So ist >Minerva die verwundende und die heilende, die zerstörende und die bildende; eben die Göttin, welche am Waffengetümmel und an der tobenden Feldschlacht sich ergötzt, lehrt auch die Menschen die Kunst, zu weben und aus den Oliven das Öl zu pressen.
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Auch war sie [Minerva] gleich der Juno eifersüchtig, daß Venus den goldnen Apfel als den Preis der Schönheit aus Paris‘ Hand erhielt. Sie ruhte gleich der Juno nicht eher, bis Troja in Flammen stand, des Priamus Geschlecht vertilgt und ihre Rache befriedigt war.
Als er [Mars] selbst im Treffen vor Troja, mit Hilfe der Minerva, von dem tapfern Diomedes verwundet wurde, so brüllte er wie zehntausend Mann im Schlachtgetümmel, und Furcht und Entsetzen kam die Trojaner und Griechen an, als sie den ehernen Kriegsgott brüllen hörten. Dieser aber schien dem Diomed wie nächtliches Dunkel, das vor dem Sturme hergeht, als er in Wolken gehüllt zum Himmel aufstieg.
Und als er nun hier beim Jupiter sich beklagte, so schalt ihn dieser mit zürnenden Worten: »Belästige mich nicht mit deinen Klagen, Unbeständiger, der du mir der verhaßteste unter allen Göttern bist, die den Olymp bewohnen. Denn du hast nur Gefallen an Krieg und Streit; in dir wohnt ganz die Gemütsart deiner Mutter; und wärst du der Sohn eines andern Gottes und nicht mein Sohn, so lägst du längst schon tiefer, als Uranos‘ Söhne liegen.«
(Text aus der Götterlehre von Karl Philipp Moritz)