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Balkon Nr. 38

Freitag, November 18th, 2011

Mond

MOND.
Etwas, das frei in der Luft schwebt und sich dreht, ohne daß es auf irgendeiner Unterlage aufliegt und ohne daß es herunterfällt, ist gewiß etwas Merkwürdiges. Etwas, das von selbst seinen geheimnisvollen Umlauf beginnt und fortsetzt, rund und bleich wie der Mond, ist etwas Bemerkenswertes. Wir erwarten ein Murmeln des Erstaunens über die Lautlosigkeit dieses Vorgangs, der dem Zuschauer nicht nur geheimnisvoll, sondern eigentlich unheimlich erscheinen müßte; dennoch wird er gar nicht beachtet. Diese ganze außerordentliche Vorrichtung schwebt über uns dahin, dünn und flach, und wir halten sie für eine der selbstverständlichsten Erscheinungen der Welt, die nicht besonders hervorgerufen zu werden braucht. Wir tun es hier aber dennoch. Wir loben den Mond, der uns mit riesiger Geschwindigkeit umschwirrt.
(Ror Wolf)

Neues vom Mond

Mittwoch, Mai 12th, 2010

So müßte einem Menschen zu Mute sein, dem der Mond in den Garten gefallen ist und dort wie eine große gelbe Quitte auf dem Rasen liegt.
(Heimito von Doderer, Die Strudlhofstiege)

Viertelmondträgerin
Trak Wendisch, Viertelmondträgerin, 2000

Doch selbst der Mond mit seinem zerdellten Gesicht wollte mich, so kam es mir in dieser Nacht vor, aus der Ferne mit seiner Fratze verhöhnen und mir verkünden, jetzt sei auch ich – wie er in der Einsamkeit des Alls – auf mich alleine zurückgeworfen.
(Karl-Heinz Ott, Endlich Stille)

Die Wolken hatten sich etwas verzogen und ließen dem Monde Raum, sein goldgelbes, fast zehrendes Licht auszugießen.
(Karl Ferdinand Gutzkow, Die Ritter vom Geiste)

Viertelmondträgerin

… – und lachte dreckig, als eine beflissene Bö ihren über die Stange hinausgereckten Hintern entblößte, der im weißlichgelben Laternenlicht aufleuchtete, fast so bleich wie der greise Fötusschädel des Mondes hoch über uns, dessen Abbild im Wasserspiegel – fünfzig Meter tief unter uns – gleichzeitig lautlos zersplitterte.
(Frank Schulz, Morbus fonticuli oder Die Sehnsucht des Laien)

Feucht, in Dunst gehüllt, strampelte sich der Mond in einer Ecke des Himmels nach oben.
(Douglas Adams, Mach’s gut und Danke für den Fisch)

.. und als ich die Spatzen von einem schwingenden Ast zum anderen flattern sah und den Mond, der so ungeduldig war, dass er bereits am Tage seine einzige weiße Blüte geöffnet hatte …
(Miklós Szentkuthy, Apropos Casanova)