Posts Tagged ‘Rohkunstbau’

Rohkunstbau (III)

Freitag, Juli 15th, 2011

Judy Millar 4

Die malerischen Arbeiten Judy Millars haben starke architektonische Bezüge. Abstrakte Farbspuren schlängeln sich auf skulpturalen Papierbahnen durch die Ausstellungsarchitektur, deren Beschaffenheit wesentlichen Einfluss auf die Präsentation ihrer Arbeiten hat. Mit ihren großformatigen Farbschleifen bricht sie mit den Konventionen der Malerei und überschreitet die Grenze zur Skulptur. Es ist schwer, ihre Arbeiten als Ganzes zu erfassen, da sie keinen klassischen Bildaufbau mehr aufweisen, es fehlen vorgegebene Blickachsen, die Werke haben weder Anfang noch Ende, ihre Plastizität steht gleichberechtigt zum bildlichen Inhalt. Einen Kontrast hierzu bilden ihre aktuellen kleinformatigen Arbeiten: Düster, in monochromem Sepia, wachsen aus grob gespachteltem schwarzen Grund frei gekratzte Spuren die sich in kontrastiver Dynamik aus diesem zu befreien scheinen und sich zu abstrakten Formen aufbauen.

Judy Millar 3

Rohkunstbau 2011 (II)

Mittwoch, Juli 13th, 2011

Wanne voll 2

Für Rohkunstbau hat Oswaldo Maciá eine neue Raum- und Klanginstallation Under the Horizon entworfen. Aus einer zentral im Raum positionierten Badewanne läuft eine schwarze Flüssigkeit, deren Geruch dem Besucher beim Betreten des Raumes entgegenschlägt. Sie tropft über den Rand der Wanne und fließt ab, um sich wieder in diese zu ergießen. Dazu ertönen leise Wassergeräusche. Die Wanne hat der Künstler auf einem weißen Sockel platziert, sodass der obere Wannenrand der Augenhöhe des Betrachters entspricht. Der Künstler präsentiert einen Kreislauf, nimmt Bezug auf die unaufhaltsamen Fluten des Rheins, der in seinen Tiefen das Rheingold verborgen hält – symbolisiert hier durch die undurchsichtige schwarze Flüssigkeit.

Wanne voll 1

Rohkunstbau 2011 (I)

Dienstag, Juli 12th, 2011

Die Sommerausstellung Rohkunstbau lädt das Kunstpublikum zur Landpartie ins Schloss Marquardt ein. „Macht“ lautet in diesem Jahr das Thema der Schau.

Raumdiagonale

Für das Herrenzimmer des Schlosses hat Katinka Pilscheur eine Raumcollage gebaut. Eine Kupferstange, die als Raumdiagonale funktioniert,durchbohrt ein fast raumhohes Gemälde. Matt weiß öffnet sich dessen Vorderseite dem Raum, während die hochglanzlackierte schwarze Seite dem Inneren zugewandt ist. Auf der polierten Fläche spiegeln sich Raum und Betrachter gleichermaßen und lassen eine neue Räumlichkeit entstehen. Die Künstlerin spielt mit den vorgegebenen Maßen und löst diese auf, das Bild funktioniert wie ein Spiegel, das den Betrachter die Orientierung verlieren lässt. Die Kupferstange als klassisches Macht-Symbol, gleichzusetzen mit dem Speer Wotans, durchbohrt das Bild, bietet ihm aber zugleich auch den nötigen Halt, damit es frei im Raum stehen kann.