Posts Tagged ‘Skulptur’

Die Humboldts vor der Uni

Montag, März 31st, 2008

Wilhelm von Humboldt
Wilhelm von Humboldt (Martin Paul Otto, 1883)

1876 fand zur skulpturalen Gestaltung des Eingangs zur Humboldt-Universität ein Wettbewerb statt. Dazu waren fünf Künstler eingeladen. Martin Paul Otto war nicht darunter, aber er reichte trotzdem einen Entwurf für ein Wilhelm-von-Humboldt-Denkmal ein und gewann.
Reinhold Begas musste sich bei seinem Entwurf für das Alexander-von-Humboldt-Denkmal am Werk von Otto orientieren, obwohl sein eigener Wettbewerbsbeitrag eine ganz andere Komposition vorgesehen hatte.
Alle Sockelreliefs, auch die bei Alexander von Humboldt, sind von Martin Paul Otto.

Alexander von Humboldt
Alexander von Humboldt (Reinhold Begas, 1883)

Märchenbrunnen

Freitag, März 28th, 2008

Schneewittchen

Der siebente Zwerg aber …
(aus: Thomas Schleusing
Märchen für Erwachsene, Eulenspiegel-Verlag, 1979)

Schneewittchen mit dem siebenten Zwerg

Das ist Schnewittchen mit dem siebenten Zwerg am
Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain,
hier sind mehr Fotos von denen dortigen Skulpturen.

Zwei Figuren

Dienstag, März 18th, 2008

Baum
Joel Shapiro, eine von Zwei Figuren, 1994
Charlottenstraße, Ausgang Quartier 205

Kunst am Bau (FOCUS-Artikel aus Heft 18/1997)

Der Bauboom an der Spree elektrisiert Kunsthändler und Künstler. …
Die Galeristen erhoffen sich in der Hauptstadt … ein Stück vom großen Kuchen „Kunst am Bau“. Auf rund 500 Millionen Mark schätzt der Münchner Art Consultant Mathias Kampl das Auftragsvolumen, das in den nächsten Jahren in Berlin anfällt. Zwar wurde das Gesetz von 1950, das für öffentliche Bauherren die Investition von zwei Prozent der Bausumme für Kunst am Bau festschrieb, 1995 aufgehoben, doch der Bund hält sich bei den Regierungs- und Parlamentsbauten nach wie vor an den alten Richtwert. Die Um- und Neubauten kosten rund sechs Milliarden Mark. Allein beim Bundestag sind 30 Millionen Mark für Kunst am Bau eingeplant.
Vor allem private Bauherren aus dem Ausland profilieren sich – immerhin aus freien Stücken – gern mit monumentalen Werken. Es sind oft engagierte Kunstsammler wie der Kosmetikerbe Ronald Lauder, der am früheren Checkpoint Charlie baut. Der Projektentwickler Tishman Speyer ließ sich sein Kunstkonzept im Quartier 205 der Friedrichstadtpassagen mit Werken von John Chamberlain, Sol Le Witt und Joel Shapiro zwei Millionen Mark kosten. Bereits in Frankfurt hat der Immobilientycoon vor dem Messeturm mit Jonathan Borofskys einprägsamem „Hammering Man“ ein kostspieliges Zeichen gesetzt.

Wanderlust

Montag, März 17th, 2008

WELT Pomona Zipser Ohne Titel, 1999/2000, Lindenstraße

Wanderlust
A history of walking
by Rebecca Solnit
(gesehen in woods lot)

Historically, walking has had many functions; for most people most of the time, of course, it was the only method of getting from one place to another. As Solnit says, „walking is a mode of making the world as well as being in it,“ and it allows us to know „the world through the body and the body through the world.“ This is not merely a theoretical construct. One of Solnit’s principal concerns is that the connection between the body and the world that walking exemplifies has begun to fade as we spend more and more time isolated in technologized cells — SUVs, offices, suburban homes — and trapped in a culture that sees unstructured time alone in the world as inherently unproductive.

Anselmus und Serpentina

Donnerstag, März 13th, 2008

Sperling
E.T.A. Hoffmann von Carin Kreuzberg, Gendarmenmarkt

Da fing es an zu flüstern und zu lispeln, und es war, als ertönten die Blüten wie aufgehangene Kristallglöckchen. Anselmus horchte und horchte. Da wurde, er wußte selbst nicht wie, das Gelispel und Geflüster und Geklingel zu leisen halbverwehten Worten:

»Zwischendurch – zwischenein – zwischen Zweigen, zwischen schwellenden Blüten, schwingen, schlängeln, schlingen wir uns – Schwesterlein – Schwesterlein, schwinge dich im Schimmer – schnell, schnell herauf – herab – Abendsonne schießt Strahlen, zischelt der Abendwind – raschelt der Tau – Blüten singen – rühren wir Zünglein, singen wir mit Blüten und Zweigen – Sterne bald glänzen – müssen herab zwischendurch, zwischenein schlängeln, schlingen, schwingen wir uns Schwesterlein.« –

So ging es fort in Sinne verwirrender Rede. Der Student Anselmus dachte: »Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.« – Aber in dem Augenblick ertönte es über seinem Haupte wie ein Dreiklang heller Kristallglocken; er schaute hinauf und erblickte drei in grünem Gold erglänzende Schlänglein, die sich um die Zweige gewickelt hatten und die Köpfchen der Abendsonne entgegenstreckten.
(aus: E.T.A. Hoffmann Der goldene Topf)

Römischer Mann

Mittwoch, März 12th, 2008

Römischer Mann

Hermann Blumenthal
Großer Stehender 1936/37
im Vorhof des Kolbe-Museums

Zu Ruhm war dieser Bildhauer seinerzeit durch Darstellungen menschlicher Aktfiguren gelangt, in denen sich eine konstruktivistische Motivik mit psychologisierenden Momenten verbindet. In seinen Werken verschmolzen Anregungen der deutschen und französischen Moderne, ohne daß expressionistisches Pathos oder klassizistische Kühle zu ihren Merkmalen gehören würden. Nicht zu Unrecht wird häufig auf eine künstlerische Verwandtschaft mit Wilhelm Lehmbruck hingewiesen.
(aus einer Rezension von G. Brüne zu
J. Gabler (Hrsg.)
Sternengucker. Hermann Blumenthal und seine Zeit, Berlin 2006)

Ein Tag in Görlitz (1)

Sonntag, März 2nd, 2008

Johannes Wüsten (1896 – 1943)

Früh erkennt Johannes Wüsten die Gefahren der aufziehenden Nazibewegung und warnt mit den Mitteln seiner Kunst vor dem drohenden Unheil. Im Jahre 1932 wird er Mitglied der KPD. Nach dem Machtantritt der Nazis gehört er der Leitung einer Görlitzer Widerstandsgruppe an. Im Frühjahr 1934 muss er emigrieren, da er verhaftet werden soll. In Prag schließt er sich dem Schriftstellerverband der deutschen Emigranten an, arbeitet als Autor und Illustrator für antifaschistische Zeitschriften. … Im Juli 1938 [geht er] nach Paris. Im Herbst 1939, nachdem sich Deutschland und Frankreich im Kriegszustand befinden, wird er interniert. Aus dem Lager St. Nazaire an der Atlantikküste versucht er am 19. Juni 1940 vergebens nach Großbritannien zu gelangen … Er entschließt sich, nach Paris zurückzukehren, wo er hofft, untertauchen zu können. Schwer erkrankt, bleibt ihm Ende 1940 nur noch die Möglichkeit, ein deutsches Militärlazarett aufzusuchen, da französische Krankenhäuser ihn nicht aufnehmen durften. Man pflegt ihn gesund und übergibt ihn der Gestapo. Im Frühjahr 1941 wurde er in das Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit überführt. Hier beginnt am 11. März 1942 der Prozess vor dem „Volksgerichtshof“. Die Nazis …verurteilen ihn zu 15 Jahren Zuchthaus.
In der Haft entstehen die letzten erhaltenen Zeichnungen. Im Alter von sechsundvierzig Jahren stirbt Johannes Wüsten am 26. April 1943 in Brandenburg-Görden auf der Krankenstation des Zuchthauses an offener Tuberkulose.
(mehr hier)

Wüsten und Wüsten

Die Straße, in der Wüsten in Görlitz lebte, ist heute nach ihm benannt. Dort steht auch die Büste des Künstlers.

Alfred Hrdlicka

Mittwoch, Februar 27th, 2008

Heute: 80. Geburtstag von Alfred Hrdlicka

H: Schon in meinen frühen Jahren war ich – wie soll ich sagen – schwierig. Jung, sehr muskulös und, was weiß ich, sehr seltsam.

Hrdlicka
Der Tod des Demonstranten, 1971

B: Sie sind doch eigentlich ganz nett, Herr Hrdlicka. Wieso waren Sie denn immer so undiplomatisch?
H: Na, weil es meiner Karriere genutzt hat! Ich muss ganz offen reden: Meine Karriere besteht aus Widersprüchen. Schauen Sie, ich war so überrascht bei der Eröffnung meiner Ausstellung im Jänner in Schwäbisch Hall, weil ich gar nicht mehr gewusst habe, dass ich so viel Monumentales gemacht habe! Sie werden dort feststellen, dass ich schon ein wüstes Kaliber gewesen bin. Denn ich kann zeichnen wie ein Affe! Die Kunst besteht auch aus Können. Für mein Können kann ich mich rühmen.
(aus einem Interview in der Berliner Zeitung)

Uhlmanns Schaschlik

Montag, Februar 25th, 2008

Hans Uhlmann

Natürlich war ganz Berlin baff, als an der Bismarckstraße in den Jahren 1959 bis 1961 Fritz Bornemanns Neubau der Deutschen Oper in die Höhe wuchs. Nichts da von repräsentativen Schmetter-Portalen. Kein Säulenluxus. Die jahrhundertelang geübte architektonische Erhabenheit machte sich aus dem Staube. Das neue Haus schien sich gleichsam mit dem Rücken gegen die „Große Oper“ zu stellen. Das war Berlins Opernpublikum nicht gewohnt. Natürlich wollte es liebend gern demokratisch sein, aber irgendwie sollte das Haus schließlich auch zu den Abendkleidern passen, die man seit langem daheim in den Schränken verwahrte und die auf ihren großen Auftritt warteten.

Faustgroße Kieselsteine, dicht an dicht in Beton gebettet. Eine Stirnwand von eher abweisendem Charakter. Und dann noch das Schlimmste: dieser überdimensionale schwarze, stählerne „Schaschlik-Spieß“, den Hans Uhlmann geformt und 20 Meter hoch vor dem Haus hatte aufrichten dürfen. Er wurde lauthals verflucht. Aber so war es fast jeder künstlerischen Außerordentlichkeit seit jeher gegangen. Wie die Neue Musik schließlich Zeit braucht, sich an sie zu gewöhnen, so auch Architektur und bildende Kunst.
(Quelle Berliner Morgenpost)

Skulpturenpark Berlin_Zentrum

Freitag, Februar 15th, 2008

Am Sonntag, den 17. Februar werden die nächsten Kunstwerke im Skulpturenpark Berlin_Zentrum vorgestellt. Ich war vorab schon einmal dort und habe die noch nicht ganz fertige Arbeit The Empty Dwelling, the Vain Tower and the Mad Colonist von Kai Schiemenz fotografiert.
Im vergangenen Jahr war das Shrunken Theatre von Schiemenz bei Fahnemann Projects zu sehen.

Empty dwelling

Kai Schiemenz (*1966 in Erfurt, lebt in Berlin) greift in seiner spiralförmigen Architekturskulptur The Empty Dwelling, The Vain Tower and the Mad Colonist die mehrdeutige Gegenwart auf, die das Gelände des Skulpturenparks ausmacht. Vom einzigen Hügel des Parks ragt seine aus Sperrholz und Dachlatten gebaute dreidimensionale Form in die Höhe. Entwachsen aus den realen, historischen Fundamentresten des Ortes erscheint sie wie ein Amalgam aus konstruktivistischer Funktionalität und poststrukturalistischer Mega-Struktur, für dessen Bau das Diktum “form follows function” nicht immer maßstäblich gewesen sein wird.
Ähnlich wie in früheren Arbeiten von Schiemenz funktioniert die Anlage gleichermaßen als Monument, das abgeschieden auf dem großen Feld steht und als Pavillon, den man über eine lange Treppe betritt und der Ausblicke bietet. In monumentaler Passivität stellt sich das Objekt als Skulptur dar, die kontemplativ angeschaut werden möchte. Zugleich eröffnet es als Aussichtsplattform die Kommunikation mit seiner Umgebung und produziert selbst neue Ansichten und Bilder.
Jedoch vermittelt Schiemenz’ Form auch die Idee einer utopischen Inanspruchnahme des urbanen Raums. Platziert auf dem Gelände der ehemaligen Mauer bezieht sie als mad colonist trotzig Stellung vor der anstehenden urbanen Erneuerung.
(Text hier entnommen)