusal, bellt
hündisch aus drei Mäulern über die Leute hin, die hier versinken.
Seine Augen sind rot, sein Bart ist fettig und schmutzig,
sein Pansen aufgedunsen, an den Händen hat er Krallen; mit
denen packt er die Seelen, reißt ihnen die Haut ab und zerstückelt sie.
(aus: Dante Alighieri, Die Göttliche Komödie, Übersetzung Hartmut Köhler)

Der Sämann ist zurück

Donnerstag, Oktober 14th, 2010

020302sämann

Die Alte Nationalgalerie in Berlin hat ein Hauptwerk des belgischen Bildhauers Constantin Meunier (1831-1905) zurück erhalten. Die bedeutende Bronzeplastik der europäischen Moderne – der „Sämann“ von 1896 – steht im vor vier Monaten wiedereröffneten Kolonnadenhof zwischen Neuem Museum und Alter Nationalgalerie auf der Museumsinsel, wie die Staatlichen Museen zu Berlin (SMB) am Mittwoch mitteilten.
(hier)

Hofhaus mit Wolken

Mittwoch, Oktober 13th, 2010

Hofhaus
Hofhaus, 2007

mit Wolken
… mit Wolken, 2009

Reliefs von Friedemann Grieshaber

Wir sind umgezogen!

Dienstag, Oktober 12th, 2010

Dom

Umzug

Umzug

Erst geht Engels, dann Marx. Die beiden Vordenker des Sozialismus verlassen ihren angestammten Sockel zwischen Spree und Spandauer Straße, um Platz zu machen für die Bauarbeiten der U-Bahnlinie 5. Auf der anderen Spreeseite wächst die Humboldt-Box in die Höhe, und die Temporäre Kunsthalle wird abgebaut. Die alte Berliner Mitte verändert erneut ihr Gesicht.

Umzug

Im nächsten Jahr soll auf dem Marx-Engels-Forum die Baulogistik für den Schildvortrieb eingerichtet werden. Das Verrücken von Engels und Marx – jeweils zwei Tonnen schwer – an die Spandauer Straße sei im Vergleich zu den gesamten Bauarbeiten „eine Fingerübung“, sagt BVG-Sprecher Klaus Wazlak. Auch in Bezug auf die Kosten: Das Weg- und Zurücktragen der Figuren kostet 600 000 Euro. Ob es für Marx und Engels nach sieben Jahren überhaupt ein Zurück geben wird, ist nicht sicher. Einige Politiker wie Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) liebäugeln mit einer Bebauung der östlichen Spreeseite nach historischem Vorbild. Damals begann hier die alte Berliner Bürgerstadt, kleinteilig bebaut, als Gegenpart zum preußischen Residenzschloss.
(mehr hier)

… dabei bin ich doch schon älter

Montag, Oktober 11th, 2010

Kloster3
Berndt Wilde

Einsamkeit

Sehnst du dich nach mir?
Bin ich, ja ich, gemeint?
Ach wärst du doch jetzt hier,
Ach wären wir heute vereint.
Ich hab so Angst, dich zu verliern.
Liebst du mich noch? Mir scheint,
Du liebst mich anders, kälter?
Törichte Worte, nicht zu kapiern,
Dabei bin ich doch schon älter.

(Jürgen Berlin)

Kloster1
Marie-Luise Bauerschmidt

„Herberge 2010“ – Herbstaktion: Eine Bildhauerausstellung in der Ruine der Franziskaner Klosterkirche