Posts Tagged ‘Skulptur’

Kleistherme auf dem Kreuzberg

Donnerstag, Februar 14th, 2008

Die Kleistherme gehört zu den um 1899 im Viktoriapark aufgestellten Skulpturen, die Dichter der Befreiungskriege darstellen. Karl Pracht (*1866 – ?) schuf die Porträtbüste des preußischen Dichters Heinrich von Kleist (1777–1811), der ein Manuskriptblatt in der linken Hand hält und die rechte Hand mit dem Gänsekiel sinnierend am Kinn hält. Der Körper scheint aus dem Sockel herauszuwachsen, auf dem Lorbeerzweige, Mohnblumen und eine sich darum windende Schlange dargestellt sind – der Mohn als Sinnbild für den frühen Tod des Dichters. 1989 wurde das Original aus Marmor im Hof der Leibniz-Oberschule aufgestellt, im Viktoriapark befindet sich ein weißgestrichener Aluminium-Abguss.
(Quelle)

Man kann nur hoffen, dass in der Leibnitz-Oberschule respektvoller mit dem empfindsamen Genie umgegangen wird. Der alugegossene Kleist im Viktoriapark muss allerhand Mißachtung ertragen (z.B. 2002, 2008)

Kleist, nachdenklich

Im vergangenen Jahr erschienen zwei Biografien über den preußischen Unglücksraben Kleist. Hier eine ausfühliche Rezension von Hermann Kurzke:

Die Pathologisierung unseres gesamten Lebens nimmt zu. Immer schmaler wird, zwischen den Abgründen des Krankseins zur Linken und zur Rechten, der Grat für die sogenannte Normalität, und die Frage stellt sich immer drängender, ob nicht auch die werte Normalität eine spezifische Form von Verrücktheit ist – eben jene Abartigkeit, die sich den Zwängen der Gesellschaft unterwirft, anstatt sich ihnen durch Krankheit zu entziehen.
Jemanden wie Heinrich von Kleist würde man heute in die Psychiatrie stecken. Schon als Kind sei er, so ist es überliefert, ein nicht zu dämpfender Feuergeist gewesen – man hätte ihm heute das Zappelphilippsyndrom zugeschrieben, und Pillen gegen ADHS hätte er bekommen, um den krassen Wechsel zwischen Hyperaktivität und Depressivität ins Flussbett der Gewöhnlichkeit hineinzudämmen. Aber könnten wir dann dieses grandiose dichterische Werk bewundern?

Toteninsel

Donnerstag, Februar 7th, 2008

In Berlin gibt es 224 geöffnete und geschlossene Friedhöfe mit etwa 1176 Hektar gewidmeter Friedhofsfläche, von denen (gegenwärtig) 79 in der Denkmalliste Berlins als einzelne Gartendenkmale eingetragen sind. Dazu gehört der Friedhof Grunewald (hier einige Impressionen), der wegen seiner abgegrenzten Lage in Anspielung auf das Gemälde von Arnold Böcklin auch Toteninsel genannt wird.
Auf diesem Friedhof ist auch der Schriftsteller Hermann Sudermann (1857-1928) bestattet. Die heute fast vergessenen Theaterstücke Sudermanns feierten zu Beginn des 20. Jahrhunderts wahre Triumphe (hier Werke bei Gutenberg.de) und ermöglichten ihm den Aufbau einer bedeutenden Kunst- und Antikensammlung, aus der auch die Frauenbüste uf der Grabstätte stammen soll.
(Infos aus: Gartendenkmale in Berlin FRIEDHÖFE, Michael Imhof Verlag, 2008)

Porträtbüste

Zilleball 1927

Sonntag, Februar 3rd, 2008

Zilleball 1927

Da fuhren die Sechstausend zum Zilleball im Sportpalast vor. Eine ganze Stadt, die sich aus Übermut für eine Nacht in Fetzen und Lumpen warf, der Kurfürstendamm in das Gewand der Ackerstraße, die wohlsituierte Brieftasche in den zerschlissenen Rock des letzten Elends.
Aber draußen, am Eingang, durch die Zäune lugend, stark frierend, standen die wirklichen Zilletypen. ( … )
Durch ihr Spalier mußte der Meister Heinrich Zille hindurch, als er nach 1 Uhr, den Kragen hochgeschlagen, das Milieu des Sportpalastes verließ. Seine Modelle erkannten ihn nicht – aber ihm genÜgte die eine Sekunde des Vorbeigehens an der Hundertschaft der hungernden Krüppel und kessen Raben, um sie alle, alle zu sehen und ihrer aller Schicksal zu erkennen. Das hängte sich in seine Gedanken und machte seine Schritte schwer, als er langsam und nachdenklich seiner Mansarde zustrebte. Und er dachte bei sich: »Alles schön und gut, aber ein Zilleball war es nicht. (…) Es ist ja auch gar nicht wahr, daß ich ein Humorist bin. In den Lustigen Blättern sind meine Bilder bloß deshalb erschienen, weil kein anderer als der wackere Dr. Eysler den Mut hatte, sie zu bringen. In Wahrheit waren sie ja zum Weinen statt zum Lachen gemacht. (…) Wenn ich zu bestimmen hätte, wo mein Denkmal hinkäme, möchte ich es lieber vor dem Zentralarbeitsnachweis als auf einem Ball im Sportpalast haben.«
(Peter Sachse im Berliner Journal, Nummer 155, 1927)

Heinrich Zille

Nun, ein Arbeitsamt gibt es da nicht, aber im Nikolaiviertel steht seit einigen Wochen die Skulptur eines sehr schlanken Heinrich Zille. Die Skulptur wurde von Torsten Stegmann anlässlich des 150. Geburtstages von Zille geschaffen.
Es gibt gegenwärtig einige Ausstellungen zu Zilles Ehren in Berlin, letztens sahen wir auch einige Arbeiten in der Galerie Leo.Coppi.

Der Faustkämpfer vom Quirinal

Samstag, Februar 2nd, 2008

Die Bronzestatue eines sitzenden Boxers (gefunden 1885 beim Quirinalshügel in Rom) aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. (?) ist im Alten Museum zu Gast.
Literaturempfehlung:
Paul Zanker Der Boxer in Luca Giuliani (Hrsg.) Meisterwerke der antiken Kunst, C. H. Beck, 2005

Faustkämpfer vom Quirinal

Theokrit (Übersetzung Dietrich Ebener)
Loblied auf Kastor und Polydeukes (Die Dioskuren)
(hier: der Faustkampf zwischen Polydeukes und Amykos)


Als sich die Gegner die Fäuste verstärkt mit geflochtener Stierhaut
und um die Arme geschlungen hatten die mächtigen Riemen,
trafen sie zwischen den Scharen mordschnaubend aufeinander.

Wie überwand des Kroniden Sprößling den gierigen Riesen?
Sag es mir, Göttin, du weißt es! Als Sprecher von anderen will ich
alles berichten, nach deinem Wunsch und deinem Gefallen!

Einen entscheidenden Schlag gedachte Amykos zu führen,
packte mit seiner Linken die Linke des Gegners, zum Ausfall
schräg nach vorne gebeugt, und ließ aus der Hüfte, im Ansturm,
mächtig die Rechte hervorschnellen; wäre die Absicht gelungen,
hätte er sicher zu Fall gebracht den König Amyklais.
Dieser entzog sich dem Stoß durch Wendung des Kopfes, mit starker
Faust zerschlug er die linke Schläfe, bedrohte die Schulter –
gleich entquoll ein düsterer Blutstrom der klaffenden Schläfe -,
traf mit der andern den Mund, so daß die Zahnreihen krachten,
hämmerte dann mit stets schnelleren Schlägen das Antlitz zuschanden,
bis er die Kiefer zertrümmert hatte; halb ohnmächtig, stürzte
nieder Amykos und hob, zum Zeichen des Aufgebens, beide
Hände zugleich in die Höhe; denn nahe stand er dem Tode.

Skulptour Berlin

Dienstag, Januar 29th, 2008

Skulptour Berlin ist der Name einer Flickr-Gruppe, in der Fotos von Skulpturen und Denkmälern in Berlin gesammelt werden. Der Traum, sämtliche (oder fast alle) Skulpturen Berlins in einem Buch mit dem Namen des Künstlers, dem Entstehungsjahr und mit Berichten zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte darzustellen, wird sich wohl kaum verwirklichen lassen. Ein wichtiger Anfang ist mit der Website Bildhauerei in Berlin gemacht. In der Flickr-Gruppe Skulptour Berlin werden Bilder zu den Skulpturen Berlins bereitgestellt. Alle können mitmachen!
Bis heute sind 724 Fotos von ca. 500 Skulpturen in der Gruppe enthalten. Das ist ein gutes Ergebnis nach erst 8-monatiger Laufzeit.

Julius Moser

Die Skulpturengruppe Der Fischfang von Julius Moser steht auf der Hallesches-Tor-Brücke. In Skulptour Berlin erfährt man, dass nicht weit davon ein weiteres schönes Werk von Moser gibt. Auf den Friedhöfen vor dem Halleschen Tor findet man an der Grabstätte Worpitzky das Hochrelief einer schönen Trauernden.

Schöne Trauernde

Natürlich ist die Skulptour Berlin noch längst nicht vollendet, z.B. fehlt bis jetzt die Adelbert-von-Chamisso-Büste im Monbijou-Park. Dann hätten wir zumindest alle Arbeiten von Julius Moser in Berlin. Oder fehlt noch mehr?

Apfelgriebsch

Samstag, Januar 19th, 2008

Der private Kunstverein EL SOURDOG HEX e.V zeigt noch bis zum 23. Februar Arbeiten von Claes Oldenburg.

Apfelgriebsch


Ich bin für eine Kunst, die aufwächst, ohne zu wissen, daß sie Kunst ist, die die Chance hat, bei Null anzufangen.
Ich bin für eine Kunst, die sich mit dem alltäglichen Müll auseinandersetzt und aus diesem Kampf dennoch siegreich hervorgeht.

(Claes Oldenburg in Store Days, New York 1967)

Eckensteher Nante

Dienstag, Januar 15th, 2008

Eckensteher Nante

Der Eckensteher Nante, eigentlich Ferdinand Strumpf (* 1803; † ?), war ein Berliner Dienstmann mit der polizeilichen Konzessionsnummer 22, der an der Ecke Königstraße/Neue Friedrichstraße seinen Standort hatte – unweit der Destillation Eulner, in der er einzukehren pflegte. An der Straßenecke auf Gelegenheitsarbeiten wartend, kommentierte er, was sich um ihn ereignete mit einem Witz, der ihn zum Berliner Original machte.
(Quelle: Wikipedia)

Vorm ICC fehlt etwas

Freitag, Januar 11th, 2008

Zugriff

Wer bei diesem in Pietrasanta stehenden Gipsmodell einer Skulptur von Jean Ipousteguy ein Deja-vu verspürt, erinnert sich noch an die riesige Skulpturengruppe Alexander der Große vor Ekbatana. Bis 2005 stand sie vor dem ICC. Jetzt ist sie irgendwo auf dem Messegelände verstaut, der Sockel sei brüchig geworden und außerdem wären Restaurierungen notwendig gewesen.
(diese Infos gab es heute hier)

Vostell

Mittwoch, Januar 9th, 2008

Cadillacs in Beton

Auf dem Rathenauplatz steht Vostells Cadillacs in Form der nackten Maja, 1987.
Einige Jahre früher entstand VOAEX, 1976 (Viaje de (h)Ormigon por la Alta EXtremadura, Betonreise durch die Oberextremadura).

Voaex

Diese Skulptur sahen wir im letzten Oktober (Studienreise des Fördervereins der Berlinischen Galerie ins Museo Vostell Malpartida). Hier einige Impressionen.

Schöner Bäume retten

Dienstag, Januar 8th, 2008

Stielow 2007

Für die Baumrettung am Landwehrkanal gab es den Berliner Umweltpreis 2007. Die Bäume sind tatsächlich noch da, aber der schöne Uferweg in der Corneliusstraße ist nicht mehr begehbar. Die Stielow-Skulptur (1990) wurde geschmackvoll und umweltfreundlich durch eine Beton-Skulptur des WSA (Wasser- und Schifffahrtsamt) ergänzt.
Jetzt wurde erkannt, dass die 8 Tonnen schweren Betonklötze den Bäumen sogar schaden können. Der Wind könne die Bäume knicken, weil sie so starr an den Klötzen befestigt sind. Es gibt einen Vorschlag für alternative Schutzmaßnahmen (so steht es zumindest hier).
Es muss doch möglich sein, die Bäume vor Umwelteinflüssen zu schützen und sie unsterblich zu machen, vielleicht einhausen?