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Markgraf Johann II.

Freitag, Oktober 29th, 2010

Die steinernen Überreste der Siegesallee in Berlin
Die Denkmale sind in diesem Jahr vom Lapidarium in die Zitadelle Spandau umgezogen.
In den vergangenen Jahren habe ich ab und zu einige Figuren vorgestellt, z.B.
Der Bildhauer Reinhold Felderhoff,
Puppenklinik Spandau ,
Adolf Brütt und
in den (alten) Kunstspaziergängen gab es eine 16-teilige Serie, hier beginnend.

Markgraf Johann II.
Markgraf Johann II., Reinhold Felderhoff

Bei der Gestaltung des Markgrafen hatte Felderhoff völlig freie Hand, da – abgesehen von der Körpergröße [er soll von kleiner Statur gewesen sein] – individuelle Merkmale nicht überliefert waren. Gerade bei diesem Punkt aber erweist sich die vorgeschriebene Einheitshöhe der Standbilder als fragwürdig, da sie das einzig verbürgte Merkmal des Grafen nivelliert.
(aus: Uta Lehnert Der Kaiser und die Siegesallee, 1998)

Markgraf Johann II - Detail

Der Bildhauer Reinhold Felderhoff

Dienstag, Juni 2nd, 2009

Eines der letzten größeren Werke Reinhold Felderhoffs war der „Stralauer Fischer“ von 1916 für das neue Rathaus Treptow (Neue Krugallee/Ecke Bulgarische Straße) in Berlin. Die zwei Meter hohe Skulptur aus Marmor auf einem 1,50 Meter hohen Sockel aus Granit steht seit 1925 in dem Fischerbrunnen, den noch Felderhoff als rechteckiges Bassin entworfen hatte. Der als Aktfigur modellierte athletische Fischer zieht leicht nach vorn gebeugt kraftvoll ein Netz empor.

Historischer Hintergrund der Figur sind die Stralauer Fischer und ihr berühmter „Stralauer Fischzug“, der seit 1574 alljährlich am 24. August, dem Bartholomäustag, stattfand. Der Zug beging feierlich das Anfischen nach der jährlichen Schonzeit zwischen Ostern und Bartholomäus, die Kurfürst Johann Georg von Brandenburg in einem Edikt vom 22. Februar 1574 verfügt hatte. Am 23. August 1873 verbot der Stralauer Amtsvorsteher das Fest, da es in immer wüstere Saufgelage und Schlägereien ausartete. 1923 lebten die Feierlichkeiten nochmals kurzzeitig auf.
(mehr hier)

Fischerbrunnen
Fischerbrunnen, 1916

Diana ist in klassischer Nacktheit dargestellt und durch ihr Attribut, den Köcher, den sie sich umlegt, als Göttin der Jagd ausgewiesen.
In Schleswig steht eine Dauerleihgabe der Nationalgalerie Berlin aus dem Jahre 1910. Eine leicht verkleinerte Wiederholung in Marmor entstand 1917. Sie soll bis 1940 im Besitz der Nationalgalerie gewesen sein und kam später nach Brandenburg, wo sie heute im Theaterpark aufgestellt ist. Ein weiterer Bronzeabguss entstand für den Kunstbesitz Hermann Görings in Karinhall. Dieses Exemplar steht seit 1963 im Wröhmännerpark Spandau.
(aus: Katalog Ethos und Pathos – Die Berliner Bildhauerschule 1786 – 1914)

Diana
Diana im Schlosspark Gottorf in Schleswig, Erstfassung 1898

Die Siegesallee-Aufträge waren in der Berliner Bildhauerschule wegen der Bezahlung und des Renommees überaus begehrt; um einen Auftrag zu erhalten, „verleugneten die meisten [Bildhauer] ihre künstlerische Überzeugung […].“ Reinhold Felderhoff erhielt seinen Auftrag ohne Bewerbung. Sein Schwager Robert Baerwald hatte den Zuschlag für die Denkmalgruppe 15 mit Kurfürst Friedrich I. bekommen und verstarb noch vor Beginn der Arbeiten. Daraufhin verhandelte Felderhoff mit dem Kaiser um den Nachfolgezuschlag. Den erhielt dann zwar Ludwig Manzel, aber Felderhoff bekam den Auftrag für die Denkmalgruppe 6 mit Markgraf Johann II. (1237 (?) – 10. September 1281), dem die historische Kommission der Siegesallee unter Leitung von Reinhold Koser die beiden Nebenfiguren Graf Günther I. von Lindow und Ruppin (? – 1284) sowie den Berliner Fernhändler und Ratsmann Konrad Belitz (? {Ersterwähnung 1288} – 1308) zuordneten.
(hier)

Markgraf Johann II
Markgraf Johann II im Lapidarium

Die Skulpturenreste von der Siegesallee sind jetzt nicht mehr im Lapidarium zu sehen. Sie werden nach Restaurierung in der Spandauer Zitadelle ausgestellt werden.