Perspektivwechsel
48 Stunden Nekölln – Das Kunstfestival
Eine Chinesin setzt sich mir gegenüber. Noch drei Stationen bis Neukölln. Wir sind auf dem Weg zu 48-Stunden-Kultur; drei, vier Stunden wollen wir für uns aus dem umfangreichen Programm herausschneiden. Die Chinesin ist schick gekleidet, schwarze Bluse, schwarze Hose. Die Bluse spannt etwas über Busen und Bauch. Ein Knopf hat nicht standgehalten, geöffnet lässt er etwas weiße Haut zwischen dem dunklen Tuch aufblitzen. Ich bemühe mich, nicht hinzusehen. Die Chinesin beginnt in ihrer Handtasche zu kramen. Sie findet ein kleines Kästchen, öffnet es und holt eine Rasierklinge heraus. Ich bekomme es mit der Angst zu tun. Hat sie meine neugierigen Blicke bemerkt? Sie senkt ihren Blick, greift einen überstehenden Faden an einer Zwickelnaht ihrer Hose und ritsch-ratsch mit einem beherzten Schnitt ist dieses Malheur beseitigt. Die Rasierklinge kommt wieder in die Schachtel, die Schachtel in die Tasche und wir müssen aussteigen. Der Knopf ist offen geblieben.