Posts Tagged ‘Brüderstraße’

Berlins vergessene Mitte

Sonntag, Oktober 24th, 2010

Vergessene Mitte 1

Berlins vergessene Mitte ist bestimmt eine interessante Ausstellung, leider war es für uns zu voll. Ich mag es nicht, von Bild zu Bild geschoben zu werden. Da müssen wir wochentags noch einmal hin. Der Katalog ist jedenfalls sehr informativ.

Ein bisschen schizophren waren die Berliner schon immer. Fast zwei Millionen Besucher strömten im Sommer 1896 in die Berliner Gewerbeausstellung nach Treptow. Auf 30 000 Quadratmetern konnten sie „Alt-Berlin“ bewundern, 120 Gebäude inklusive Stadttor, Rathaus, Straßen und Plätzen: Berlin anno 1650, eine nostalgische Simulation just zu dem Zeitpunkt, als man die reale Altstadt Straßenzug um Straßenzug begradigte, verkehrsbeschleunigte und abriss.
(Text: Tagesspiegel, M. Zajonz)

Vergessene Mitte 2
Berlins vergessene Mitte heute – Brüderstraße

Brüderstraße

Freitag, Dezember 12th, 2008

11-12

Das ist das Eingangsportal eines weiteren bemerkenswerten Hauses in der Brüderstraße. In der Brüderstr. 11/12 befindet sich die Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund.

Das Gebäude wurde 1905 als Kontor der Berlinischen Feuer-Versicherungs-Anstalt von den Architekten Reimer & Körte errichtet. Bis 1989 war hier die Staatliche Versicherung der DDR untergebracht. Nach der Wiedervereinigung erwarb der Freistaat Sachsen die Immobilie vom Bund. Die Renovierungs- und Umbauarbeiten für 11,25 Mio. Euro begannen im August 1998, am 15. März 2000 eröffnete Sachsen seine Landesvertretung. Das Haus steht unter Denkmalschutz. Die Vorderseite ist mit barockähnlichem Sandstein-Dekor verkleidet, das Anklänge an den Jugendstil aufweist. Der Innenhof ist überdacht.

Schöne Bäuerin

Die Gedenktafeln am Nicolaihaus

Dienstag, Dezember 2nd, 2008

„Der Buchhändler Christoph Friedrich Nicolai – bewundert viel und viel gescholten – hat [im Haus Brüderstr. 13] allerlei Kluges und leider noch weit mehr pedantisch Dummes geschrieben und verlegt, und im Sommer 1811 sang hier der zwanzigjährige Bergakademiker Theodor Körner seine Lieder. Erinnerungstafeln schmücken die Front des Hauses, und die Stadt Berlin, die sie gestiftet, unterscheidet mit feiner Dialektik den Dichter vom Philister: Dieser ,wohnte und wirkte‘, jener ,weilte und dichtete‘ hier.“
Das schrieb mein berlinischer Wegbereiter Adolf Heilborn vor 50 Jahren in seiner „Reise nach Berlin“.
Seitdem sind weitere Gedenktafeln hinzugekommen. Für Christian Gottfried Körner, Minna Körner, geb. Stock -Theodors Eltern – und für die Malerin Dora Stock (Minnas Schwester), die 1815 bis 1828 hier wohnten, sowie für Elisa von der Recke und August Tiedge (1814/15 im Hause). Am 11. Dezember 1958, dem 200. Geburtstag des Maurermeisters, Musikprofessors und Duzfreund Goethes, Carl Friedrich Zelter, wurde eine fünfte Gedenktafel angebracht. Zelter war nämlich oft Gast in dem aus der Zeit des ersten Preußenkönigs stammenden Hause, das er 1787 für den neuen Besitzer Nicolai umgebaut hatte.

So steht es in „Pomplun’s Grosses Berlin Buch“. Inzwischen gibt es noch eine sechste Gedenktafel für Ludwig Jonas, dem Prediger an der Nikolaikirche.

Carl Friedrich Zelter

Theodor Körner

Dora Stock

Friedrich Nicolai

Elisa von der Recke

Ludwig Jonas

Im Märkischen Dichtergarten gibt es ein interessantes, von Günter de Bruyn herausgegebenes Büchlein zu Friedrich Nicolai. Darin Nicolais Roman Vertraute Briefe und die Goethe-Parodie Freuden des jungen Werthers.
Sehr schön auch die von de Bruyn zusammengestellten zeitgenössischen Nicolai-Schmähungen, darunter Goethes Antwort:

Freuden des jungen Werthers

Ein junger Mensch, ich weiß nicht,
Starb einst an der Hypochondrie
Und ward dann auch begraben.
Da kam ein schöner Geist herbei,
der hatte seinen Stuhlgang frei,
Wie’s denn so Leute haben.
Der setzt notdürftig sich aufs Grab
Und legte da sein Häuflein ab,
Beschaute freundlich seinen Dreck,
Ging wohl eratmet wieder weg
Und sprach zu sich bedächtiglich:
„Der gute Mensch, wie hat er sich verdorben!
Hätt‘ er geschissen so wie ich,
Er wäre nicht gestorben!“

Galgenhaus

Sonntag, November 30th, 2008

Der Kopf über dem Eingangsportal des Wohnhauses Brüderstraße 10 sieht zwar recht gefährlich aus, hat aber offensichtlich nichts mit dem Spitznamen des Hauses zu tun. Das wird doch nicht etwa Herr Kammerrat von Happe sein, der dieses Gebäude 1688 errichten ließ?

Bärtiger

Das Haus wird auch Galgenhaus genannt.

Im Hause des Ministers von Happe wurde ein silberner Löffel vermisst. Ein junges Dienstmädchen, zu dessen Pflichten es gehörte, den Tisch zu decken und Besteck und Geschirr abzuwaschen, kam in den Verdacht, ihn gestohlen zu haben. Da niemand sonst mit dem Besteck zu tun gehabt hatte, und der Löffel, auf den der Minister großen Wert legte, sich nicht wieder anfand, wurde das Mädchen des Diebstahls beschuldigt und zum Tode durch Erhängen verurteilt. Der Minister bat noch, man möge den Galgen zur Abschreckung vor seinem Hause errichten, damit nicht noch andere Bedienstete auf den Gedanken kämen, ihm etwas zu stehlen. Und so geschah es. Obwohl das arme Mädchen seine Unschuld beschwor, wurde es gehängt.
Kurze Zeit nach der Urteilsvollstreckung fand man den Löffel im Stall. Eine Elster mochte ihn dorthin verschleppt haben. Von diesem Tage an umlagerte eine Schar von Nachbarn und Neugierigen das Haus. Man hatte bemerkt, dass das Loch, in das der Galgenpfahl eingerammt worden war, sich nicht zuschütten ließ. Der Minister befahl, die Stelle zu pflastern, aber jeden Morgen klaffte das Loch von neuem. Das Haus kam so sehr in Verruf – man nannte es nur noch das ‚Galgenhaus‘ -, dass es dem Minister dort nicht mehr gefiel. Er verkaufte es und zog woanders hin.
(hier gibt es etwas zum wahren Kern der Geschichte)

eloquent

Fisch
Details des Schmuckgitters am Hauseingang