Posts Tagged ‘Mythologie’

Meleagros

Mittwoch, September 1st, 2010

Es gibt zwei Meleager-Statuen in Berlin. Die Künstler sind unbekannt.

Meleager
Tierpark

Reiter
Eber von Fritz Behn im Zoologischen Garten

Meleager und die Eberjagd

Jetzt legte Atalante einen Pfeil auf ihren Bogen und sandte ihn dem Tier in das Gebüsch nach. Das Rohr traf den Eber unter dem Ohr, und zum erstenmal rötete Blut seine Borsten. Meleager sah die Wunde zuerst und zeigte sie jubelnd seinen Gefährten: »Fürwahr, o Jungfrau«, rief er, »der Preis der Tapferkeit gebühret dir!« Da schämten sich die Männer, daß ein Weib ihnen den Sieg streitig machen sollte, und alle zumal warfen ihre Speere; aber gerade dieser Schwarm von Geschossen verhinderte die Würfe, das Tier zu treffen. Mit stolzen Worten erhob jetzt der Arkadier Ankaios die doppelte Streitaxt mit seinen beiden Händen und stellte sich, zum Hieb ausholend, auf die Zehen. Aber der Eber stieß ihm die beiden Hauer in die Weichen, ehe er den Streich vollführen konnte, und er stürzte, von Blut gebadet, mit entblößtem Gedärmen auf den Boden. Dann warf Iason seinen Speer; allein diesen lenkte der Zufall in den Leib des Keladon. Endlich schoß Meleager zwei Speere hintereinander ab. Der erste fuhr in den Boden, der zweite dem Eber mitten in den Rücken. Das Tier fing an zu toben und sich im Kreise zu drehen. Schaum und Blut quoll aus seinem Munde, Meleager versetzte ihm mit dem Jagdspieß eine neue Wunde in den Hals, und nun fuhren ihm von allen Seiten die Spieße in den Leib. Der Eber, weit auf der Erde ausgestreckt, wälzte sich sterbend in seinem Blute. Meleager stemmte seinen Fuß auf den Kopf des Getöteten, streifte mit Hilfe seines Schwertes die borstige Hülle seines Rückens vom Leibe des Tieres nieder und reichte sie mitsamt dem abgehauenen Haupte, aus dem die mächtigen Hauer hervorschimmerten, der tapferen Arkadierin Atalante.

(… und die ganze Geschichte steht hier bei Gustav Schwab)

Meleager
Schlossinsel Köpenick

Meleager

Kounellis Labyrinth

Sonntag, Januar 20th, 2008

Jannis Kounellis in der Neuen Nationalgalerie
Im gläsernen Tempel der Neuen Nationalgalerie hat Jannis Kounellis in die obere Halle aus großen, geschweißten Stahlelementen ein von Kohle bekröntes Labyrinth gebaut, in das er verschiedene seiner Arbeiten eingebettet hat. Das Labyrinth bezieht sich auf das legendäre Labyrinth des Königs Minos auf Kreta.

Jannis Kounellis

Das berühmteste Labyrinth … war jenes, das Dädalus für König Minos errichtet hat. Es diente als Gefängnis. Dieser Irrgarten … war dazu bestimmt als Verlies für den Minotaurus zu dienen, ein Geschöpf, das aus dem unerlaubten Beischlaf der Königin mit einem Stier hervorgegangen war.

Selbst auf die Gefahr hin, eine Allerweltsweisheit zu verkünden: aus der Paarung einer Frau mit einem Stier kann keinesfalls ein Kind entstehen. Die Anerkenntnis dieser einfachen wissenschaftlichen Tatsache bringt mich auf einen ziemlich interessanten Verdacht: König Minos errichtete das Labyrinth nicht als Gefängnis für ein Ungeheuer, sondern als Versteck für ein missgebildetes Kind – sein Kind.
Während der Minotaurus … oft als ein Wesen dargestellt wird, dessen Hinterleib dem eines Stieres gleicht; der Vorderleib jedoch dem eines Menschen, hat er in der Sage lediglich den Kopf eines Stiers, aber einen menschlichen Körper;
ist dort also mit anderen Worten als Mensch mit entstelltem Gesicht beschrieben. Vermutlich war es sein Stolz, der Minos zu akzeptieren hinderte, dass der Erbe seines Thrones eine derart abscheuliche Erscheinung war. Deshalb setzte er das Gesetz der Erbfolge außer Kraft, indem er seine Gemahlin Pasiphae öffentlich der Unzucht mit einem männlichen Rind bezichtigte.

Diese Vermutung ist aus DAS HAUS von Mark Z. Danielewski. Dort ist dieser Text durchgestrichen. Warum? Das ist eine andere Geschichte.

Echo

Sonntag, Januar 6th, 2008

Echo I

Das ist eine der zwei Echo-Skulpturen (1988) von Bernhard Heiliger am Haupteingang zur Philharmonie am Kemperplatz (hier weitere Bilder von Heiliger-Skulpturen in Berlin).

Zur Illustration der mannigfachen Resonanzen, die in einem Echo vorkommen, haben die alten Griechen die Geschichte von einer schönen Bergnymphe erfunden. Diese hieß Echo, und sie beging den Fehler, Zeus bei einer seiner sexuellen Eroberungen zum Erfolg zu verhelfen. Hera kam dahinter, und sie bestrafte Echo, die fortan nichts mehr sagen konnte als die jeweils letzten Worte, die man an sie gerichtet hatte. Bald darauf verliebte sich Echo in Narziss, der jedoch ausschließlich von sich selbst besessen war, sodass sie sich nach und nach verzehrte, bis einzig ihre Stimme übrigblieb (vielleicht bei Ovid nachlesen … hier).
In einer weniger bekannten Version dieser Sage verliebt sich Pan in Echo. Echo jedoch weist seine amourösen Avancen zurück, und Pan, der ja der Gott der Höflichkeit und Selbstbeherrschung ist, reißt sie in Stücke und begräbt alles bis auf ihre Stimme. Adonta tamele. In beiden Fällen führt unerfüllte Liebe zur vollständigen Auslöschung von Echos Körper und beinahe auch zur Auslöschung ihrer Stimme.
(aus: Mark Z. Danielewski Das Haus)