„Der Buchhändler Christoph Friedrich Nicolai – bewundert viel und viel gescholten – hat [im Haus Brüderstr. 13] allerlei Kluges und leider noch weit mehr pedantisch Dummes geschrieben und verlegt, und im Sommer 1811 sang hier der zwanzigjährige Bergakademiker Theodor Körner seine Lieder. Erinnerungstafeln schmücken die Front des Hauses, und die Stadt Berlin, die sie gestiftet, unterscheidet mit feiner Dialektik den Dichter vom Philister: Dieser ,wohnte und wirkte‘, jener ,weilte und dichtete‘ hier.“
Das schrieb mein berlinischer Wegbereiter Adolf Heilborn vor 50 Jahren in seiner „Reise nach Berlin“.
Seitdem sind weitere Gedenktafeln hinzugekommen. Für Christian Gottfried Körner, Minna Körner, geb. Stock -Theodors Eltern – und für die Malerin Dora Stock (Minnas Schwester), die 1815 bis 1828 hier wohnten, sowie für Elisa von der Recke und August Tiedge (1814/15 im Hause). Am 11. Dezember 1958, dem 200. Geburtstag des Maurermeisters, Musikprofessors und Duzfreund Goethes, Carl Friedrich Zelter, wurde eine fünfte Gedenktafel angebracht. Zelter war nämlich oft Gast in dem aus der Zeit des ersten Preußenkönigs stammenden Hause, das er 1787 für den neuen Besitzer Nicolai umgebaut hatte.
So steht es in „Pomplun’s Grosses Berlin Buch“. Inzwischen gibt es noch eine sechste Gedenktafel für Ludwig Jonas, dem Prediger an der Nikolaikirche.
Im Märkischen Dichtergarten gibt es ein interessantes, von Günter de Bruyn herausgegebenes Büchlein zu Friedrich Nicolai. Darin Nicolais Roman Vertraute Briefe und die Goethe-Parodie Freuden des jungen Werthers.
Sehr schön auch die von de Bruyn zusammengestellten zeitgenössischen Nicolai-Schmähungen, darunter Goethes Antwort:
Freuden des jungen Werthers
Ein junger Mensch, ich weiß nicht,
Starb einst an der Hypochondrie
Und ward dann auch begraben.
Da kam ein schöner Geist herbei,
der hatte seinen Stuhlgang frei,
Wie’s denn so Leute haben.
Der setzt notdürftig sich aufs Grab
Und legte da sein Häuflein ab,
Beschaute freundlich seinen Dreck,
Ging wohl eratmet wieder weg
Und sprach zu sich bedächtiglich:
„Der gute Mensch, wie hat er sich verdorben!
Hätt‘ er geschissen so wie ich,
Er wäre nicht gestorben!“