Archive for Juli, 2008

Unbekümmert, aber nicht gleichgültig

Freitag, Juli 4th, 2008

Gropius-Bau

Unbekümmert, aber nicht gleichgültig
ist der Titel einer Man Ray Ausstellung im Martin-Gropius-Bau (hier einige Fotos aus der Ausstellung). Der Ausstellungstitel ist geliehen – und zwar von der Inschrift auf Man Rays Grab in Paris, Montparnasse: unconcerned but not indifferent steht darauf.

In New York City hatte zwischen 1911 und 1920 [Man Rays] Karriere begonnen. Ray, der mit bürgerlichem Namen Emmanuel Rudnitzky hieß, experimentierte mit Malerei, mit Kollagen, Assemblagen und Fotografie. Sein Freund Marcel Duchamp hatte ihn zu unkonventionellen Ausdrucksformen angeregt. Einmal hängte Ray einen kaputten Lampenschirm erst spiralförmig in seinem Atelier auf und gab ihn dann als Objekt in eine Ausstellung. Dort wurde das Werk vom Hausmeister für Abfall gehalten und zerstört.
Glücklichere Aufnahme fanden Man Rays Kunstbemühungen in Paris, wohin er Duchamp 1921 gefolgt war. Fast unmittelbar nach seiner Ankunft machte er Furore, anfangs mit Werk- und Künstlerfotos, bald mit Porträts und Modeaufnahmen, und schnell auch mit seinen „Rayografien“, die ohne Kamera durch Lichteinfluss auf Fotopapier entstanden.
(mehr hier im Spiegel)

Filme von Man Ray im UbuWeb

Kafka hat Geburtstag

Donnerstag, Juli 3rd, 2008

Bier aus der Luke

Das Gassenfenster

Wer verlassen lebt und sich doch hie und da irgendwo anschließen möchte, wer mit Rücksicht auf die Veränderungen der Tageszeit der Witterung, der Berufsverhältnisse und dergleichen ohne weiteres irgendeinen beliebigen Arm sehen will, an dem er sich halten könnte, — der wird es ohne ein Gassenfenster nicht lange treiben. Und steht es mit ihm so, daß er gar nichts sucht und nur als müder Mann, die Augen auf und ab zwischen Publikum und Himmel, an seine Fensterbrüstung tritt, und er will nicht und hat ein wenig den Kopf zurückgeneigt, so reißen ihn doch unten die Pferde mit in ihr Gefolge von Wagen und Lärm und damit endlich der menschlichen Eintracht zu.
Franz Kafka

Hitze

Mittwoch, Juli 2nd, 2008

 Sonnenbad
Sonnenbad, Alfredo Ceschiatti, Hansaviertel

Das Schönheitsgefühl wird durch den Grad der ruhigen Beschauung hervorgerufen, der Verdauung durch das Auge, wie Wobster in seinen Schriften über das Schöne behauptet.
(Ror Wolf in: Tranchirers letzte Gedanken über die Vermehrung der Lust und des Schreckens, Anabas 1994)

Balkon Nr. 26

Dienstag, Juli 1st, 2008

Puppentheater
Kasperletheater an der Kantstraße

Grete:
Es gibt Neue Saure Gurken, Leute! Es gibt Neue Saure Gurken!
Von allen Seiten kommen Käuferinnen angerannt, vornweg die überaus dicke Frau, die sich noch vor Grete drängt. Im Nu beginnt sich eine Schlange zu bilden … Der Volkspolizist tritt diensteifrig näher.
Die Leute im Chor zu Herrn Küger:
Hinten anstellen!
Frechheit!
Kaspar zieht Herrn Küger am Ärmel nach hinten.
Herr Küger:
Ich zahle mit Westgeld!
Volkspolizist:
Mit Westgeld zahlen ist im Konsum verboten!

aus:
Franz Fühmann Schlipperdibix und klapperdibax
Zwei Kasperlstücke, Hinstorff-Verlag 1985