Posts Tagged ‘Rohkunstbau’

Rohkunstbau 28 in Altdöbern

Sonntag, August 13th, 2023

Ich war schon seit je überzeugt, daß jeder Augenblick, den ich erlebe, den ich vertue und der unnütz verstreicht, irgendwo gespeichert wird und mir irgendwann zugute kommen würde, sobald ich diese selbstlosen Ersparnisse brauchte. Und selbst wenn ich es dauernd hinausschob, die Unmengen von Sekunden, Tagen und Jahren, die sich dort ohne mein Zutun angesammelt hatten, von der Zeitbank abzuheben und zu nutzen, war mir doch nicht unwichtig, daß es jene Bank gab. Schließlich ist der reichste Mann der Welt nicht der, der am meisten ißt oder sich am besten kleidet, sondern der, dem dies jederzeit freisteht.
(Ana Blandiana, Auf dem Lande)

Leider ist es nicht so wie es Ana Blandiana beschreibt. Nutzlos vertane Zeit bleibt vertan. Man kann sie eben nicht auf ein Konto bringen und bei Bedarf abheben. Zweimal haben wir schon Anlauf genommen, um die Rohkunstbau-Ausstellung Endlich Frieden! in Altdöbern zu besuchen, zweimal machte uns die Regionalbahn mit Ausfällen und Verspätungen einen Strich durch die Rechnung. Heute hat es endlich geklappt.

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In der Ausstellung ärgert mich das Banksy-Werk. Ein von ihm besprühter städtischer Elektroverteilerkasten wurde dem urbanen Raum entnommen und in einem Schlosssaal platziert. Schwachsinn!

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Es sind die Arbeiten von Olena Pronkina, bei denen wir länger verweilen.

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Olena Pronkina wurde 1988 in Taschkent (Usbekistan) als Kind ukrainischer Eltern geboren. Bis zum Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine arbeitete sie in Kiew. Von dort floh sie nach Lwiw und im Juni vergangenen Jahres nach Berlin. Pronkina malt Parallelwelten von sich verästelnden Traumlandschaften in gedämpften Farben. Eindeutig sind ihre Reminiszenzen an die Florentiner Freskomalerei der Renaissance. In diesen Maltechniken wurde sie einst ausgebildet. Ihre Bilder verweisen auf vergangene Zeiten im sowjetischen Einflussbereich – zum Teil mit direkten Referenzen auf die DDR. Seit ihrer Flucht haben sich ihre Arbeiten verändert. Die bereits in Berlin entstandene Serie „Dew to the Sun“, die beim 28. Rohkunstbau zu sehen ist, referiert auf eine Zeile der ukrainischen Hymne und stammt aus einem Gedicht von Tschubynskyj aus dem Jahr 1862. Auf ihren Gemälden sind Körperfragmente zu sehen, Hände, Köpfe in die Welt geworfen zwischen Resten von Pflanzen – viel Schwarz ist den Farben beigemischt. In ihren Tonplastiken formt sie Gesichter, die an Totenmasken erinnern – in sich gekehrt. Schauen sie den Betrachter noch an oder sind sie im Gebet versunken? Endlich Frieden! 

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Uns war bewusst, dass es nicht leicht wird, in Altdöbern essen zu gehen. In der Orangerie des Schlosses ist zwar ein Restaurant, aber ein Schild am Eingang weist uns darauf hin, dass es nur für solche Gäste etwas zu essen gibt, die vorher reserviert haben. Wahrscheinlich hat man vor 33 Jahren vergessen, das Schild abzunehmen.

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Am Rand der kleinen Ortschaft entdecken wir das ehemalige Kulturhaus. Darin befindet sich jetzt ein Restaurant KULTBERG mit einem großen Veranstaltungssaal und einem Biergarten. Es ist geöffnet! Gabi isst den Burger des Monats, einen Spreewald-Ösi. Der Wirt wirbt für ein Archie Lee Hooker-Konzert im September.

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Rohkunstbau 27 im Schloss Altdöbern

Montag, September 26th, 2022

Bahnhof

„Rohkunstbau“ im Spreewald
Eine Gruppenausstellung mit Hindernissen

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Seit Anfang August steht das eigentlich verschlafene Schloss von Altdöbern (Oberspreewald-Lausitz) im Mittelpunkt einer Kunstausstellung. Nachdem sie in den Vorjahren im Schloss Lieberose stattfand, ist in diesem Jahr die „Rohkunstbau“ nach Altdöbern gekommen – eine Ausstellung für zeitgenössische Kunst.

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Dreamer von Francesca Marti

25 Jahre Rohkunstbau im Schloss Lieberose (III)

Montag, August 31st, 2020

Bevor wir uns im Schloss umsehen, ruhen wir uns auf dem Marktplatz von Lieberose etwas aus.

Die Ruhende
Die Ruhende (Götz Lehmann, 2002)

Im Schloss gibt es interessante Wand- und Deckenarbeiten zu sehen, hier eine kleine Auswahl:

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Tischvorlage
Tischvorlage (Christiane Möbus, 2017)

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25 Jahre Rohkunstbau im Schloss Lieberose (II)

Montag, August 31st, 2020

Werner XI. von der Schulenburg (ca. 1460-1515), der Stammvater der Lieberoser Linie der von Schulenburgs, freut sich, dass im Lieberoser Schloss der 25. Rohkunstbau stattfindet. Er war übrigens der einzig Lächelnde unter den Statuen in der Siegesallee.

von der Schulenburg

Die Familie von der Schulenburg hat von 1519 bis zur Enteignung 1945 die Geschicke der Stadt Lieberose bestimmt. Sie stammte aus der sächsischen Altmark. Als Burginhaber von Salzwedel übertrug ihnen Mitte des 13. Jahrhunderts der König eine Funktion bei der Kolonisierung des slawischen Gebietes östlich der Elbe. Vom schwarzen Ast der Familie wurden Besitzungen in Beetzendorf und Papenburg in der Altmark erworben. Ab 1472 erhielten sie in Pommern die Herrschaften Löcknitz und Penkun. In der Niederlausitz kaufte schließlich Werner XI. von Schulenburg ab 1504 erste Landgüter, die Herrschaften Lübbenau und Neu Zauche. Seine Söhne Jakob I. und Richard II. erwarben am 11. November 1519 Herrschaft, Schloss und Stadt Lübroß (Text: Freiluftausstellung).

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25 Jahre Rohkunstbau im Schloss Lieberose (I)

Sonntag, August 30th, 2020

Zärtlichkeit – Die Jubiläumsausstellung im Schloss Lieberose

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Rohkunstbau (VIII)

Montag, August 1st, 2011

Karin Sander

Im Gartensaal des Schlosses hat Karin Sander die Zeichnung des Raumes in einen Quellcode verschlüsselt und seine Zahlencodierung als ‚XML-SVG CODE‘, an die Wände des Raumes plakatiert. In gleichmäßiger Reihenfolge ziehen sich die Buchstaben und Zahlen über die Wände, sie wirken wie ein Muster. Zugrunde liegt die Idee, dass in einer architektonischen Zeichnung ein dreidimensionaler Raum ins Zweidimensionale übersetzt wird. Karin Sander kehrt diesen Effekt um.
(mehr hier)

Rohkunstbau (VII)

Dienstag, Juli 26th, 2011

Mariele Neudecker 2

Das Spiel mit Illusion und Wahrnehmung ist charakteristisch für die Werke von Mariele Neudecker. In Glaskugeln hängen Berg-Landschaften kopfüber und spiegeln sich im trüben Wasser. Die so entstandenen Landschaftsaquarien vermitteln dem Betrachter in dreidimensionaler Anschaulichkeit den klassischen Bildaufbau von Vorder-, Mittel- und Hintergrund.

Rohkunstbau 2011 (VI)

Freitag, Juli 22nd, 2011

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Eine Skulptur hat Frank Nitsche im Wintergarten des Schlosses für den Rohkunstbau installiert: eine Säule aus leeren Getränkedosen, die sich vom Boden bis zur Decke stapeln, bunte Aufkleber beherrschen die Optik. Frank Nitsche präsentiert die Macht der Werbung und des Konsums in grellbunter Form. Verführt durch eine permanente Flut visueller Eindrücke entstehen sofort Produkt-Assoziationen beim Betrachter, bekannte Label und Slogan ergänzen das Bild einer Säule der Konsum- und Kommerzwelt, welche uns die Macht der daraus entstehenden Bedürfnisse demonstriert.

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Rohkunstbau 2011 (V)

Donnerstag, Juli 21st, 2011

MJ

Marc Brandenburg zeigt ein überlebensgroßes Michael-Jackson-Portrait: Durch Schwarzlicht illuminiert leuchtet der „King of Pop“, die Popikone der Neunzigerjahre, der eine ganze Generation durch seine Musik geprägt hat und durch seinen kontroversen Lebensstil stets zur Diskussion anregte, bevor er sein tragisches Ende fand. Der Künstler zeigt den Sänger in typischer Pose auf dem Höhepunkt seiner Karriere, bevor er sich unzähligen Operationen unterzog, um sein Aussehen zu korrigieren. Der Macht des Schönheitswahns unterlegen, entstellte sich Michael Jackson immer mehr und verlor schließlich den Sinn für die Realität. Erahnen lässt uns Marc Brandenburg dessen tragisches Ende, blickt der Sänger doch melancholisch und verloren und scheint nicht von dieser Welt zu sein.

Rohkunstbau 2011 (IV)

Samstag, Juli 16th, 2011

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Im Foyer des Schlosses präsentiert Mariana Vassileva ihre Arbeit Accelerator: Im Zentrum der Halle dröhnt der Motor eines Bugatti, bekrönt von einem futuristisch anmutenden Lichtobjekt, das von der Decke hängt. Der Motor der Luxuslimousine sowie das Leuchtobjekt korrespondieren miteinander, abhängig von der Lautstärke des Motors verändert sich das Licht, das wie eine Dornenkrone über dem Motor schwebt. Die Objekte stehen im Gegensatz zueinander: die Dornenkrone sinnbildlich für den Untergang, krönt den Motor, das Emblem für Reichtum, Geschwindigkeit und Macht.

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