Posts Tagged ‘Architektur’

Grau in grau

Samstag, November 20th, 2010

verputzt

Der Berlinische November ist sicher die schlechteste Jahreszeit, um sich Architektur anzusehen. Vor allem dann, wenn das berüchtigte Berliner Grau herrscht, jenes alle Kontraste, jede Schattenwirkung, jede Lebendigkeit noch aus den geschwollensten Barock-Fassaden herausfilternde Bewölkungslicht. Wenn dazu noch Nieselregen kommt… Andererseits herrscht Berliner November oft von Oktober bis April. Die Architektur sollte also mit solchen Lichteffekten rechnen. Und doch gibt es derzeit eine regelrechte Architekten-Modefarbe Grau. Will da jemand auch noch das letzte Stück Heiterkeit aus dem Stadtbild ausgrauen?
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HdKdW

Ihr lebt in Berlin! Diese Stadt besteht aus Schmutz, Steinen und Beton, aus lauter grauem Zeug. Umso schöner ist da ein Straßenbaum. Und zwar auch ohne Laub: mit tausendfältig grauem Stamm, übellaunigen Nebelkrähen in der Krone und mit Wurzeln, die sich in den Hundepinkelmatsch krallen. Wollt Ihr den auch anmalen?
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Schlüterstraße

Realstadt – Wünsche als Wirklichkeit

Samstag, Oktober 2nd, 2010

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Im Herbst 2010 ist Berlin Schauplatz der großen Stadtausstellung REALSTADT.Wünsche als Wirklichkeit. Diese Ausstellung handelt nicht nur von der Stadt selbst, sondern auch vom Umgang mit ihr. Sie tut dies anhand der Wünsche unterschiedlicher Akteurinnen und Akteure, die darin wirksam werden: alltägliche Wünsche und spektakuläre, idealistische und ökonomische, lokale und weltumspannende. Denn: Städte sind aus Wünschen gebaut, von Wünschen bewegt und von Wünschen durchlebt.

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REALSTADT.Wünsche als Wirklichkeit wird rund 8.000 qm der gewaltigen Turbinenhalle im 1961 erbauten ehemaligen Kraftwerk Mitte bespielen. Erstmals für eine Ausstellung hergerichtet, bietet dieser Bau in seiner massiven Brüchigkeit einen überwältigenden Resonanzraum für die Stadtimpulse, die dort auf zwei Geschossen ausgebreitet werden und so etwas wie das Potenzial der Normalität aufzeigen.

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Heilandskirche Sacrow

Donnerstag, September 9th, 2010

Im Laufe der Jahrhunderte wechselte das Dorf Sacrow mit den dazugehörenden Ländereien häufig den Besitzer. Im Oktober 1840 erwarb Friedrich Wilhelm IV. das Gut für 60.000 Taler und überwies es als Domäne im November desselben Jahres an die Königliche Regierung in Potsdam. Schon weit vor dem Kauf skizzierte der König Kirchenbauten für Sacrow. Für einen Neubau geeignet schien eine Bucht, ein Port, in der die Havelfischer bei Sturm mit ihren Booten Schutz suchten. Für den hochreligiösen Monarchen war dies ein Ort mit Symbolcharakter: das Kirchenschiff als „Bollwerk“ gegen die Stürme des Lebens. Das Kirchensiegel weist mit seiner lateinischen Umschrift darauf hin: S. Ecclesiae sanctissimi Salvatoris in portu sacro (Kirche des heilbringenden Erlösers im heiligen Hafen).
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Heilandskirche Sacrow

Friedrich Wilhelm IV. dilettierte begeistert als Architekt. Der frühe Tod Karl Friedrich Schinkels 1841 ließ die gemeinsamen Pläne und hochfliegenden Träume platzen. Schinkels Schüler, Ludwig Persius, Ferdinand Hesse und Friedrich August Stüler arbeiteten nun mit und für den König. Man huldigte der griechischen Antike und der italienischen Renaissance, aber auch Romanik und Gotik und selbst das Rokoko entstanden neu. Der Historismus, dieses in ganz Europa um sich greifende Stilphänomen, wurde von Friedrich Wilhelm IV. intensiv gepflegt.
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Anatomisches Theater

Freitag, August 13th, 2010

Anatomisches Theater

Seit 2005 erfolgt am Anatomischen Theater mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz die Restaurierung der historischen Fassaden. Die Bohlenbinderkuppel wurde 2007 für die Auszeichnung als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland nominiert.
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Anatomisches Theater

Tiere im Untergrund

Sonntag, Mai 23rd, 2010

Der U-Bahnhof Heidelberger Platz wurde von 1911 bis 1913 erbaut (Architekt: Wilhelm Leitgebel). Leitgebel hat die Bahnsteighalle in zwei Schiffe geteilt und diese mit Kreuzgewölben überspannt. Getragen werden diese von gedrungenen Granitpfeilern, die mit Blattkränzen geschmückt sind. In den Gewölbeansätzen brachte man Relieffelder mit Tierdarstellungen an. Sie sind vom Wilmersdorfer Künstler Martin Meyer-Pyritz (Tiermeyer).
(Infos aus: Verkehrsdenkmale in Berlin – Die Bahnhöfe, Michael Imhof Verlag, 2007)

Eichhörnchen

Fuchs

Batman

Kino International

Samstag, Mai 15th, 2010

Kino International

Joseph Kaiser baute das Kino International (mehr hier von N. Bernau)

Vor 100 Jahren, am 1. Mai 1910, wurde Josef Kaiser geboren. Ein Architekt, der für viele Widersprüchlichkeiten des 20. Jahrhunderts steht.

1960 begann die Planung des Kino Kosmos. 1961 die des Viertels um die Schillingstraße mit dem Kino International, dem Café Moskau und dem einstigen Hotel Berolina – ein Ensemble, das vom Versuch der DDR kündete, Anschluss an den westlichen International Style zu erhalten: Luftig in den Formen, mit intimen Innenhöfen, großzügigen Foyerräumen, üppigen Glasfronten, reichem Mosaikschmuck oder raffinierten Details wie dem Glimmervorhang des Kino International.
Für die DDR waren Josef Kaisers Bauten eine Revolution, niemals war ihre Architektur wieder so heiter, gelöst, weltoffen.

Die Sophienkirche in der Spandauer Vorstadt

Samstag, März 20th, 2010

Sophienkirche

Sophienkirche1

Sophienkirche

Königin Sophie Luise, dritte Frau von Friedrich I. und strenge Lutheranerin, stiftete 1712 die Spandauische Kirche, erst später Sophienkirche genannt.

Die Sophienkirche war ein Saalbau mit Steildach, an den erst später auf Veranlassung des „Soldatenkönigs“, dessen Vorliebe für hohe Kirchtürme hinlänglich bekannt war, ein quadratischer Turm nach Plänen von Johann Friedrich Grael (siehe Bild oben links) 1732-34 angebaut wurde.

Die Sophienkirche hat den 2. Weltkrieg als eine der wenigen Stadtkirchen fast unbeschadet überstanden.
(obige Druckgrafiken und Text aus: Gernot Ernst, Ute Laur-Ernst Die Stadt Berlin in der Druckgrafik 1570-1870)

Sophienkirche2

Risalit

Mittwoch, März 10th, 2010

3 Stock

2 Stock

1 Stock

ganz unten

Das Haus in der Saarbrücker Straße 15 ist ein reich geschmückter Putzbau (1876), fünfgeschossig von nur drei Achsen, die mittlere Achse als Risalit gebildet, mit dreiseitigem, über alle Geschosse geführtem Erker. Die beiden unteren Geschosse sind gequadert, die drei oberen Geschosse, mit variierenden Fensterrahmungen und -verdachungen, besonders hervorgehoben durch aufwendigen figürlichen Schmuck der mittleren Erkerachse: am dritten Geschoß Ädikula mit antikisierender Gestalt vor Muschelnische, darüber, am vierten und fünften Geschoß, allegorische Reliefdarstellungen, bekrönt von Porträtmedaillons Schinkels und Kaulbachs.
(aus: Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Hauptstadt Berlin I, Henschelverlag 1983)

Schlossattrappe

Dienstag, März 2nd, 2010

Das Schloss in der Gipsstraße

Was halten Sie von der geplanten Schloss-Attrappe im Stadtzentrum?
Es ist eine der merkwürdigen Schwächen Berlins, wie es an der Geschichte leidet und dabei ziemlich selbstzerstörerische Dinge tut. Das wirkt auf den Außenstehenden rührend und auch sympathisch. Manchmal jedoch befällt Berlin der Wahnsinn. Es ist eine junge Stadt, deren Identität sich auf dem Neuen und dem 21. Jahrhundert begründet. Warum nur will man jetzt den ultimativen Kitsch-Ersatz für ein Schloss bauen, das schon von Beginn an nicht so sehr überzeugte? Weil der Osten es nach dem Krieg sprengte. Nun nach dem Sieg des Westens nimmt dieser Rache, reißt seinerseits den Palast der Republik ab und lässt das Schloss wiederauferstehen. Keine andere Stadt dieser Größe wäre so verrückt, an einem Ort dieser Bedeutung eine solche Kitsch-Imitation zu bauen. Und das aus Revanche für etwas, das Generationen zurückliegt.
(mehr im Interview der Berliner Zeitung mit dem Chefkritiker der New York Times Michael Kimmelman))

Brücken in Berlin – Stubenrauchbrücke

Sonntag, Februar 28th, 2010

Stubenrauchbrücke

Stubenrauchbrücke

Die Entwicklung der Gemeinden Oberschöneweide und Niederschöneweide war am Ende des 19. Jahrhunderts eng an die rasche Expansion der Berliner Großindustrie gekoppelt. Eisenbahn- und Wasserstraßenanschluss boten günstige Bedingungen für Industrieansiedlungen. Zugleich wurden jedoch Wege- und Straßenbauten und deren Anbindung an das Chausseenetz des Kreises Teltow notwendig. Als erste ständige Verbindung zwischen den beiden Spreeufern wurde 1885 mit Mitteln des Kreises eine Kettenfähre eingerichtet.

Die Fährverbindung blieb bis 1891 bestehen und wurde in den Jahren 1890/1891 durch eine Holzbrücke ersetzt, über die auch die Gleise der Güterbahn Berlin-Oberschöneweide führten und siebzehn neu entstandene Fabriken in Oberschöneweide an die Fernbahnstrecke Berlin – Görlitz anschlossen. Die 121 Meter lange Brücke über die Spree war eine hölzerne Fachwerkkonstruktion über neun Öffnungen. Die drei mittleren dienten dem Schiffsdurchlass. Neben dieser Brücke entstanden etwa in der gleichen Zeit weitere Spreeübergänge wie der Kaisersteg (1898, Fußgängerbrücke) und die Treskowbrücke (1904), die gemeinsam zu einer Verkehrsentlastung in Schöneweide beitrugen. Die Holzkonstruktion der hier beschriebenen namenlosen Brücke war schnell baufällig geworden und erforderte nach nur zehn Jahren den dringenden Neubau einer festen Spreequerung. Die Landratsverwaltung entschied sich für eine aus drei ungleich langen Bögen konstruierte Stahlbrücke, die auch den beginnenden Straßenbahnverkehr und die Gleise der zu den Fabriken Oberschöneweide verlaufenden Industriebahn aufnehmen mussten. Die Brückenpläne stammen von dem Berliner Bauingenieur Karl Bernhard. Bei der Einweihung der neuen Brücke erhielt diese den Namen Stubenrauchbrücke nach dem ehemaligen Teltower Landrat Ernst von Stubenrauch.
(mehr in der Wikipedia)