Archive for April, 2010

Unterwegs im Ruhrgebiet (3)

Montag, April 19th, 2010

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Wilhelm Lehmbruck, Die Kniende, Kant-Park Duisburg vor dem Lehmbruck-Museum

„Junge, dat Teil gefällt mir, sieht spitze aus, echt“, lobte Jupp die Skulptur. „Weisse, Bildhauerei is ja die Königsdisziplin der Künste. Bei allem andern kannse tricksen, nur nich bei ner Skulptur. Die packse an un weiß sofort, Mann, dat issen Arsch oda nich.“
(aus: Marc Degens, Romanmanuskript, Auszug in SZ Nr. 88, 17./18. April 2010)

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Die berühmteste Skulptur Lehmbrucks Die Kniende entstand im Jahre 1911. Die Skulptur wurde in den zwanziger Jahren im Duisburger Tonhallengarten aufgestellt und erregte damals das Schamgefühl der Duisburger Bevölkerung. Eine Lokalzeitung rief zu jener Zeit dazu auf, das als unsittliches „Schandmal“ bezeichnete Kunstwerk gewaltsam zu beseitigen. In der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1927 beschädigten vier junge Kaufleute die Skulptur schwer. Das Regime der Nationalsozialisten brandmarkte die Skulptur als entartete Kunst. (hier)

Unterwegs im Ruhrgebiet (2)

Sonntag, April 18th, 2010

David ist jetzt ein Duisburger.

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Der „David“ wird Duisburger! Die 9 Meter hohe, leuchtend kolorierte Fassung der berühmten Skulptur Michelangelos sorgt seit ihrer Realisierung 2006 für großes Aufsehen. Nach Stationen vor dem Kölner Museum Ludwig und dem Künstlerverein Malkasten in Düsseldorf kommt Feldmanns David nun dauerhaft nach Duisburg. Vor dem LehmbruckMuseum begrüßt er ab April 2010 die Besucher in unmittelbarer Nähe zur Fußgängerzone.

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Unterwegs im Ruhrgebiet (1)

Samstag, April 17th, 2010

Geister1

Ganz große Geister (Thomas Schütte, 1998 – 2004) gibt es in Essen.

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Der Bildhauer und Zeichner Thomas Schütte (55) erhält den diesjährigen Kunstpreis der Stadt Düsseldorf. Das gab Oberbürgermeister Dirk Elbers am Donnerstag (15. April) bei einer Feierstunde in Berlin bekannt. Schütte erhält die mit 55 000 Euro dotierte Auszeichnung zum Auftakt der Quadriennale am 10. September in Düsseldorf. Der gebürtige Oldenburger, der unter anderem bei Gerhard Richter studierte, gilt als ein ungewöhnlich vielseitiger Künstler. Er war mehrfach an der documenta beteiligt. Bei der Kunstbiennale Venedig wurde er 2005 mit dem Goldenen Löwen als bester Künstler der Ausstellung geehrt. Schütte lebt und arbeitet in Düsseldorf.
(dpa/lnw, mehr hier)

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Einschnitt

Sonntag, April 11th, 2010

Wandschnitt im CUC

Hier gibt es jetzt eine kleine Pause. Nein, natürlich keine Spaziergangspause. Kunstspaziergänge werden mit erhöhter Schlagzahl fortgeführt. Nur die Dokumentation verzögert sich. Wir sind hier und berichten darüber ab dem 18. April 2010 wieder in diesem Blog.

Wiederkehr der Landschaft

Sonntag, April 11th, 2010

My dead grandfather

Auffallend an dieser Schau [in der AdK am Hanseatenweg] ist, die doch immerhin in der Akademie der Künste stattfindet, welch geringe Rolle der bildenden Kunst hier zukommt. Akademie-Präsident Klaus Staeck, der seine Institution ja nach eigener Aussage politischer sehen will, gelingt mit „Wiederkehr der Landschaft“ sicherlich ein signifikanter Beitrag innerhalb der Diskussion um Klimawandel und einen nachhaltigen, auch architektonischen, Umgang mit den Ressourcen. Doch überlassen die Kuratorinnen mit Ausnahme von Alex S. MacLean weder die Analyse der Gegenwart noch die Zukunftsentwürfe der Kunst. Der Kunst trauen sie wohl vor allem eine bild- und emotionsbeschwörende Macht zu, wie die unglückliche Entscheidung für die hier geradezu pathetisch wirkende Skulptur von Adrián Villar Rojas beweist – ein 20 Meter langer Wal, aus dessen Sand-Lehm-Holz Körper massive Zementkeile ragen und der, gestrandet im Buchengarten der Akademie, wehrlos seiner Auflösung entgegensieht.
(mehr hier)

Moby Dick

Saurier

Spiegelung in der AdK

The sophisticated eye

Samstag, April 10th, 2010

Galerie Opdahl Berlin

Sophisticated eye
Ulrich Vogl, Fenster II, 2010

Trompe l’oeil, ein seit der Antike gebräuchliches und im 17. Jahrhundert verfeinertes Konzept der spielerischen Augentäuschung zeugt von intellektuellen Einfallsreichtum und einer sinnlichen Einbeziehung der Betrachter. Meist von ausgefeilten Tricks geprägt, stellt das Spiel mit Illusionismus und Hyperrealismus die Virtuosität der Künstler eindrucksvoll zur Schau. Heute scheint das Trompe de l’oeil in erster Linie konzeptionell motiviert, die Täuschungin den meisten Fällen ein sichtbarer Teil des Kunstwerks zu sein, ein exquisites und smartes Verhandeln verschiedener Wahrnehmungsmodi.
(Pressetext, Auszug)

Balkon Nr. 32

Samstag, April 10th, 2010

Berliner Balkon Nr. 32

Trotz alledem

Das war ’ne heiße Märzenzeit,
Trotz Regen, Schnee und alledem!
Nun aber, da es Blüten schneit,
Nun ist es kalt, trotz alledem!
Trotz alledem und alledem –
Trotz Wien, Berlin und alledem –
Ein schnöder scharfer Winterwind
Durchfröstelt uns trotz alledem!
(mehr hier)

Kunstsäle Berlin

Freitag, April 9th, 2010

Ein neuer Berliner Kunstort: Kunstsäle Berlin, Bülowstr. 90

Staubsauger
Mariusz Tarkawian, Looking for art, 2007
hier: Meuser „Ich kann beim besten Willen keinen Staubsauger erkennen“

Walkman

Donnerstag, April 8th, 2010

Die Revolution in den Straßen begann am 1. Juli 1979, und ein Ende ist bis heute nicht in Sicht. An diesem Tag wurde ein Gerät mit dem sperrigen Namen TPS-L2 präsentiert: ein violett-blaues, 390 Gramm schweres und nahezu backsteingroßes Stück Plastik. Der erste Walkman von Sony.
(mehr hier)

Walkman
Ludmilla Seefried-Matejkowa, 1985

Heute ist die „Walkmania“ längst vorbei. Wenngleich auf den Straßen so viele mit Ohrstöpseln bewehrte Menschen zu sehen sind wie noch nie. Doch heute ist aus dem klobigen Walkman ein flaches MP3-Gerät geworden.

Berlin ist eine Stadt der Würdigkeiten

Dienstag, April 6th, 2010

Schloss vorm Dom

Wer zu Fuß geht, sieht anders.
Ein Interview mit dem Spaziergangswissenschaftler Bertram Weisshaar.

Wir überqueren gleich die vierspurige Invalidenstraße, das Gelände dahinter sieht eher unwirtlich aus. Ist das typisch für den Spaziergangswissenschaftler: da loszulaufen, wo andere umkehren würden?

Mir geht es darum, offen zu sein, sich einer Sache zu nähern, ohne schon gleich alles beurteilt zu haben. Im Zug oder im Auto habe ich nur einen kurzen Augenblick, mir die Sache anzusehen. Als Fußgänger habe ich ein anderes Maß der Geschwindigkeit und der Herausforderung. Meine Praxis ist es, Orte aufzusuchen, die eher ungewöhnlich sind; Orte, zu denen der klassische Spaziergang nicht hinführt. In der Regel zeigt sich überall etwas Beachtenswertes. Man spricht ja gern von Sehenswürdigkeit, aber es gibt auch Denkwürdigkeiten, Merkwürdigkeiten.

Vor allem in Berlin.

Sagen wir: Berlin ist eine Stadt der Würdigkeiten. Der Möglichkeiten. Hier kann man Spaziergänge machen, die woanders nicht möglich wären. Und wenn wir in die Literatur schauen, Franz Hessels „Spazieren in Berlin“ aus den Zwanzigerjahren zum Beispiel, dann sehen wir, es gibt eine lange Tradition des Gehens in dieser Stadt.