Gegenwärtig findet im Schloss Biesdorf eine Retrospektive von Achim Freyer statt.
Dort habe ich folgende interessante Informationen zu seiner ersten Einzelausstellung gefunden:
Vom 24.06. bis 1.07.1971 findet die erste Einzelausstellung von Achim Freyer statt, und zwar im Zentralinstitut für Kernforschung Rossendorf bei Dresden, dem größten Wissenschaftsinstitut der DDR mit etwa 1.500 Mitarbeitenden.
Initiiert und organisiert wird die Ausstellung von dem Radiochemiker Eberhard Gabler, einem wichtigen Forderer von Achim Freyer. Die knapp 30 Bilder und Objekte stammen aus den Jahren 1967 bis 1971, gehören im Wesentlichen zur Werkgruppe Streifen, Ordnung und Störung von Ordnung.
Diese Werkgruppe steht für die radikale Abkehr von einem kulturpolitisch verordneten sozialistischen Realismus in der DDR und für die Entwicklung einer widerständigen und originären Bildsprache von Achim Freyer.
Möglich wurde die Ausstellung nur, weil sie für die Öffentlichkeit außerhalb des Instituts nicht zugänglich war. Der Physiker Reinhard Koch erinnert sich, dass das größte Forschungszentrum der DDR über eine Woche lahmgelegt wurde durch Streit über Kunst – am Arbeitsplatz, in der Kantine, im Bus.
Freyer war, so Koch, eine Zentralfigur für junge Künstler in Berlin. Die Ausstellung wurde in der Woche nach dem VIII. Parteitag der SED mit der Grundsatzrede von Erich Honecker zum politischen Kampf der Künstler eröffnet.
Der stellvertretende Leiter des Forschungsinstituts, der Physiker Klaus Fuchs, schreibt in seinem Kommentar zur Ausstellung: „Die Höhe künstlerischen Schaffens ist nicht zuletzt dadurch bestimmt, wie tief der Künstler in die Grundfragen seiner Zeit eindringt und mit welcher inneren Leidenschaft er zu ihnen Stellung nimmt. Parteilichkeit und fachliche Meisterschaft zeichnen den großen Künstler aus.“ Hier beginnt die radikale, anarchistische und bedingungslose künstlerische Sprache von Achim Freyer, sich jeder Vereinnahmung zu widersetzen. Und das nicht zuerst aus politischen Gründen, sondern aus Gründen künstlerischer Genauigkeit und Gesetzmäßigkeit. Klaus Fuchs, der auch Mitglied des Zentralkomitees ist, muss sich zwischen Kulturpolitik und dem Engagement seiner Mitarbeiter positionieren. Die Ausstellung darf geöffnet bleiben, wenn Freyer sich bereit erklärt, persönlich die Führungen durch die Ausstellung zu machen. Freyer übernimmt das und erläutert mit hartnäckiger Geduld und Freundlichkeit die Entwicklung seines abstrakten Materialismus. Es bleibt für Jahre die wahrscheinlich einzige Ausstellung abstrakter Kunstwerke in der DDR neben der Hermann-Glöckner-Ausstellung 1969 im Dresdener Kupferstichkabinett.
Vor einigen Jahren besuchten wir das Kunsthaus Achim Freyer. Hier der Bericht in den Kunstspaziergängen.