Sommerausstellung in Kirchmöser
Von Charlottenburg fährt die RE1 in ca. 45 Minuten bis zum Bahnhof Kirchmöser. Von dort fährt ein Bus bis zum Ausstellungsgelände oder man läuft die wenigen Kilometer.
Bis Charlottenburg geht alles gut, eine Stunde Fahrzeit mit der S-Bahn. Pünklich. Für die RE1 von Charlottenburg ist zuerst nur eine Minute Verspätung angesagt, dann 15 Minuten. Schließlich kommt sie 20 Minuten zu spät. Es ist aber schön, dass sie überhaupt kommt. Die nächste Bahn, eine Stunde später, wird wegen einer kurzfristigen Krankmeldung des Lokführers ausfallen.
Der Bus vom Bahnhof Kirchmöser Richtung Ausstellungsgelände ist natürlich weg. Wir laufen die drei Kilometer. Noch ist es nicht so heiß. In der Ausstellung wandern wir auch einige Meilen umher. Das Gebäude mit seinem morbiden Charme ist interessant, Christan Petzold hat hier übrigens „Barbara“ gedreht. Ungefähr 60 Räume werden von Berliner Galerien bespielt.
Es ist ein Paradies für Künstler:innen, die Historie des ruinösen Hauses animiert zu Gedanken über zerstörte und wieder eingerenkte Körper. Über Tod und Nacktheit, Geheimnisse und den Geruch nach Medizin.
Aus einem Raum leuchtet es rot wie aus einem Bordell. Sex gibt es dort aber nicht, stattdessen lockt Björn Melhus mit den drei monumentalen Neonbuchstaben „EIS“ – das aber auch schon alle ist. Die Kühltruhe im Raum glänzt leer und wie ein technisches Überbleibsel aus einer besseren Zeit.
(Tagesspiegel)
Gleich in der Nähe vom Fußballplatz Kirchmöser finden wir den Gardasee. Ein italienisches Restaurant (Ristorante Lago di Garda) direkt am Plauer See nennt sich so.
Die Regionalbahn von Kirchmöser (kommt aus Magdeburg) bis zum S-Bahnhof Charlottenburg kommt pünktlich, ist aber gut gefüllt mit halbnackten schwitzenden Menschen, die bedrohlich nahe kommen. Der medizinische Geruch im Ausstellungsgebäude war mir lieber.
Der Zug war überfüllt. Sie saßen eingeklemmt zwischen halbwüchsigen Jungen und Mädchen. Mannetje betrachtete sie ironisch. „Findest du eigentlich auch, dass das Intelligenzniveau der heutigen Jugend so viel niedriger ist als zu der Zeit, als wir jung waren?“
(Voskuil, Das Büro 5)
Unsere S-Bahn in Westkreuz fährt uns vor der Nase weg. Wir müssen 20 Minuten auf die nächste warten. Alles würde viel mehr Spaß machen, wenn man sich wieder auf S- und Regionalbahnen verlassen könnte.
Inmitten von so viel Fehlfunktionen [wäre] Funktionieren interessant.
(Donald Barthelme, Report)